Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 289 Bewertungen 372133x gelesen 10256x "Hilfreich" 9199x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 22.01.2025 2025-01-22| Aktualisiert am
22.01.2025
Besucht am 10.08.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 555 EUR
Oldenburg, die Landeshauptstadt des ehemaligen Großherzogtums zwischen Weser und Ems, ist gemessen an der Einwohnerzahl (nach Hannover und Braunschweig) die drittgrößte niedersächsische Stadt noch vor Osnabrück, kommt aber gastronomisch bei Weitem nicht an dessen vielfältiges gastronomisches Angebot heran. Im Gegenteil, gerade im Fine-dining-Bereich sah es lange noch schlechter aus als - abschreckendes Beispiel - im nur 50 Kilometer entfernten Bremen. Aber seit einiger Zeit tut sich an Weser wie eben auch an der Hunte etwas. Kevin Gideon hat sich mit seinem gleichnamigen Restaurant inzwischen vergrößert und sogar am alten Standort (ganz im Trend!) ein zusätzliches Frühstückslokal eröffnet. Er macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen auf einen Stern. (Wie wohl auch Jannis Fuhrberg im jüngst eröffneten Bremer Kulinarium, der - fun fact - seinerseits aus Oldenburg stammt.)
Und auch in der Kaiserküche von Malte und Clarissa J. Ibbeken wird seit gut zwei Jahren zwar konsequent Wert auf regional-norddeutsche Produkte und nachhaltige Verarbeitung möglichst des ganzen Produkts - gleich ob von Tier oder Pflanze - gelegt, aber die Küche ist dem Grunde nach klassisch und vor allem mit Anspruch. Was nicht nur für das Handwerk gilt: Die erstaunlich regionalen Erzeuger und Produzenten werden auf der Karte ebenso genannt wie die Teammitglieder aus Küche und Service. Nichts, was nicht schon anderswo praktiziert wird, aber das macht es für Oldenburg ja nicht weniger richtig! Tatsächlich konnten wir hören, dass noch ein Teller mit Rehleber herausging, die nächsten dann aber mit anderen Stücken des aus hiesiger Jagd stammenden Tieres. Will man auch im Winter regionale Produkte anbieten, führt kein Weg an Fermentieren und Einkochen vorbei. Die Kaiserküche bietet Workshops dazu auch für die geneigte Gästeschaft an. Ausdrücklich lobenswert: Man bildet aus und engagiert sich ehrenamtlich im Prüfungsausschuss. Bravo!
Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich der Standort: Trotz des einst mit Bedacht gewählten Namens endet die Kaiserstraße nun einmal am Bahnhof und dementsprechend liegen in unmittelbarer Nachbarschaft des Restaurants Shisha-Bar, Späti und Spielhalle.
Der Beliebtheit der Kaiserküche schadet das augenscheinlich nicht: Als unsere dreiköpfige Reservistenkameradschaft etwas verspätet aus dem „Biwak“ in Groningen eintraf (nach telefonischer Ankündigung der Verzögerung - Ehrensache!), hatte sich das Restaurant schon weitgehend gefüllt. Neben einer kleineren Familiengesellschaft überwogen an den 2er- und 4er-Tischen Paare in unterschiedlicher Konstellation, die unser Lokalmatador unschwer der Oldenburger Hautevolee zuordnen konnte. Wobei man nicht steinreich sein muss, um in den Genuss der kaiserlichen Küche zu kommen. Hilfreich ist vielmehr, in Ausbildung zu stehen: Pro Abend kommen 2 Schüler, Studenten oder Azubis für nur 75€ in den Genuss des kleinen Menüs einschließlich Aperitif, Wasser, Getränkebegleitung(!) und Kaffee. Auch nicht hier erfunden, aber erneut: Bravo!
Für alle anderen liegt das Menü zwischen 80€ und 110€ inklusive Wasser. Das ist angesichts des Verzichts auf Edelprodukte ein angemessener Preis. Die komplette Weinbegleitung ist mit maximal 59€ günstig; alkoholfrei liegt noch darunter. Wer à la carte wählen möchte, findet eine kleine Karte mit etwas einfacher gehaltenen Gerichten.
Angesichts der nüchternen, sehr unauffälligen Eingangssituation
war ich im ersten Moment vom großen Gastraum überrascht, der durch die dreiseitig offene Küche in unterschiedliche Bereiche geteilt wird: Im vorderen Bereich eher Café, vielleicht auch eine Wartezone. Dann Hochstühle vor der Theke; auch für einen Night-cap ist man hier Willkommen. Und schließlich der eigentliche Speiseraum, im dem die großzügig gestellten Tische als „Lichtinseln“ im Dunkeln verteilt sind.
Auf der Homepage als „minimalistisch“ angekündigt, fand ich den grau gestrichenen Estrichboden und die weitgehend schmucklosen, ebenfalls grauen Betonwände sehr klar und keinesfalls ungemütlich. Das mag am beschriebenen Lichtkonzept liegen, bei dem der effektvoll indirekt beleuchtete Namensschriftzug an der Wand hinter uns ein „Highlight“ auch im Wortsinne darstellte. Oder an dem beeindruckend großen Holzregal, in dem die diversen Fermentationen der Küche auf ihren Einsatz warten (Oder nur Staffage sind, bei meiner Oma wurden die Weckgläser noch im dunklen, kühlen Keller verwahrt…). Oder eher an den bequemen Cocktail-Stühlen mit ihrer samtigen Polsterung vor den dicken, blanken Holzplatten der Tische.
Dass unter dem Motto „More social - less media“ ausgerechnet vom Interieur keine Fotos gemacht werden sollen, um die Aufmerksamkeit „der Kulinarik und unseren hochwertigen Produkten“ zu schenken, fand ich eine überflüssige Gängelung und im Sinne der Community natürlich zwingend zu ignorieren!
Aber wer weiß schon, wie sich manche Menschen im Restaurant benehmen. Nicht jede Wildsau brät über dem Feuer…
Stichwort Ungezwungener Genuss: Erwähnenswert sind die Toiletten. Getaucht in sündiges Rotlicht, schmettert einem unerwartet „Viva Colonia!“ entgegen. Im Gastraum dann ein entspannter Mix vom American Songbook über Swing und Jazz bis hin zu Nina Hagens Blauen Augen.
Garant für einen vergnüglichen Abend ebenfalls die junge Crew beiderseits des Passes, die bei unserem Besuch richtig „Bock“ hatte; sprich mit Engagement und guter Laune agierte. Vom Azubi im ersten Lehrjahr bis zum Chef, der sich am Ende des Abends noch für ein längeres Gespräch zu uns setzte, erschien auch die weiße Brigade am Tisch, ohne mit überlangen Erklärungen zur Bereitung des Gaumengenusses denselbigen unangemessen zu verzögern. Ich hoffe, diese Unsitte besonders in Läden mit „Konzept“ verschwindet wieder.
Ein kleines Missgeschick unterlief der fröhlichen Truppe bei der Bestellung: Ein Kamerad hatte sich bei der Vorspeise vegetarisch entschieden; das wurde dann falsch auf den Hauptgang übertragen. Schade, kann jedoch passieren. Malte Ibbeken entschuldigte sich persönlich und bot den schnellen Austausch des Tellers an. Später fehlte noch Besteck als der 2. Gang aufgetragen wurde.
Sehr zügig nach dem Platznehmen „überfiel“ uns ein Kellner mit der Frage nach einem Aperitif. Das mag ich eigentlich gar nicht, aber immerhin waren wir fast eine halbe Stunde nach der Reservierung erschienen; das könnte die Abläufe gestaucht haben. Ich entschied mich für einen 100% Chardonnay Franciacorta, der einen fruchtig-frischen Einstieg in den Abend lieferte. Seinen Glaspreis von 13,5€ für das Basisangebot des Bio-Weinguts Clarabella fand ich bei einem Internet-VK von ca. 25€ für die ganze Flasche schon sportlich, aber ich hätte ja vorher fragen können. Wir wechselten zum Menü auf eine gute Flasche Riesling und blieben der deutschesten aller Reben auch beim Dessert treu.
Nach dem Aperitif wurden oshibori - warme feuchte Handtücher - gereicht. Eine schöne, gastliche Geste, die ich allerdings immer mit dem Ankommen und der Reinigung vom Schmutz und im übertragenden Sinne von der Mühsal des Weges verbunden habe, also an den Beginn des Besuchs setzen würde.
Aber dann ging es gut getaktet los: Die auf den ersten Blick rustikalen Küchengrüße für drei waren in Porzellanschälchen angerichtet und auf einem gemeinsamen Holzbrett serviert. Etwas unbedacht platzierte der Service das Ensemble dann zwischen den zwei sich gegenüber sitzenden Personen; sehr unglücklich, da der Dritte am Tisch immer einen langen Arm hätte machen müssen. Wir wussten uns zu helfen und schufen Platz in der Mitte der beiden zusammengeschobenen kleinen Tische. Aber in dieser Klasse wäre es doch schön gewesen, die Appetitanreger für den dritten Gast auf eigene Schälchen zu verteilen - beim Olivenöl zum frischen, wirklich leckeren Sauerteigbrot klappte das (erfreulich aus hygienischen Gründen) ja auch. Geschmacklich gab’s auch sonst nicht zu meckern. Die aufgeschlagene Butter war einerseits mit Chili (zurückhaltend) geschärft, andererseits mit Krümeln karamellisierter weißer Schokolade gesüßt. Sehr schick! Die Erbsen(!)-Falafel mit Minzjoghurt gefielen. Am fermentierten Gemüse schieden sich die Geister: Während teils von „Shawarma-Beilage“ geraunt wurde, überzeugten die Kohlrabiabschnitte durch feines Säure-Salz-Spiel. Dagegen fiel der Rotkohl ebenso wie der separat gereichte Gurken-Kefir als eindeutig zu sauer durch. Ich sag ma dalailamaesk: Geschmacksache.
Zum Einstieg hatten wir unisono für die Texturen von Blumenkohl und Kräutern votiert - „und wir wurden nicht enttäuscht“. Nö, im Gegenteil positiv überrascht. Das waren auf dem Teller keine Spielereien, sondern durchdachte, sich ergänzende Zubereitungen: Der in der Hochküche lange Zeit unterschätzte Karfiol erschien als stark geröstete Röschen, fermentierten Scheiben des Strunks und als Pacojet-perfektes Eis. Das ergab schöne Geschmacksentwicklungen. Cremig umgeben von einer pikanten Kapuzinerkresse-Majonäse und ergänzt durch die Variationen der Macis (Das ist wohl die Ummantelung der Muskat-Nuss, nicht deren Blüte.), die nicht nur ihren sehr eigenen, leicht bitteren und harzigen Geschmack einbrachte, sondern durch die Verarbeitung in Chip und einer sämigen Sauce zusätzliches Mundgefühl beisteuerte.
Obwohl etwas unscheinbar daherkommend, steckten in diesem Teller viele gelungene Ideen.
Als Zwischengang hatte ich Lammfleisch gewählt, besonders wegen der grünen Bohnen mit Kräutern als so schön „klassische“ Beilage. Meistens gibt es ja einen guten Grund, warum bestimmte Kombinationen nicht verschwinden. Und wenn man erwarten darf, die Komponenten in erstklassiger Qualität zu erhalten, sollte es doch genussvoll werden.
Wurde es. Das Fleisch stammte von der Bio-Deichschäferei Fräulein Mäh und war zart im Biss und sehr erkennbar im Geschmack. Zudem perfekt medium rare mit kräftiger Röstung. Einfach regionales, in artgerechter Haltung erzeugtes bestes Fleisch. Begeistert mich jetzt noch.
Die Hülsenfrüchte kamen einmal ganz natürlich als grüne Brechbohnen, perfekter Biss, voller Geschmack und zurückhaltende, aber merkbare Kräuter. So einfach, so lecker. Interessanter ein kräftig abgeschmecktes Mus, das als „Schale“ für die Lammjus diente, die ebenso intensiv schmeckte, wie sie aussah. „Ehrliches Saucenhandwerk“ würde der Pälzer Heimatküchen-Verehrer sicherlich bescheinigen. Ich nenne es „böckchen-stark“. In den etwas zu teigig geratenen Maultaschen versteckte sich schließlich stark gekräutertes Keulenfleisch.
Randnotiz: Einen Sauvignon blanc als Weinempfehlung hätte ich nicht erwartet. Verwechslung mit dem Cabernet Sauvignon oder ein neuer Trend? Ich verzichtete als geschmähter Etikettensäufer vorsichtshalber…
Auch nicht alltäglich, dass es im Menü nach dem roten Fleisch nun - auf einem Teller - mit Fisch und Geflügel weiterging.
Der Zander war saftig und auf der Haut gebraten, die nur teilweise knusprig war. Was aber daran lag, dass der Fisch mit wunderbar krossem Hähnchen-Crumble gekrönt war. Das von Odefey&Töchter bezogene Geflügel war auch Grundlage für die erneut runde Jus, die den Fisch nicht übertönte. Den vegetarischen Part übernahm Zucchini, die als cremiges Gratin überzeugen konnte! Nix geschmacklos, sondern mit sehr „grünem“ Aroma und angenehmer Bitter-Note. Dass das Dressing des (seinen Namen verdienenden) Wildkräutersalates die darauf platzierten Zucchini-Chips natürlich durchweicht hatte, war eine sehr verzeihliche Nachlässigkeit der Küche.
Während ich still den fehlenden Käsegang betrauerte und mich mit der Beerenauslese tröstete, lobten die Kameraden den gar nicht mal so süßen Abschluss überschwänglich. Eine dicke, frisch aus der Pfanne kommende Scheibe Toastbrot war mit schmelzenden Bergkäse-Krümeln überzogen und wurde mit einem Sorbet von roten Beeren kombiniert, dazu karamellisierte weiße Schokolade. Umami und Fruchtsäure ist eine seltene, hier offenbar gut funktionierende Kombination. Warm und kalt geht sowieso immer und im Dessert sowieso!
Fazit: Die Kaiserküche liefert genau das, was sie verspricht. Erstklassige Produkte, ernst genommene Regionalität entsprechend der Saison, kombiniert mit sehr gutem Handwerk in einem modernen Ambiente. Der junge Service wurde schon gelobt.
Gerne wieder!
Oldenburg, die Landeshauptstadt des ehemaligen Großherzogtums zwischen Weser und Ems, ist gemessen an der Einwohnerzahl (nach Hannover und Braunschweig) die drittgrößte niedersächsische Stadt noch vor Osnabrück, kommt aber gastronomisch bei Weitem nicht an dessen vielfältiges gastronomisches Angebot heran. Im Gegenteil, gerade im Fine-dining-Bereich sah es lange noch schlechter aus als - abschreckendes Beispiel - im nur 50 Kilometer entfernten Bremen. Aber seit einiger Zeit tut sich an Weser wie eben auch an der Hunte etwas. Kevin Gideon hat sich mit... mehr lesen
4.5 stars -
"Sehr empfehlenswerte moderne Regionalküche" DerBorgfelderOldenburg, die Landeshauptstadt des ehemaligen Großherzogtums zwischen Weser und Ems, ist gemessen an der Einwohnerzahl (nach Hannover und Braunschweig) die drittgrößte niedersächsische Stadt noch vor Osnabrück, kommt aber gastronomisch bei Weitem nicht an dessen vielfältiges gastronomisches Angebot heran. Im Gegenteil, gerade im Fine-dining-Bereich sah es lange noch schlechter aus als - abschreckendes Beispiel - im nur 50 Kilometer entfernten Bremen. Aber seit einiger Zeit tut sich an Weser wie eben auch an der Hunte etwas. Kevin Gideon hat sich mit
Schon seit längerem hatte ich vor, bei einem meiner nächsten Besuche in Magdeburg endlich wieder dem Highkitchen einen Besuch abzustatten. Aber, wer zu spät kommt…
Seit dem 31.12. hat Danny Mette sein Gourmetrestaurant über den Dächern in der bisherigen Form geschlossen. Aber es geht am selben Ort weiter, wie die Homepage sehr vollmundig verrät: „Ab April/Mai entsteht eine komplett neue Welt - anders, innovativ, überraschend. Ein Konzept, das Magdeburg und die Region kulinarisch auf ein neues Level heben wird.“
Mir hat die bisherige Welt von Danny Mette sehr gut gefallen. Leider kollidierten meine Aufenthalte an der Elbe zu häufig mit den Schließzeiten. Es bleibt zu konstatieren, dass sich ein weiteres à la carte Gourmetrestaurant verabschiedet. Sehr schade.
Nun - hoffen wir das Beste und auf mehr als die Beschränkung auf unregelmäßige Themenabende…
Schon seit längerem hatte ich vor, bei einem meiner nächsten Besuche in Magdeburg endlich wieder dem Highkitchen einen Besuch abzustatten. Aber, wer zu spät kommt…
Seit dem 31.12. hat Danny Mette sein Gourmetrestaurant über den Dächern in der bisherigen Form geschlossen. Aber es geht am selben Ort weiter, wie die Homepage sehr vollmundig verrät: „Ab April/Mai entsteht eine komplett neue Welt - anders, innovativ, überraschend. Ein Konzept, das Magdeburg und die Region kulinarisch auf ein neues Level heben wird.“
Mir hat die bisherige Welt von Danny Mette sehr gut gefallen. Leider kollidierten meine Aufenthalte an der Elbe zu häufig mit den Schließzeiten. Es bleibt zu konstatieren, dass sich ein weiteres à la carte Gourmetrestaurant verabschiedet. Sehr schade.
Nun - hoffen wir das Beste und auf mehr als die Beschränkung auf unregelmäßige Themenabende…
High Kitchen | Hoch über den Dächern
High Kitchen | Hoch über den Dächern€-€€€Restaurant03915639395Otto-von-Guericke-Straße 86a, 39104 Magdeburg
stars -
"Relaunch im April mit neuem Konzept" DerBorgfelderSchon seit längerem hatte ich vor, bei einem meiner nächsten Besuche in Magdeburg endlich wieder dem Highkitchen einen Besuch abzustatten. Aber, wer zu spät kommt…
Seit dem 31.12. hat Danny Mette sein Gourmetrestaurant über den Dächern in der bisherigen Form geschlossen. Aber es geht am selben Ort weiter, wie die Homepage sehr vollmundig verrät: „Ab April/Mai entsteht eine komplett neue Welt - anders, innovativ, überraschend. Ein Konzept, das Magdeburg und die Region kulinarisch auf ein neues Level heben wird.“
Mir hat die
Geschrieben am 01.12.2024 2024-12-01| Aktualisiert am
03.12.2024
Besucht am 11.09.2024Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
Nachdem mich vor sechs Jahren der erste Besuch im (sogenannten) Fine-Dining-Restaurant des noblen Parkhotels nach der Übernahme durch die Dorint-Gruppe mächtig ernüchtert hatte, mied ich das Parkrestaurant geflissentlich. Nun ja, bis auf zwei Besuche des sonntäglichen High-Teas, die zwar nicht weltbewegend, aber alles in allem doch sehr ordentlich waren.
Deshalb ließ mich die Ankündigung in der örtlichen Presse aufhorchen, man wolle nun wieder nach Höherem streben und habe dafür mit Frank Seyfried (zuletzt Gotthard‘s im Fährhaus, Koblenz) einen Sterneküche-erfahrenen Chef engagiert. Und als dann noch in unserem Stamm-Bistro ein Freund des Inhabers berichtete, er habe sich nach etlichen Jahren in der Gastro doch noch für eine Fachausbildung entschieden - und zwar bewusst im Parkhotel - war die Entscheidung gefallen: Zu sechst, darunter zwei Köche und eine langjährige Service-/Barchefin, wollten wir der neuen Qualitäts-Offensive auf den Zahn fühlen, für die als Restaurantleiter Taeke Halbersma aus der Brasserie Châpeau La Vache abgeworben wurde.
Mit dem verschmitzten Niederländer wollte ich im Vorfeld schon etwas die Weinauswahl abstimmen (Insgeheim hoffte ich auf Preziosen aus der Zeit vor der Insolvenz des 5*-Hotels…), wurde aber enttäuscht: Er habe gerade begonnen, den Keller wieder aufzurüsten, so dass sich vieles von der Weinkarte nicht mehr im Angebot befinde und manches noch nicht.
Nach dieser Aussage hatte sich eine (ohnehin von mir wenig geliebte) Weinbegleitung erledigt - Alles kann dienen. Aber auch ein Schuss ins Dunkel ergibt ja zuweilen schöne Treffer. Um es vorweg zu nehmen: Wir wurden so reichhaltig fündig (Fehlanzeige nur bei Dessertweinen), dass irgendwann der oben erwähnte Freund vorgeschickt wurde, um uns vom Unmut etwas lärmempfindlicher Gäste an den Nebentischen zu berichten. Wohl nicht ganz zu Unrecht, denn die Stimmung war schon nach der Magnum des Jahrgangs-Champagners ausgelassen. Wir zeigten uns einsichtig und erhielten auch keine weiteren Ordnungsrufe.
Das Ambiente unverändert ein für meinen Geschmack nur so mittel gelungener Mix aus klassischer Eleganz und modernen Materialien, Farben und Kunstwerken.
In fröhlicher Stimmung erreichten uns die Küchengrüße, die gleich mal klar machten, dass hier wieder Ambitionen bestehen:
Ein Ring Ziegenfrischkäse pufferte mit seiner typischen Säuerlichkeit eine innenliegende Reineclauden-Marmelade ab. Perfekt dazu die würzige Kräuternote kandierter Fenchelblüten. Nur vom Pumpernickel-Crumble gern etwas mehr für das Mundgefühl.
Noch besser eine Nocke Steinpilz-Sorbet mit drei Texturen von Basilikum: Ein Chip aus dehydriertem Pulver, Öl und ein frittiertes Blatt. „Old school“- Diskussionen hin oder her: Ich mag ihn einfach, den zartesten Knusper, seit es Kräuter gibt. (Ich habe leider kein Foto für Euch!)
Der Abend hatte vielversprechend begonnen und so waren wir gespannt, ob Frank Seyfried und Team das Niveau handwerklich und kreativ würden halten können. Und siehe da: Sie konnten.
Die Preisgestaltung ist so, wie man es im 5-Sterne-Hotel erwartet: Ambitioniert. Immerhin beginnt das Menü schon bei drei Gängen, jedoch zu 89€ und reicht bis zu deren sechs, wofür dann 145€ anfallen. Zusatzgänge sind nicht vorgesehen und zwar, weil das Konzept kein festes Menü vorsieht, sondern die Gäste frei aus den 12 à-la-carte-Gängen (je dreimal Vorspeise, Zwischengang, Hauptgang und Dessert) wählen können. Das wiederum ist sehr kundenfreundlich, zumal auf Nachfrage auch mehrere Hauptgänge möglich gewesen wären. Die Weinpreise machen es möglich, vermute ich. Eine Möglichkeit: Bei Getränken beschränken. Aber das wäre ja nur der halbe Spaß… Auch positiv, dass zumindest in den ersten drei Rubriken immer ein veganes Gericht dabei ist. Die Zeiten, dass sich vegetarisch/vegan ernährende Menschen die Gemüsebeilage essen müssen, scheinen nun wirklich vorbei zu sein.
Wir sechs wählten also nach Herzenslust durch die Karte, teilweise tauschten wir auch. Trotz des relativ edlen Ambiente hatte ich nicht den Eindruck, dass sich irgendjemand daran störte.
Den Anfang machte eine sehr farbenfrohen Komposition aus Lachstatar, Calamares (mit einer mir japanisch vorkommenden Schnitt-Technik) und als fruchtiger Part - Überraschung: Nektarine! Süß und salzig in Kombination mag ich fast noch lieber als süß-sauer, daher für mich perfekt. Ebenso wie der zarte Tintenfisch mit Flämm-Aromen, das handwerklich sehr akkurat gearbeitete Röllchen und die kräuterige Note der kleinen Blättchen (Radio IO wird im Prinzip antworten, was es ist…).
Mein lieber Scholli, das war mal ein Auftakt in vorsichtig(!) modernisierter klassischer Küche, der sich gewaschen hatte.
Bei den Veggies am Tisch startete man mit Variationen von Steinpilz, Tomate und Basilikum, bei der die Küche eine Texturen-Leistungsschau ablieferte. Aber bitte, allemal besser als die Tristesse der letzten Jahre und geschmacklich ebenso hervorragend wie handwerklich.
Nur probieren durfte ich bei meiner Frau einen weiteren Klassiker 2.0:
Exakt gegarte Jakobsmuscheln badeten in ihrer mit Stachelbeere aromatisierten Nage! Klingt wild, wurde aber mit Petersilienwurzel eingefangen. An sich auch ein sehr starker Geschmack, aber die gedörrten Streifen ließen der Muschel durchaus Raum, wenn man ihr etwas Zeit zur Entfaltung gönnte.
Die vegetarische Fraktion lobte derweil die Artischockenvariation überschwänglich.
Gebacken, gefüllt mit veganem Blauschimmel-Petit Azur (Grundstoff Cashewkerne), serviert auf Walnussragout in einer Artischockensauce mit Madeira, beträufelt mit Zitronenverbene-Öl.
Star des Abends war für mich der Zwischengang:
Ein Ring aus für dieses Muskelfleisch unfassbar zartem Rinderherz-Ragout. Getoppt von einem nicht übermäßig dünnem, aber dafür sehr akkurat gearbeitetem und gegartem Raviolo, der eine schlotzige, süß-würzige Zwiebelfüllung mit perfektem Biss enthielt. Wunderbar ergänzt mit kleinen Stückchen Räucheraal, nicht zu fett. Dazu Jus, Lorbeer-Öl und Zwiebelschaum.
Ganz starker französischer Teller!
Als Hauptgang hatte ich mich für Lamm entschieden: Zartes Filet, gerade medium, Geschmortes aus der Keule und ein kleines Kotelett (Lamm-Chop) überzeugten am Gaumen und in der Ausführung. Besonders gut die glänzende, klassische Sauce. Auch schön Kartoffelmousse in Talerform, deren krümelige Struktur trocken aus sah, aber überhaupt nicht war. Fenchel als Beilage war nur zurückhaltend eingesetzt und auch nicht sonderlich kreativ. Das sehr gute Fleisch stand im Vordergrund und konnte insoweit völlig überzeugen, halt nur nicht begeistern.
Auf den vegetarischen Plätzen ein ähnliches Bild: Texturen von Sellerie (u.a. eine Mille Feuille) in Kombination mit Apfel und Sommertrüffel wurden gelobt, aber nicht begeistert gefeiert.
Beim Dessert drehte die Küche/Patisserie nicht nur optisch noch einmal richtig auf: Schon auf der Karte schienen mir Mango, Yuzu, (madagassische) Manjari-Schokolade und Banane zwar wunderbar zueinander zu passen, aber eben auch recht viele Zutaten zu sein. Auf dem wunderschönen Teller - dem „klassischen“ Stil des Hauses - folgend, in der Tat ein Feuerwerk von Aromen, Texturen und Temperaturen. Für den Süßen Fan und alle anderen Leckermäuler sicher ein Traum!
Ich probierte nur ein paar Löffelspitzen und gab mich dann meinen eigenen Tagträumereien hin, in denen gereifter Comté und Pont l‘Eveque die Hauptrolle spielten… Die Phantasie ist eben das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können! (In der bitteren Realität kein Käse im Angebot.)
Der Abschluss zum Kaffee geriet dann vergleichsweise unspektakulär mit Himbeer-Macaron, hellem Nuss-Praliné und buttriger Madeleine.
Am Ende des Abends überraschte uns Küchenchef Frank Seyfried ganz traditionell mit seinem Besuch am Tisch und nahm das völlig verdiente Lob entgegen.
Für das, wofür das Parkhotel kulinarisch jetzt endlich wieder steht, war es eine reife Leistung. Go, Bremen! Go!
Nachdem mich vor sechs Jahren der erste Besuch im (sogenannten) Fine-Dining-Restaurant des noblen Parkhotels nach der Übernahme durch die Dorint-Gruppe mächtig ernüchtert hatte, mied ich das Parkrestaurant geflissentlich. Nun ja, bis auf zwei Besuche des sonntäglichen High-Teas, die zwar nicht weltbewegend, aber alles in allem doch sehr ordentlich waren.
Deshalb ließ mich die Ankündigung in der örtlichen Presse aufhorchen, man wolle nun wieder nach Höherem streben und habe dafür mit Frank Seyfried (zuletzt Gotthard‘s im Fährhaus, Koblenz) einen Sterneküche-erfahrenen Chef engagiert.... mehr lesen
Park Restaurant im Park Hotel Bremen
Park Restaurant im Park Hotel Bremen€-€€€Restaurant, Bar, Hotel042134080Im Bürgerpark 1, 28209 Bremen
4.0 stars -
"Hallo, da geht ja was!" DerBorgfelderNachdem mich vor sechs Jahren der erste Besuch im (sogenannten) Fine-Dining-Restaurant des noblen Parkhotels nach der Übernahme durch die Dorint-Gruppe mächtig ernüchtert hatte, mied ich das Parkrestaurant geflissentlich. Nun ja, bis auf zwei Besuche des sonntäglichen High-Teas, die zwar nicht weltbewegend, aber alles in allem doch sehr ordentlich waren.
Deshalb ließ mich die Ankündigung in der örtlichen Presse aufhorchen, man wolle nun wieder nach Höherem streben und habe dafür mit Frank Seyfried (zuletzt Gotthard‘s im Fährhaus, Koblenz) einen Sterneküche-erfahrenen Chef engagiert.
Geschrieben am 23.11.2024 2024-11-23| Aktualisiert am
24.11.2024
Besucht am 07.11.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Die gastronomische Entwicklung in Köln ist dynamisch; zumindest aus der Sicht eines nur gelegentlichen Besuchers der Domstadt. Mir kommt es vor, als ob bei jedem meiner zwei bis drei Aufenthalte im Jahr wieder ein neues, ambitioniertes Restaurant seine Pforten geöffnet hat.
Da müssen die arrivierten Anbieter sehen, wie sie das genussgeneigte Publikum halten oder zurückgewinnen.
So auch Alen Radic, der sympathische, kroatischstämmige Inhaber und Koch des Limbourg, der zwischen und vor den denkmalgeschützten roten Ziegelmauern im quirligen Belgischen Viertel vornehmlich klassisch-basierte Küche serviert. Schon seit längerem gibt es einmal im Monat den Dimanche de grand-mêre: Ein üppiges Mittagsbuffet „wie bei Oma“ - auch, aber nicht nur mit dem klassischen Sonntagsbraten. Günstige 40€ sind auch der Kurs für das aus 5(!) kleinen Gängen bestehende Mittagsangebot von Montag bis Donnerstag. Neu ist das Dinner au Champagner am ersten Sonntag im Monat. Mir war dagegen eine Neuigkeit aufgefallen, als ich auf der Suche nach einem ebenso kuscheligen wie hochwertigen Abendangebot für eine „verdiente“ Kollegin und mich war: Erstmals bietet Radic ein großes Degustations-Menü an, das mit sage und schreibe 12 Tellern nur „Highlights“ der vergangenen Jahre beinhaltet. Die dafür aufgerufenen 190€ weckten entsprechende Erwartungen zusammen mit leichten Befürchtungen bzgl. der Menge. Nun denn!
Nach einem feinen Aperitif in Seiberts Cocktail-Bar wurden wir im gut besuchten, aber nicht ausreservierten Limbourg von der bestens gelaunten Sommelière empfangen, die zusammen mit einem ebenso freundlichen Kollegen entspannt und aufmerksam den Abendservice wuppte. Angenehm und fehlerlos - volle Punktzahl.
Neben dem obligatorischen Mineralwasser (Taunusquelle 8€) kam bei einem gereiften, fantastisch frisch gebliebenen Jahrgangs-Champagner (Feuillatte, Palmes d‘Or, 2006) und einem mächtigen kalifornischen Chardonnay (Grgich Hills, 2014) niemals Durst, dafür große Begeisterung auf. Kleine, aber wirklich interessante und fair kalkulierte Weinkarte.
Schon vor dem Start des Menüs wurde Sauerteigbrot in Muffin-Form gereicht, mäßig knusprige Kruste, kompakte Krume. Spannend die drei Dips: Eine Fisch-Muschel-Krustentier-Mousse überraschend süß, die aufgeschlagene Butter startete mit deutlichem Erbsengeschmack und ging dann zu Rucola-Bitterkeit über. Ob zu salzig, blieb am Tisch streitig. Nicht dagegen, dass der leichte Frischkäse mit angenehm zitrischer Yuzu-Note am meisten überzeugte.
Tatsächlich wurde vor dem eigentlichen Start noch ein pochiertes (Wachtel?)-Ei in süffiger Hollandaise mit gehobeltem Trüffel serviert. Klassischer Schmackofatz-Happen.
In einem Holzkistchen edel präsentiert, begann das Menü augenzwinkernd: Anchovis-Pulver in die Form einer Fischgräte gepresst war natürlich ein Hingucker. Sehr knusprig. Der Fischgeschmack blieb gewollt hinter einem kräftigen, fast zu dominanten Piperaden-Gel von gelber Paprika und einer ausgleichenden Burrata-Crème zurück, so dass der Kaviar nicht nur als teure Deko diente. Dass ich mich zudem aus dem Salzbett hätte bedienen können, in dem die kleine Spielerei präsentiert wurde, fiel mir erst nach einem Hinweis des Service auf.
Beim nächsten Teller wurde es erneut kräftig: Mittelfetter Thunfischbauch (chu-toro) gebraten und von einer angegossenen Yuzu-Vinaigrette frisch aufgefangen. Das funktionierte, allerdings hätten wir uns die Jalapeño-Salsa etwas prononcierter gewünscht. Das längliche Kräuterblatt wurde uns als Popcorn-Kresse vorgestellt und schmeckte tatsächlich nach (frischem) Mais. Dass Mexiko auch ein großer Pazifik-Anrainer ist, wurde mit der Kombi kulinarisch in Erinnerung gerufen.
Im Wechsel war jetzt wieder vegetarische Leichtigkeit an der Reihe: In einem Melonensud erfreute Manuka-Honig in Form einer akkuraten Gel-Rolle mit Shiso-Frischkäse gefüllt. Auch die Blüte (und vielleicht die Blätter?) als Topping schien mir von der gesunden Myrtenart zu stammen. Fruchtsüße erhielt hier einen starken, ätherische Kräuter-Twist, der meiner Begleiterin ausnehmend gut gefiel, meinen Geschmack nicht besonders traf. Ich fremdle aber auch mit Anis, Salbei und Konsorten. Kleine Chips aus Tempurateig sorgten für Crunch, waren nur etwas zu hart geraten.
Alen Radic verwöhnte uns dann mit Carabinero in Texturen: Fester Schwanz vom Binchotan-Grill, typischer Rotgarnelengeschmack ohne die oftmals sehr dominanten Rauchnoten sonstiger Holzkohle.
Dann ein „Cappuccino“, dessen sahnige Haube die intensive Bisque etwas zu gefällig werden ließ. Und ein sehr fein gearbeitetes Cornetto aus Plankton, gefüllt mit gezupftem Carabinero, begleitet von Melonen-Gel und getoppt mit Kaviar - quasi ein Shrimps-Cocktail de luxe.
Mein Favorit an diesem Abend!
„Natürlich“ ging es süffig weiter: Gegrillter zarter Oktopus badete zusammen mit confierten Kartoffelstücken in einer Chorizo-Aioli, der trotz des Piment d‘Espelette etwas mehr Wumms gut getan hätte. Etwas gepickelter Fenchel und Brunoise von Nashi-Birne sorgten für Crunch, aber wir hätten uns auch ein ausdrucksstärkeres Obst vorstellen können.
Warum nun erneut ein ähnlich „molliger“ Teller folgte, konnten wir nicht nachvollziehen. Natürlich ist ein mit Trüffelfarce gefüllter, handwerklich fein gearbeiteter Dumpling in würziger Miso-Veloute mit frisch gehobeltem Edelpilz ein durch und durch lippenleckender Genuss.
Aber definitiv ein „problematischer“ Menü-Aufbau zu diesem Zeitpunkt.
Wir waren jedenfalls dankbar, dass der Service eine Pause anbot, die wir tatsächlich für den Gang „einmal um den Pudding“ nutzten, um Atem zu schöpfen.
Nachdem wir durch kalte Luft und Bewegung wieder aktiviert waren, wurde auch der Gaumen erfrischt - Aber wie: Nicht mit erwarteter Säure, sondern Umami, Bitterkeit und Salzigkeit!
Das Wakame-Champagner-Sorbet mit (reichlich) Kaviar war ein kleiner Geniestreich und eine Augenweide. Bravo!
Der letzte (reine) Fischgang brachte eine kleine gegrillte Tranche Kabeljau, schön saftig, die einerseits klassisch mit Spinat, andererseits mit kräftigen Shitake-Pilze und einem wohltarierten Passionsfrucht-Schaum kombiniert war. Das war intelligent zusammen gestellt und „einfach“ lecker!
Spätestens ab jetzt hatte ich doch arg zu „kämpfen“ und die Fleischgänge kamen ja noch...
Auf den ersten war ich sehr gespannt: Die Kombination Foie gras, Aal und Taube war der Papierform nach absolutes Luxusvergnügen, „drohte“ aber erneut mit viel Geschmacksträger (aka Fett). Schon optisch geriet die Portion angenehm überschaubar. Die drei Hauptdarsteller waren intelligent in Teig eingerollt, der durch Anbraten etwas Crunch bekommen hatte. Alen Radic sprach später von einer Art Tramenzzino; ich dachte eher an einen Grießteig. Geschmacklich sehr gelungen im Zusammenspiel, aber auch jeder einzelne Protagonist. Die sündige Schnitte wurde - schon fast puristisch - nur auf dem Spiegel einer dunklen, kräftigen Sauce gereicht, die ihre Taubenherkunft nicht verleugnete. Vielleicht war auch etwas Blut mit im Spiel. Jedenfalls noch ein wenig einer zweiten Sauce, vielleicht Pflaume.
Damit war für mich klar die Aufnahmefähigkeit erreicht. Was ich wirklich bedauerte, denn der Fleischteller vom US-Beef glänzte durch tolle Produkte (Flank-Steak, Schmorschulter, Pulled-beef-Praline mit Trüffelmayo), abwechslungsreich deklinierten Beilagen - Trüffel, Karotte, und Kartoffel (u.a. Millefuille) und einer bestechend intensiven Pflaumen-Sauce. Doch beim besten Willen konnte ich zu diesem Zeitpunkt nur noch an allem ein wenig knabbern; das war’s dann aber auch.
Während sich meine Begleitung tapfer durch zwei Desserts „kämpfte“,
plauderte ich vor der Tür bei einem magenberuhigenden Bénédictine angeregt mit Chef Radic, der einräumte, selbst schon an eine Verkleinerung des Menüs gedacht zu haben. Aber höchstens auf 9 bis 10 Gänge, denn „Hier soll keiner hungrig rausgehen!“
Die Worte noch im Ohr, entdeckte ich zurück im Gastraum eine schöne Käseplatte und wie es der Zufall so will, fanden sich kurz darauf auf meinem Teller (kleine!) Stücke von Brillat Savarin, Reblochon, Brie de Meaux und Blue Stilton. Gereift genug, angenehm temperiert und mit dem selbst hergestellten, reichhaltigen Früchtebrot ein genialer Abschluss.
Bei den Petit Fours und Pralinés streikte selbst meine disziplinierte Kollegin. Aber natürlich überreichte ihr unsere charmante Service-Fee sechs kleine Schmuckstücke „to-go“. Sie schmeckten auch noch am nächsten Morgen…
Übrigens nicht das einzigen Mitbringsel aus dem Limbourg: Durften wir uns doch beide ein gar nicht so kleines Fläschchen aus den verschiedenen Obstbränden und -Likören aussuchen, abgezapft und originalverkorkt nicht von Pahlgruber&Söhne sondern von Vater Radic in der Heimat. Welch nette, großzügige Geste, die so perfekt zu unserem sympathisch-geradlinigen Gastgeber passte, der uns an diesem Abend auf das Reichhaltigste verwöhnte. Es wird mit Herz und Seele gekocht; prononcierte Aromen oder intellektuelle Spielereien stehen hier nicht im Fokus. Auch bemerkenswert: Dem Zwei-Mann-Team in der kleinen Küche unterlief nicht ein einziger handwerklicher Fehler im überreichen Best-of-Potpourri.
Bravo, lieber Alen und Team, und sehr gerne À bientôt!
Die gastronomische Entwicklung in Köln ist dynamisch; zumindest aus der Sicht eines nur gelegentlichen Besuchers der Domstadt. Mir kommt es vor, als ob bei jedem meiner zwei bis drei Aufenthalte im Jahr wieder ein neues, ambitioniertes Restaurant seine Pforten geöffnet hat.
Da müssen die arrivierten Anbieter sehen, wie sie das genussgeneigte Publikum halten oder zurückgewinnen.
So auch Alen Radic, der sympathische, kroatischstämmige Inhaber und Koch des Limbourg, der zwischen und vor den denkmalgeschützten roten Ziegelmauern im quirligen Belgischen Viertel vornehmlich klassisch-basierte Küche... mehr lesen
4.5 stars -
"Feuerwerk aus Alen Kanonen" DerBorgfelderDie gastronomische Entwicklung in Köln ist dynamisch; zumindest aus der Sicht eines nur gelegentlichen Besuchers der Domstadt. Mir kommt es vor, als ob bei jedem meiner zwei bis drei Aufenthalte im Jahr wieder ein neues, ambitioniertes Restaurant seine Pforten geöffnet hat.
Da müssen die arrivierten Anbieter sehen, wie sie das genussgeneigte Publikum halten oder zurückgewinnen.
So auch Alen Radic, der sympathische, kroatischstämmige Inhaber und Koch des Limbourg, der zwischen und vor den denkmalgeschützten roten Ziegelmauern im quirligen Belgischen Viertel vornehmlich klassisch-basierte Küche
Nach der desaströsen „Raue hoch 2“ Rettung unkten auch wir hier, ob das Chez Emil soviel Hilfe überleben würde. Und so kam es. Aber auch nicht. Lest selbst (Quelle: Berlin-affin.de)
„Bis der so genannte „Restaurant-Retter“ Tim Raue bei Chez Emil alles durcheinander wirbelte, der vermeintliche Starkoch sorgte im Namen der RTL-Sendung erstmal dafür, dass das kleine Lokal schließen musste. Raue hatte doch zu viele „gut gemeinte Anregungen“ und das Prinzip Start-Up in der Küche entsprach eben nicht den klassischen Ausbildungswegen.
Zwischenzeitlich ist Chez Emil wieder geöffnet an anderem Ort eine Straße weiter. Die Räume großzügiger, etwas weniger gemütlich, etwas weniger Start-Up Feeling, das Essen wie vorher sehr gut. Als Gast wirst du richtig verwöhnt: Mit unterschiedlichsten Menüs von vegetarisch bis Lamm, von klassisch französischer Vorspeise bis zum Dessert zu fairen Preisen. Eine Empfehlung!“
Möge es halten!
Nach der desaströsen „Raue hoch 2“ Rettung unkten auch wir hier, ob das Chez Emil soviel Hilfe überleben würde. Und so kam es. Aber auch nicht. Lest selbst (Quelle: Berlin-affin.de)
„Bis der so genannte „Restaurant-Retter“ Tim Raue bei Chez Emil alles durcheinander wirbelte, der vermeintliche Starkoch sorgte im Namen der RTL-Sendung erstmal dafür, dass das kleine Lokal schließen musste. Raue hatte doch zu viele „gut gemeinte Anregungen“ und das Prinzip Start-Up in der Küche entsprach eben nicht den klassischen Ausbildungswegen.
Zwischenzeitlich ist... mehr lesen
Restaurant Chez Emil
Restaurant Chez Emil€-€€€Restaurant03025776851Dortmunder Straße 12, 10555 Berlin
stars -
"Wie erwartet. Und doch: Surpise!" DerBorgfelderNach der desaströsen „Raue hoch 2“ Rettung unkten auch wir hier, ob das Chez Emil soviel Hilfe überleben würde. Und so kam es. Aber auch nicht. Lest selbst (Quelle: Berlin-affin.de)
„Bis der so genannte „Restaurant-Retter“ Tim Raue bei Chez Emil alles durcheinander wirbelte, der vermeintliche Starkoch sorgte im Namen der RTL-Sendung erstmal dafür, dass das kleine Lokal schließen musste. Raue hatte doch zu viele „gut gemeinte Anregungen“ und das Prinzip Start-Up in der Küche entsprach eben nicht den klassischen Ausbildungswegen.
Zwischenzeitlich ist
Geschrieben am 14.11.2024 2024-11-14| Aktualisiert am
14.11.2024
Besucht am 20.10.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 31 EUR
Das China-Restaurant liegt gegenüber meinem Stamm-Hotel. Angesichts der Fülle japanischer und koreanischer Restaurationen war ich erst einmal mit Kollegen dort. Besondere Erinnerungen habe ich nicht, außer dem klebrigen Boden. Authentizität, vermutlich. An diesem fortgeschrittenen, zudem regnerischen Sonntagabend bot sich wegen der Nähe ein schneller Wiederholungsbesuch an.
Es gibt zwei Eingänge in den Rotlichtbereich. Unbedarft sehe ich einen freien Tisch und wähle die Seite, die wohl ausschließlich für Chinesen reserviert ist. Die Blicke der Gäste sind "not amused" und ich werde von einer Bedienung zum anderen Einlass geschickt.
"Rote Laterne" ist hier das Motto, aber gar nicht verkitscht, eher augenzwinkernd.
Statt fernöstlichen Klängen mischt sich angenehmer Jazz-Pop unter das angeregte Stimmengewirr. Die sehr jungen Frauen im Service geben ihr Bestes, also ihre Freundlichkeit. Unter dem Essen wird nachgefragt Zufriedenheit und weiteren Wünschen nachgefragt.
Asiaten sind auf dieser Seite weder vor noch hinter dem Tresen zu sehen.
Die Karte ist solide und bietet die Klassiker eines sino-germanen Restaurants. Ich hoffe auf nicht zu weichgespülte Speisen und wähle erst einen Zitronen-Ingwer-Honig-Tee, der fingerspitzenfreundlich im doppelwandigen Glas serviert wird, das den Tee überraschend lange warm hielt (Suan Cha, 4,20€)
Dann soll es zweimal Ente sein, ein Schwerpunkt der Roten Karte. Als Starter eine Szechuan-Suppe mit Streifen („Die Wellen des Jinshajiang“ 6,9€), gefolgt von knuspriger Brust auf Gemüse („Frühling in Peking“, 19,9€). Eigentlich wollte ich noch die gefüllten Pfannkuchen, den klassischen Gang der Peking-Ente einschieben, aber nach dem etwas ausgeuferten Gelage mit Carsten1972 und Frau am Vorabend im Topaz war strenge Diät angesagt.
Die zwar sämige, aber nicht kleisterige Suppe überzeugte schon mal mit dem angenehmen Prickeln des Szechuan-Pfeffers anstelle brutaler Schärfe. Die üblichen Gemüse sind reichhaltig und schön knackig.
Ente fand sich leider nur in sehr überschaubarer Menge. Schade, denn die kleinen Fetzen schmeckten richtig gut.
Trotzdem: Leckere Suppe, die gut einheizte.
Die Entenbrust wurde in einer brutzelnd heißen Platte serviert.
Weder das Fleisch noch das Bett des erneut knackigen Gemüses waren darin gegart worden. Die Ente hatte deutlich abgekühlt, doch durch Ausnutzung des heißen Metalls bekamen die Tranchen wieder Temperatur. Qualitativ war die Ente leicht überdurchschnittlich. Durchgebraten, aber nicht trocken. Die Haut durchgängig knusprig, ohne gleich als Geflügel-Chip zu enden.
Die Spezialsoße von Mister Peng wurde in einer erneut lächerlich kleiner Portion extra gereicht. Sie dürfte im Wesentlichen aus Sojasoße, Zucker und Tamarindenpaste bestanden haben.
Fazit: Ganz okay, aber es gibt in Düsseldorf sicher besseres chinesisches Essen. Vielleicht ja im Nebeneingang... Trotzdem, eine Wiederholung schließe ich nicht aus. Am Sonntagabend. Wenn es schon spät ist. Und regnet.
Das China-Restaurant liegt gegenüber meinem Stamm-Hotel. Angesichts der Fülle japanischer und koreanischer Restaurationen war ich erst einmal mit Kollegen dort. Besondere Erinnerungen habe ich nicht, außer dem klebrigen Boden. Authentizität, vermutlich. An diesem fortgeschrittenen, zudem regnerischen Sonntagabend bot sich wegen der Nähe ein schneller Wiederholungsbesuch an.
Es gibt zwei Eingänge in den Rotlichtbereich. Unbedarft sehe ich einen freien Tisch und wähle die Seite, die wohl ausschließlich für Chinesen reserviert ist. Die Blicke der Gäste sind "not amused" und ich werde von einer Bedienung... mehr lesen
3.5 stars -
"Etwas schummrige Leistung" DerBorgfelderDas China-Restaurant liegt gegenüber meinem Stamm-Hotel. Angesichts der Fülle japanischer und koreanischer Restaurationen war ich erst einmal mit Kollegen dort. Besondere Erinnerungen habe ich nicht, außer dem klebrigen Boden. Authentizität, vermutlich. An diesem fortgeschrittenen, zudem regnerischen Sonntagabend bot sich wegen der Nähe ein schneller Wiederholungsbesuch an.
Es gibt zwei Eingänge in den Rotlichtbereich. Unbedarft sehe ich einen freien Tisch und wähle die Seite, die wohl ausschließlich für Chinesen reserviert ist. Die Blicke der Gäste sind "not amused" und ich werde von einer Bedienung
Geschrieben am 14.11.2024 2024-11-14| Aktualisiert am
14.11.2024
Nach einer erneuten Brandstiftung ist das Gebäude des Segelvereins so stark beschädigt, dass mit einer mehrmonatigen Renovierung gerechnet wird. Während dieser Zeit bleibt das Lokal geschlossen. (Quelle: Weser Kurier)
Nach einer erneuten Brandstiftung ist das Gebäude des Segelvereins so stark beschädigt, dass mit einer mehrmonatigen Renovierung gerechnet wird. Während dieser Zeit bleibt das Lokal geschlossen. (Quelle: Weser Kurier)
Bootshaus am Weserbogen
Bootshaus am Weserbogen€-€€€Bistro, Cafe, Biergarten04214377422Auf dem Peterswerder 29, 28205 Bremen
stars -
"Lange Schließung nach Brandstiftung" DerBorgfelderNach einer erneuten Brandstiftung ist das Gebäude des Segelvereins so stark beschädigt, dass mit einer mehrmonatigen Renovierung gerechnet wird. Während dieser Zeit bleibt das Lokal geschlossen. (Quelle: Weser Kurier)
Geschrieben am 02.11.2024 2024-11-02| Aktualisiert am
02.11.2024
Besucht am 02.06.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 35 EUR
Die Gastronomie gehört wohl zu einem der vielen einfacheren, etwas in die Jahre gekommenen Hotels in Bahnhofsnähe.
Doch das Restaurant, das nicht nur im Logo, sondern auch im modern-behaglich gestalteten Inneren die berühmten Farbquadrate des Namenspatron zitiert, hält laut Karte mit pfiffigen Gerichten dagegen. Anstelle Weinstuben-Romantik zeitgemäßes Ambiente, in dem sich nur einige, vermutlich auf kroatisch mit dem Koch palavernde Herren verloren.
Ich trollte mich nach draußen, wo auf dem Gehweg hochwertiges Terrassenmobiliar etwas morbide, aber doch irgendwie heimelig mit Stiefmütterchen und Mini-Koniferen kombiniert worden ist.
Erwartungsvoll arbeitete ich mich zunächst durch die Getränkekarte. Kir ist bekannt, auch als Royal. Aber was macht ihn zum Kir „Mondrian“? Die eher spröde Fachkraft vom Balkan klärte mich auf: „Das ist einfach Sekt mit Sirup“. So war’s denn auch, sehr süß (6,9€). Immerhin spritziger als so mancher Schampus, der mir schon serviert wurde...
Ich nippte an einer schnell nachgeorderten Burgunder-Cuvee (weiß und grau) vom Weingut Fuchs, Mosel (7,5€?). Sagte mir vorher nichts und ich weiß jetzt auch, warum.
Etwas ernüchtert sollten es keiner der prominent beworbenen Burgerkreationen sein, sondern gegen den eher kleinen Hunger vegane Erdnuss-Suppe und die Antipasti-Platte „Mondrian“ (mit Sirup?).
Die Suppe kam mikrowellen-schnell, sehr heiß und mit deutlicher „Haut“!
Eine Variante mit Kokosmilch, deutlichem Erdnuss-Geschmack und nicht überwürzt. Kleine Krümel sorgten dafür, dass es auch etwas zu Kauen gab. Mag ich ganz gern. Das war schon okay, aber mehr auch nicht. Der Suppe ging‘s wie Bayern München in den letzten Jahren: Der Pep fehlt.
Schlimm die Begleitung von zweierlei belanglosestem Supermarkt-Baguette.
Dann die Antipasti: Eine überschaubare Menge für 9,9€, farbenfroh zusammengestellt. Überwiegend Fertigware. Sehr bieder, so gar nicht zum „hippen“ Anspruch passend. Einer der Käse (im Stil eines sehr jungen Gouda) zeigte deutliche Austrocknung. (Ich hoffe mal, nicht vom Frühstücksbuffet übrig geblieben!) Als Garnitur Salatblatt und Maiskörner! Wo war eigentlich das Tomaten-Achtel? Keine besonderen Höhen oder Tiefen für 9,9€.
Fazit: Erwartungen nicht erfüllt. Kein Grund wieder zu kommen. Demnächst doch mal die Schnitzel im Königsbacher Treff…
Die Gastronomie gehört wohl zu einem der vielen einfacheren, etwas in die Jahre gekommenen Hotels in Bahnhofsnähe.
Doch das Restaurant, das nicht nur im Logo, sondern auch im modern-behaglich gestalteten Inneren die berühmten Farbquadrate des Namenspatron zitiert, hält laut Karte mit pfiffigen Gerichten dagegen. Anstelle Weinstuben-Romantik zeitgemäßes Ambiente, in dem sich nur einige, vermutlich auf kroatisch mit dem Koch palavernde Herren verloren.
Ich trollte mich nach draußen, wo auf dem Gehweg hochwertiges Terrassenmobiliar etwas morbide, aber doch irgendwie heimelig mit Stiefmütterchen und... mehr lesen
3.0 stars -
"Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt" DerBorgfelderDie Gastronomie gehört wohl zu einem der vielen einfacheren, etwas in die Jahre gekommenen Hotels in Bahnhofsnähe.
Doch das Restaurant, das nicht nur im Logo, sondern auch im modern-behaglich gestalteten Inneren die berühmten Farbquadrate des Namenspatron zitiert, hält laut Karte mit pfiffigen Gerichten dagegen. Anstelle Weinstuben-Romantik zeitgemäßes Ambiente, in dem sich nur einige, vermutlich auf kroatisch mit dem Koch palavernde Herren verloren.
Ich trollte mich nach draußen, wo auf dem Gehweg hochwertiges Terrassenmobiliar etwas morbide, aber doch irgendwie heimelig mit Stiefmütterchen und
HOHENKAMMER. Das Sternerestaurant Camers im Schloss Hohenkammer wird Ende des Jahres schließen. Grund dafür ist eine strategische Neuausrichtung im gastronomischen Konzept des Veranstaltungshotels, in dem das Restaurant mit Küchenchef Florian Vogel beheimatet ist. Künftig wolle man sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren, heißt es in einer Mitteilung. Die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten das Umfeld und das Nachfrageverhalten insbesondere im ländlichen Raum und in der Gourmetgastronomie deutlich beeinflusst. (Quelle: Restaurantranglisten.de)
HOHENKAMMER. Das Sternerestaurant Camers im Schloss Hohenkammer wird Ende des Jahres schließen. Grund dafür ist eine strategische Neuausrichtung im gastronomischen Konzept des Veranstaltungshotels, in dem das Restaurant mit Küchenchef Florian Vogel beheimatet ist. Künftig wolle man sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren, heißt es in einer Mitteilung. Die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten das Umfeld und das Nachfrageverhalten insbesondere im ländlichen Raum und in der Gourmetgastronomie deutlich beeinflusst. (Quelle: Restaurantranglisten.de)
Schloss Hohenkammer · Camers Schlossrestaurant
Schloss Hohenkammer · Camers Schlossrestaurant€-€€€Sternerestaurant08137934443Schlossstr. 20, 85411 Hohenkammer
stars -
"Sternerestaurant Camers schließt" DerBorgfelderHOHENKAMMER. Das Sternerestaurant Camers im Schloss Hohenkammer wird Ende des Jahres schließen. Grund dafür ist eine strategische Neuausrichtung im gastronomischen Konzept des Veranstaltungshotels, in dem das Restaurant mit Küchenchef Florian Vogel beheimatet ist. Künftig wolle man sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren, heißt es in einer Mitteilung. Die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten das Umfeld und das Nachfrageverhalten insbesondere im ländlichen Raum und in der Gourmetgastronomie deutlich beeinflusst. (Quelle: Restaurantranglisten.de)
Geschrieben am 19.10.2024 2024-10-19| Aktualisiert am
19.10.2024
Besucht am 01.06.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 24 EUR
Nach 7 alkoholisch wie kulinarisch üppigen Tagen auf Sizilien sollte es in Koblenz nichts Schweres sein. Obwohl Schnitzel und Bratkartoffeln im Königsbacher Treff mit Blick auf den Bahnhof wirklich lecker aussahen.
Um die Ecke, also mit Blick auf den Bahndamm wartet dieses kleine, relativ "clean" gestaltete Bistro wohl hauptsächlich auf Abholer. Ich war jedenfalls der einzige "Hier essen?"-Gast während meines einstündigen Aufenthaltes.
Das Ambiente überraschte durch einen Laminatboden in Parkett-Optik und sehr schönen Sitzgelegenheiten.
Betrieben wird das Asaki von einem älteren asiatischen Paar.
Zum Aufwecken der Geschmacksknospen zunächst mal Kimchi, mäßig scharf, nicht zu salzig; das finde ich wichtig. Sprachlich war es eine Herausforderung, dazu Reis zu bekommen. Die Bestellung sollte ausschließlich per Nummer erfolgen. Am Ende kam für stramme 2 Euro aber doch noch ein überschaubares Häuflein auf einem extra Teller.
Dafür ging die reichhaltige vorab gereichte Misosuppe mit Alge und Seidentofu-Würfel aufs Haus.
Dann zweimal gefüllte Nudeln:
Die chinesischen Schumai schön heiß, ihre Krabbenfüllung recht fein geschnitten, aber mit wenig Geschmack. Mittelmäßig.
Vietnamesische Ha Cao besser, da kräftiger im Geschmack, obwohl auch mit einer anderen, gröberen Garnelenfüllung.
Dann noch ein paar Sushi, um die kleine Asienreise weiter zu führen:
Kampyo-Maki erwartbar.
Temaki mit Lachs, Avocado, Shinko Rettich und Gurke in schon etwas weich gewordenem Algenblatt. Aber es ging noch. Geschmacklich war alles gut, frisch, knackig.
Angesichts meiner Erwartung eines besseren Imbiss‘ in Bahnhofsnähe sehr ordentlich. Selbstgemachte Spezialitäten erhoffe ich da eher nicht, aber schmecken sollte es. Das war bei allen Speisen der Fall.
Als "Rechnung" diente ein einfacher Registrierkassen-Ausdruck. Aber man gibt sich Mühe und notiert handschriftlich die Nummern daneben.
Nach 7 alkoholisch wie kulinarisch üppigen Tagen auf Sizilien sollte es in Koblenz nichts Schweres sein. Obwohl Schnitzel und Bratkartoffeln im Königsbacher Treff mit Blick auf den Bahnhof wirklich lecker aussahen.
Um die Ecke, also mit Blick auf den Bahndamm wartet dieses kleine, relativ "clean" gestaltete Bistro wohl hauptsächlich auf Abholer. Ich war jedenfalls der einzige "Hier essen?"-Gast während meines einstündigen Aufenthaltes.
Das Ambiente überraschte durch einen Laminatboden in Parkett-Optik und sehr schönen Sitzgelegenheiten.
Betrieben wird das Asaki von einem älteren asiatischen Paar.
Zum... mehr lesen
3.5 stars -
"Mehr als ein Imbiss - Kann man machen" DerBorgfelderNach 7 alkoholisch wie kulinarisch üppigen Tagen auf Sizilien sollte es in Koblenz nichts Schweres sein. Obwohl Schnitzel und Bratkartoffeln im Königsbacher Treff mit Blick auf den Bahnhof wirklich lecker aussahen.
Um die Ecke, also mit Blick auf den Bahndamm wartet dieses kleine, relativ "clean" gestaltete Bistro wohl hauptsächlich auf Abholer. Ich war jedenfalls der einzige "Hier essen?"-Gast während meines einstündigen Aufenthaltes.
Das Ambiente überraschte durch einen Laminatboden in Parkett-Optik und sehr schönen Sitzgelegenheiten.
Betrieben wird das Asaki von einem älteren asiatischen Paar.
Zum
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Und auch in der Kaiserküche von Malte und Clarissa J. Ibbeken wird seit gut zwei Jahren zwar konsequent Wert auf regional-norddeutsche Produkte und nachhaltige Verarbeitung möglichst des ganzen Produkts - gleich ob von Tier oder Pflanze - gelegt, aber die Küche ist dem Grunde nach klassisch und vor allem mit Anspruch. Was nicht nur für das Handwerk gilt: Die erstaunlich regionalen Erzeuger und Produzenten werden auf der Karte ebenso genannt wie die Teammitglieder aus Küche und Service. Nichts, was nicht schon anderswo praktiziert wird, aber das macht es für Oldenburg ja nicht weniger richtig! Tatsächlich konnten wir hören, dass noch ein Teller mit Rehleber herausging, die nächsten dann aber mit anderen Stücken des aus hiesiger Jagd stammenden Tieres. Will man auch im Winter regionale Produkte anbieten, führt kein Weg an Fermentieren und Einkochen vorbei. Die Kaiserküche bietet Workshops dazu auch für die geneigte Gästeschaft an. Ausdrücklich lobenswert: Man bildet aus und engagiert sich ehrenamtlich im Prüfungsausschuss. Bravo!
Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich der Standort: Trotz des einst mit Bedacht gewählten Namens endet die Kaiserstraße nun einmal am Bahnhof und dementsprechend liegen in unmittelbarer Nachbarschaft des Restaurants Shisha-Bar, Späti und Spielhalle.
Der Beliebtheit der Kaiserküche schadet das augenscheinlich nicht: Als unsere dreiköpfige Reservistenkameradschaft etwas verspätet aus dem „Biwak“ in Groningen eintraf (nach telefonischer Ankündigung der Verzögerung - Ehrensache!), hatte sich das Restaurant schon weitgehend gefüllt. Neben einer kleineren Familiengesellschaft überwogen an den 2er- und 4er-Tischen Paare in unterschiedlicher Konstellation, die unser Lokalmatador unschwer der Oldenburger Hautevolee zuordnen konnte. Wobei man nicht steinreich sein muss, um in den Genuss der kaiserlichen Küche zu kommen. Hilfreich ist vielmehr, in Ausbildung zu stehen: Pro Abend kommen 2 Schüler, Studenten oder Azubis für nur 75€ in den Genuss des kleinen Menüs einschließlich Aperitif, Wasser, Getränkebegleitung(!) und Kaffee. Auch nicht hier erfunden, aber erneut: Bravo!
Für alle anderen liegt das Menü zwischen 80€ und 110€ inklusive Wasser. Das ist angesichts des Verzichts auf Edelprodukte ein angemessener Preis. Die komplette Weinbegleitung ist mit maximal 59€ günstig; alkoholfrei liegt noch darunter. Wer à la carte wählen möchte, findet eine kleine Karte mit etwas einfacher gehaltenen Gerichten.
Angesichts der nüchternen, sehr unauffälligen Eingangssituation
war ich im ersten Moment vom großen Gastraum überrascht, der durch die dreiseitig offene Küche in unterschiedliche Bereiche geteilt wird: Im vorderen Bereich eher Café, vielleicht auch eine Wartezone. Dann Hochstühle vor der Theke; auch für einen Night-cap ist man hier Willkommen. Und schließlich der eigentliche Speiseraum, im dem die großzügig gestellten Tische als „Lichtinseln“ im Dunkeln verteilt sind.
Auf der Homepage als „minimalistisch“ angekündigt, fand ich den grau gestrichenen Estrichboden und die weitgehend schmucklosen, ebenfalls grauen Betonwände sehr klar und keinesfalls ungemütlich. Das mag am beschriebenen Lichtkonzept liegen, bei dem der effektvoll indirekt beleuchtete Namensschriftzug an der Wand hinter uns ein „Highlight“ auch im Wortsinne darstellte. Oder an dem beeindruckend großen Holzregal, in dem die diversen Fermentationen der Küche auf ihren Einsatz warten (Oder nur Staffage sind, bei meiner Oma wurden die Weckgläser noch im dunklen, kühlen Keller verwahrt…). Oder eher an den bequemen Cocktail-Stühlen mit ihrer samtigen Polsterung vor den dicken, blanken Holzplatten der Tische.
Dass unter dem Motto „More social - less media“ ausgerechnet vom Interieur keine Fotos gemacht werden sollen, um die Aufmerksamkeit „der Kulinarik und unseren hochwertigen Produkten“ zu schenken, fand ich eine überflüssige Gängelung und im Sinne der Community natürlich zwingend zu ignorieren!
Aber wer weiß schon, wie sich manche Menschen im Restaurant benehmen. Nicht jede Wildsau brät über dem Feuer…
Stichwort Ungezwungener Genuss: Erwähnenswert sind die Toiletten. Getaucht in sündiges Rotlicht, schmettert einem unerwartet „Viva Colonia!“ entgegen. Im Gastraum dann ein entspannter Mix vom American Songbook über Swing und Jazz bis hin zu Nina Hagens Blauen Augen.
Garant für einen vergnüglichen Abend ebenfalls die junge Crew beiderseits des Passes, die bei unserem Besuch richtig „Bock“ hatte; sprich mit Engagement und guter Laune agierte. Vom Azubi im ersten Lehrjahr bis zum Chef, der sich am Ende des Abends noch für ein längeres Gespräch zu uns setzte, erschien auch die weiße Brigade am Tisch, ohne mit überlangen Erklärungen zur Bereitung des Gaumengenusses denselbigen unangemessen zu verzögern. Ich hoffe, diese Unsitte besonders in Läden mit „Konzept“ verschwindet wieder.
Ein kleines Missgeschick unterlief der fröhlichen Truppe bei der Bestellung: Ein Kamerad hatte sich bei der Vorspeise vegetarisch entschieden; das wurde dann falsch auf den Hauptgang übertragen. Schade, kann jedoch passieren. Malte Ibbeken entschuldigte sich persönlich und bot den schnellen Austausch des Tellers an. Später fehlte noch Besteck als der 2. Gang aufgetragen wurde.
Sehr zügig nach dem Platznehmen „überfiel“ uns ein Kellner mit der Frage nach einem Aperitif. Das mag ich eigentlich gar nicht, aber immerhin waren wir fast eine halbe Stunde nach der Reservierung erschienen; das könnte die Abläufe gestaucht haben. Ich entschied mich für einen 100% Chardonnay Franciacorta, der einen fruchtig-frischen Einstieg in den Abend lieferte. Seinen Glaspreis von 13,5€ für das Basisangebot des Bio-Weinguts Clarabella fand ich bei einem Internet-VK von ca. 25€ für die ganze Flasche schon sportlich, aber ich hätte ja vorher fragen können. Wir wechselten zum Menü auf eine gute Flasche Riesling und blieben der deutschesten aller Reben auch beim Dessert treu.
Nach dem Aperitif wurden oshibori - warme feuchte Handtücher - gereicht. Eine schöne, gastliche Geste, die ich allerdings immer mit dem Ankommen und der Reinigung vom Schmutz und im übertragenden Sinne von der Mühsal des Weges verbunden habe, also an den Beginn des Besuchs setzen würde.
Aber dann ging es gut getaktet los: Die auf den ersten Blick rustikalen Küchengrüße für drei waren in Porzellanschälchen angerichtet und auf einem gemeinsamen Holzbrett serviert. Etwas unbedacht platzierte der Service das Ensemble dann zwischen den zwei sich gegenüber sitzenden Personen; sehr unglücklich, da der Dritte am Tisch immer einen langen Arm hätte machen müssen. Wir wussten uns zu helfen und schufen Platz in der Mitte der beiden zusammengeschobenen kleinen Tische. Aber in dieser Klasse wäre es doch schön gewesen, die Appetitanreger für den dritten Gast auf eigene Schälchen zu verteilen - beim Olivenöl zum frischen, wirklich leckeren Sauerteigbrot klappte das (erfreulich aus hygienischen Gründen) ja auch. Geschmacklich gab’s auch sonst nicht zu meckern. Die aufgeschlagene Butter war einerseits mit Chili (zurückhaltend) geschärft, andererseits mit Krümeln karamellisierter weißer Schokolade gesüßt. Sehr schick! Die Erbsen(!)-Falafel mit Minzjoghurt gefielen. Am fermentierten Gemüse schieden sich die Geister: Während teils von „Shawarma-Beilage“ geraunt wurde, überzeugten die Kohlrabiabschnitte durch feines Säure-Salz-Spiel. Dagegen fiel der Rotkohl ebenso wie der separat gereichte Gurken-Kefir als eindeutig zu sauer durch. Ich sag ma dalailamaesk: Geschmacksache.
Zum Einstieg hatten wir unisono für die Texturen von Blumenkohl und Kräutern votiert - „und wir wurden nicht enttäuscht“. Nö, im Gegenteil positiv überrascht. Das waren auf dem Teller keine Spielereien, sondern durchdachte, sich ergänzende Zubereitungen: Der in der Hochküche lange Zeit unterschätzte Karfiol erschien als stark geröstete Röschen, fermentierten Scheiben des Strunks und als Pacojet-perfektes Eis. Das ergab schöne Geschmacksentwicklungen. Cremig umgeben von einer pikanten Kapuzinerkresse-Majonäse und ergänzt durch die Variationen der Macis (Das ist wohl die Ummantelung der Muskat-Nuss, nicht deren Blüte.), die nicht nur ihren sehr eigenen, leicht bitteren und harzigen Geschmack einbrachte, sondern durch die Verarbeitung in Chip und einer sämigen Sauce zusätzliches Mundgefühl beisteuerte.
Obwohl etwas unscheinbar daherkommend, steckten in diesem Teller viele gelungene Ideen.
Als Zwischengang hatte ich Lammfleisch gewählt, besonders wegen der grünen Bohnen mit Kräutern als so schön „klassische“ Beilage. Meistens gibt es ja einen guten Grund, warum bestimmte Kombinationen nicht verschwinden. Und wenn man erwarten darf, die Komponenten in erstklassiger Qualität zu erhalten, sollte es doch genussvoll werden.
Wurde es. Das Fleisch stammte von der Bio-Deichschäferei Fräulein Mäh und war zart im Biss und sehr erkennbar im Geschmack. Zudem perfekt medium rare mit kräftiger Röstung. Einfach regionales, in artgerechter Haltung erzeugtes bestes Fleisch. Begeistert mich jetzt noch.
Die Hülsenfrüchte kamen einmal ganz natürlich als grüne Brechbohnen, perfekter Biss, voller Geschmack und zurückhaltende, aber merkbare Kräuter. So einfach, so lecker. Interessanter ein kräftig abgeschmecktes Mus, das als „Schale“ für die Lammjus diente, die ebenso intensiv schmeckte, wie sie aussah. „Ehrliches Saucenhandwerk“ würde der Pälzer Heimatküchen-Verehrer sicherlich bescheinigen. Ich nenne es „böckchen-stark“. In den etwas zu teigig geratenen Maultaschen versteckte sich schließlich stark gekräutertes Keulenfleisch.
Randnotiz: Einen Sauvignon blanc als Weinempfehlung hätte ich nicht erwartet. Verwechslung mit dem Cabernet Sauvignon oder ein neuer Trend? Ich verzichtete als geschmähter Etikettensäufer vorsichtshalber…
Auch nicht alltäglich, dass es im Menü nach dem roten Fleisch nun - auf einem Teller - mit Fisch und Geflügel weiterging.
Der Zander war saftig und auf der Haut gebraten, die nur teilweise knusprig war. Was aber daran lag, dass der Fisch mit wunderbar krossem Hähnchen-Crumble gekrönt war. Das von Odefey&Töchter bezogene Geflügel war auch Grundlage für die erneut runde Jus, die den Fisch nicht übertönte. Den vegetarischen Part übernahm Zucchini, die als cremiges Gratin überzeugen konnte! Nix geschmacklos, sondern mit sehr „grünem“ Aroma und angenehmer Bitter-Note. Dass das Dressing des (seinen Namen verdienenden) Wildkräutersalates die darauf platzierten Zucchini-Chips natürlich durchweicht hatte, war eine sehr verzeihliche Nachlässigkeit der Küche.
Während ich still den fehlenden Käsegang betrauerte und mich mit der Beerenauslese tröstete, lobten die Kameraden den gar nicht mal so süßen Abschluss überschwänglich. Eine dicke, frisch aus der Pfanne kommende Scheibe Toastbrot war mit schmelzenden Bergkäse-Krümeln überzogen und wurde mit einem Sorbet von roten Beeren kombiniert, dazu karamellisierte weiße Schokolade. Umami und Fruchtsäure ist eine seltene, hier offenbar gut funktionierende Kombination. Warm und kalt geht sowieso immer und im Dessert sowieso!
Fazit: Die Kaiserküche liefert genau das, was sie verspricht. Erstklassige Produkte, ernst genommene Regionalität entsprechend der Saison, kombiniert mit sehr gutem Handwerk in einem modernen Ambiente. Der junge Service wurde schon gelobt.
Gerne wieder!