"Das kleine Bistro gewährte mir durch seine polnische Küche erfreuliche Abwechslung mit kleinem Genuss für Zwischendurch – und das in sehr guter Qualität."
Geschrieben am 09.07.2025 2025-07-09 | Aktualisiert am 09.07.2025

"In den lange leerstehenden Räumlichkeiten der ehemaligen Bierstube kann man für mich im "Meersalz" nun ein modernisiertes, ordentliches gastronomisches Angebot finden."
Geschrieben am 04.07.2025 2025-07-04

"Das "Unter Freunden" bewies bei diesem längeren Abendbesuch erneut, warum es wirklich ein Juwel in Lübecks Gastronomielandschaft ist."
Geschrieben am 08.06.2025 2025-06-08 | Aktualisiert am 09.06.2025

Das "Danzig Bistro" an der Untertrave zähle ich definitiv zu dieser gern von mir gesehenen Kategorie. Bereits Mitte 2023 wurde es damals noch unter dem für mich etwas unpassenden modern anmutenden Namen "Space Breads" mit Science-Fiction-Design des Interieurs eröffnet. Man fühlte sich somit zunächst eher wie bei dem nächsten neuen "fancy Pizza-Lieferdienst" (Parallelen zum ersten "Toy Story"-Film kamen dabei in mir vor allem auf ;-)), als in einem kleinen Bistro, dass etwas mehr polnische Küche in das gastronomische Angebot der Hansestadt bringen möchte.
Zum damaligen Zeitpunkt bot man zudem nur die sogenannten "Zapiekanki" an. Dabei handelt es sich um das polnische Pendant des bereits als Fast Food bekannten Pizzabaguettes. Großzügig gesprochen könnte man auch Vergleiche zur französischen Croque ziehen. In den 1970ern in unserem östlichen Nachbarland entstanden, hat es sich dort als Sinnbild für schnelle Imbiss-Versorgung mit der bekanntermaßen unschlagbaren Kombination von Fett und Kohlenhydraten etabliert. So handelt es sich dabei eben "nur" um ein halbiertes Weißbrot mit verschiedenen Belägen, dass dann großzügig mit Käse überbacken und zum Schluss noch mit Ketchup-Streifenmuster "veredelt wird" (italienische Balsamicocreme-Gemälde lassen grüßen).
Dieses Angebot hatte auch mich dabei nun nicht so angesprochen, dass dieses Lokal ganz oben auf meiner Besuchs-Wunschliste lag. Zudem schien es ein Jahr später auch so, dass die vorübergehende Schließung wegen "Umbauarbeiten" doch wohl eher in einem dauerhaften Status enden würde. Doch weit gefehlt: Im Winter 2024 öffnete man tatsächlich erneut die Türen des kleinen Lokals, dass sich nun mit dem Namen "Danzig Bistro" eindeutig zur Herkunft seines Angebots bekannte.
Dieses wurde zu meiner Freude dabei erweitert und hält nun in Ergänzung zu den "Zapiekanki" eine wesentlich tradionellere polnische Speise parat: die Teigtaschen "Pierogi". Hier hat man dabei eine breite Auswahl von omnivorer Hackfleisch- über vegetarische Käse- bis zu veganer Pilzfüllung, die zudem durch unterschiedliche Toppings (Schnittlauch, Röstzwiebeln, Speck usw.) weiter individualisiert werden können.
Ebenso spannend und für mich sehr typisch für die polnische Küche ist ein täglich wechselndes Eintopf- und Suppenangebot, was z.B. Bigos, Zurek, Gurkensuppe oder Rote-Bete-Suppe umfasst.
Das waren nun also mehr als genug Gründe, damit das Bistro ganz weit oben auf meine Gastro-Besuchs-Liste kletterte und an diesem späten Freitag-Nachmittag auch das Ziel meines ersten Probiermahls wurde.
Äußerlich macht das "Danzig" im Erdgeschoss mit der interessanten und markanten, symmetrischen Fenster- und Türenarchitektur nun mit einem Leuchtschild auf sich aufmerksam. Dieses zeigt, neben dem Namen, eine rote Silhouette der polnischen Hafenstadt mit weißem Himmel, wodurch also die polnische Flagge ebenfalls integriert wird. All das macht nun, im Gegensatz zum Weltall-Motto des vorherigen "SPACE" wesentlich mehr Sinn und schafft auch gleich einen Bezug zu dem, was ein potentieller Gast hier kulinarische vorfinden kann.
Auch im Inneren des Lokals hat man die Stadt an einer kompletten Wand verewigt, wobei es hier die Silhouette des neuen Hafens der polnischen Stadt ist, was natürlich auch gut zum Hansecharakter Lübecks passt.
Die gegenüberliegende Wand ziert auf schwarzem Untergrund lediglich das Wort "Soldek". Erstaunlicherweise hat das aber gar keinen kulinarischen Bezug, benennt es doch ein bekanntes Museumsschiff im Danziger Hafen.
Das Leuchtschild vom Außenbereich befindet sich noch einmal an der Stirnseite, wo man hinter dem Tresen direkt in die Küche blicken kann.
Auf dem schwarz gefliesten Boden sind es dann die einfachen Stühle mit rotem Samtbezug an hellen Zweiertischen, die nochmals die polnischen Farben präsentieren. Hierbei kann man an der Wand mit der Hafensilhouette auf einer ebenfalls rot gepolsterten Bank Platz nehmen.
Als ich kurz nach Ladenöffnung gegen 17:00 das Lokal besuchte, kümmerte sich ein junger Mann um dessen Betrieb. Genauso freundlich, locker und aufgeschlossen, wie er mich begrüßte, erläuterte er auch anschließend das Angebot und ließ sich auf Fragen zu diesem ein. Bestellt und bezahlt wurde direkt am Tresen, serviert hat er dann aber an den Platz. Für dieses „Bistro-Maß“ an Service kann ich da nichts bekritteln, sondern eher die erwähnte zugewandte Art des jungen Mannes loben.
Das Angebot hatte ich ja in meiner Einleitung bereits geschildert. Für diesen Freitag entschied man sich für eine polnische Gurkensuppe als die Tagessuppe, die es für 8,5€ zu bestellen gab. Im "Menü" mit 6 Pierogi kann man für 13 € auch den größeren Hunger stillen.
Eben jene Pierogi sind im Umfang von 11 Stück für 13 € (Pilz-Kraut-Füllung) bis 15 € (Hackfleischfüllung) erhältlich. Man kann aber auch eine ganz individuelle Menge bestellen, wobei pro Stück 1,4 - 1,6 € zu Buche stehe.
Dazu kann man sich Toppings aussuchen, die von Röst- bzw. Schmelzzwiebeln über Butter und Rauchspeck bis zu Schnittlauch und Chiliflocken reichen.
Die Zapiekanki-Baguettes sind übrigens auch preislich wahrlich etwas für das Motto "Hauptsache preiswert satt", denn nicht weniger als ganze 50 cm sind diese in der Maxi-Version lang und kosten selbst dann in der Basisversion maximal 9,8 €. Durch die individuelle Wahl weiterer Beläge und Saucen kann der Betrag dann noch erhöht werden.
Diese Baguettes standen aber ja sowieso für diesen ersten Besuch nicht im Fokus meines Appetits auf polnische Küche. So entschied ich mich schließlich für die „Pierogi mit Pilz-Kraut-Füllung“ im Umfang von Stück für 5,6 €, die ich mit Schmelzzwiebeln und Schnittlauch getoppt haben wollte. Nach etwa 10 Minuten servierte mir der junge Herr dies auch schon direkt an den Platz.
An deren Größe war, zu meiner Freude, schon einmal nicht geknausert worden. Etwa so lang wie ein Mittelfinger und drei Finger breit, versprachen die Teigtaschen bereits optisch eine gute Füllung.
Das bestätigte dann auch der erste Anschnitt, der sowohl das Kraut als auch die feine, bräunliche Pilz-Duxelles in guter Harmonie erkennen ließ. Keine Überraschung es also, dass auch geschmacklich die feine Säure des Krauts mit dem Aroma der Fungi schon harmonierte. Herrliche Herzhaftigkeit versprühte jede Pirogge im Mund, die dank meiner gewählten Schmelzzwiebeln noch eine tolle süße Addition erfuhren.
Nicht zu vergessen wäre auch die handwerkliche Qualität beim Teig, der für mich genau die richtige Stärke und Konsistenz hatte.
Ebenso vermissen musste ich auch nicht eine Soße, denn einerseits waren die Pierogi schon Dank der saftigen Füllung und dem Teig geschmeidig, und andererseits entstiegen sie wohl ihrem Glanz nach noch einer schönen „Pfannenkur“ mit etwas Butter.
Ich bekam hier also geschmacklich genau die erhoffte „Wonne am Gaumen“, die zudem noch mit guter Qualität der Zubereitung gepaart war.
Alles in Allem kann ich aus meiner Sicht also folgendes Fazit zum "Danzig Bistro" ziehen.
Die Umgestaltung des Innenbereiches war für mich eine sehr gute Entscheidung der Betreiber. Der direkte Bezug zur Hafenstadt Danzig lässt nun eine klare kulinarische Ausrichtung viel besser erkennen als das zuvor eher krampfhaft auf Modern getrimmte "Weltall-Motiv". Man weiß nun genau, welche Küche man hier ausprobieren kann und vertraut nun auch mehr darauf, dass dies mit einem gewissen Anspruch an Authentizität geboten werden will.
Der das Lokal am Tage meines Besuchs betreibende junge Mann hinterließ bei mir einen tollen Eindruck. Seine aufgeschlossene und kommunikative Art passte meiner Meinung nach super zur Ausrichtung eines polnischen Bistros.
Im kulinarischen Bereich lieferte mir das „Danzig“ mit den von mir gewählten Pilz-Kraut-Pierogi genau diesen herzhaften Wohlgeschmack, den ich mir von dieser Länderküche erhoffte. Weder an Handwerk noch Geschmack ließ die klar hausgemachte Qualität für mich etwas missen.
Gegenüber dem Preis von 1,4 € pro großzügiger Pirogge resultiert das bei mir in einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ich persönlich betrachte das Bistro nach der Umgestaltung somit definitiv als Bereicherung und lohnenswerte Anlaufstelle in der Altstadt, die die bisher fast gar nicht vertretene osteuropäische und im speziellen polnische Küche erweitert. Die unkomplizierte Freude dieser Speisenwelt lässt sich im „Danzig“ dabei sehr gut entweder ausprobieren oder wiederfinden.