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Leonhard Bader schuf hier, wo früher anständige italienische Kost serviert wurde, eine gediegene Schmankerlstube, deren Ruf auch die linksrheinischen Freunde ehrlicher, handwerklich sauber gekochter Traditionsküche aufhorchen ließ. Kein Wunder, gehörte doch Bayern dank König Maximilian I. viele Jahre lang zur Pfalz. Oder war es umgekehrt? Egal, ein Antrittsbesuch in Baders Fleischkost-Komplex war also nur noch eine Frage der Zeit und der Abstecher in die Rastatter Straße längst überfällig.
Die Vita des Inhabers habe ich schon bei meinem Scheibenhardt-Bericht vom November 2016 ausreichend beleuchtet. Als passionierter Wurstmacher brachte Bader bereits im letzten Jahr deftige Schmankerl unter Golfer und Karlsruher Geldadel, indem er eine rustikale Alpen-Hütte auf dem Hofgut Scheibenhardt installierte. Vielleicht reifte da sein Konzept für ein zünftiges Wirtshaus bajuwarischer Tradition, das der Karlsruher Karnivoren-Kaste noch gefehlt hat.
„Badenziosen“ wie Schäufele, Flädle, Bubespitzle und Co. haben ihren Platz auf der gutbürgerlichen Speisenkarte eingebüßt. Dafür locken Altmünchner Brez’nsuppe, knuspriger Schweinsbraten (immer aus der ganzen Schulter zubereitet) und G’röstl mit Blutwurst. Bader, für den es „nichts Besseres gibt als einfach was Guads“, bietet eine herzerwärmende Erinnerungsküche mit viel selbst verwursteten Schweinereien, die sich nicht selten auf Omas Rezepturen stützen. Nostalgie meets Zeitgeist. Unser neuer Heimatminister wäre sicherlich genauso begeistert wie der auf regionale Spezialitäten versessene Fleischvernichter.
Der weiträumige, lediglich von einer massiv wirkenden Stützsäule unterbrochene Gastraum wirkte wenig gemütlich. Zu großflächig, zu saalartig schien die Räumlichkeit angelegt. Ich schätzte allein für die Gast“stube“ gute 130 Sitzplätze. Da half auch die auf Behaglichkeit herunter gedimmte Beleuchtung am Abend recht wenig. Für gemütliche Wirsthaus-Atmosphäre war das Ganze eine Spur zu wuchtig angelegt, das stand schon frühzeitig fest.
Und dabei hatte man sicherlich viele Gedanken in die Raumgestaltung investiert. Dunkles Holzlaminat wertete den Boden auf. In weißes Leinen gehüllte Tische sorgten für kultivierte Tischverhältnisse, auch wenn die abwischbare, weiße Tischfolie den noblen Eindruck ein wenig schmälerte. Rechterhand befand sich der stattliche Ausschankbereich. Unweit davon beschwörten ein paar rustikale, an Bierbänke erinnernde Sitzgelegenheiten eine gediegene Festzeltatmosphäre.
Im eigentlichen Gastraum reihten sich die sauber eingedeckten Tische sehr dicht aneinander. Für unseren Geschmack schienen die Tischabstände zu knapp bemessen. Auf dem Weg zu den Toiletten ging es rechts an einer separaten Fleischreifekammer mit Glasfenster vorbei. Nicht nur für Freunde des trockengereiften Porterhouse-Steaks ein veritabler Blickfang.
Das Wort „unkonventionell“ wäre bezüglich der Deckenbeleuchtung doch ziemlich untertrieben. Mehrere Systeme aus sternförmig angeordneten, an der Decke befestigten Messingrohren, an deren abgeknickten Enden die blanken Glühbirnen herabbaumelten, zierten den Speisesaal. Modern? Ja klar. Stylish-urban? Auf jeden Fall. Passend zur übrigen Einrichtung? Wohl eher eine Geschmacksfrage, die jeder für sich selbst beantworten sollte. Gleiches traf auch auf das etwas unbeholfen wirkende Ensemble aus bis zur Decke reichenden Birkenstämmen zu. Neben dem puristisch anmutenden Fake-Kamin, über dem ein ausgestopfter Hirschkopf thronte, strapazierten Schaukelstuhl und Tierfellteppich unser Geschmacksempfinden in Sachen Innenausstattung etwas über Gebühr.
Da gefielen mir die nüchtern gerahmten Schwarzweiß-Fotos mit Alpen-Motiven an der Wand schon besser. Vielleicht war ja gewollt, dass nicht alle von ihnen ganz gerade hingen. Mittels indirekter Beleuchtung wurden diese deutlich subtiler wirkenden Dekorationselemente gekonnt in Szene gesetzt. Die rotweißkarierten Sitzpolster nahmen den seriös wirkenden Holzstühlen das Formelle. Plastikblumen und Teelichter dekorierten etwas zu dürftig die Tische.
Junges Servicepersonal war entsprechend der Raumkapazität ausreichend vorhanden, so dass es nicht lange dauerte, ehe wir nach der Zuweisung unseres Platzes, die Speisenkarten in den Händen hielten. Tagesempfehlungen und ausgegangene Gerichte wurden mündlich ergänzt. Auf Rückfragen wurde eher schlecht als recht mit geschäftstüchtiger Nettigkeit reagiert. Leider mussten wir diese vordergründige, aufgesetzt wirkende Freundlichkeit bei beiden weiblichen Bedienungen feststellen. Auf die Rückfrage, warum das bestellte Bärlauch-Schmalztöpferl nicht als Amuse vorweg serviert wurde, sondern zeitgleich mit den Vorspeisensuppen, bekamen wir fadenscheinige Erklärungen mit schnippischem Unterton zu hören. Kein geschultes Fachpersonal, das uns da bediente. Soviel war schnell klar.
Das Speisenangebot, das sich auf drei zusammengehefteten DIN-A4-Seiten wiederfand, listete eine ganze Reihe herzhafter, mal mehr, mal weniger saisonal beeinflusster Gerichte für den kleinen und großen Hunger. Neben ein paar „Mongdratzerl“ (Kleinigkeiten) zum Bier – darunter auch das bereits erwähnte Schmalztöpferl – offerierte man ein gutes halbes Dutzend verlockender Vorspeisen (Südtiroler Speckbrettl, Kartoffel-Spargelsalat, handgeschnittenes Rindertartar, Obatzda und lauwarmer Stangenspargel), ein paar appetitlich klingende Suppen (Altmünchner Brez’nsuppe, Spargelcreme- und Bärlauchschaumsuppe), fleischlastige Schmankerl (knuspriger Schweinebraten, Cordon Bleu vom Jungschwein, Münchner Schnitzel mit Brez’nkruste, Kalbsleber vom Grill und das originale Wiener Schnitzel), selbstproduzierte Wurstspezialitäten (Münchner Milzwurst in Butter gebraten, Baders kälberne Weißwürste und Fleischkäse vom Grill) sowie ein mindestens sechs Wochen in der gläsernen Kammer gereiftes, 300 Gramm schweres Rib-Eye- oder Rumpsteak. Letzteres kam in Begleitung von Pommes frites, Kräuterbutter und kleinem Salat und war mit 32,90 Euro das teuerste Gericht auf der Karte. Ansonsten lag man bei den Hauptgerichten knapp unterhalb der 20-Euro-Marke, was bei der gebotenen Hausmannskost schon etwas höherpreisig anmutete. Das in Butter gebratene Kalbsschnitzel, welches als Klassiker des Hauses gilt, schlug mit stolzen 25 Euro zu Buche.
Auf der dritten Seite dann noch mal eine mir etwas überdimensioniert erscheinende Auswahl an Tagesempfehlungen (???), die neben den derzeit obligatorischen Spargelgerichten auch kulinarische „Schweinereien“ wie beispielsweise gebackenes Schweinskotelett, Medaillons vom Schweinefilet und Blutwurst-G’röstl listeten und den Karnivoren Glückseligkeit versprachen. Mit Ochsenfetzen vom Filet, Rinderragout und dem 48 Stunden lang geschmorten Ochsenschwanz wurde die Palette mit herzhaften Soßengerichten ergänzt. Letztere waren saisonbedingt auf der winterlichen Empfehlungskarte, während bei unserem Besuch im Mai vorwiegend dem Königsgemüse in verschiedensten Zubereitungsarten und Kompositionen gehuldigt wurde.
Da wir das Restaurant an einem Donnerstagabend besuchten, gab es zusätzlich noch eine Seite mit „inneren Werten“ zu dem an sich schon sehr umfangreichen Speiseprogramm. Im Eingangstext wurde unserer Meinung nach etwas zu dick aufgetragen, wenn da von „schlachtfrischen Innereien, wie man sie aus früheren Zeiten kennt“ werbewirksam geschrieben stand. Warum man an einem eher mäßig besuchten Abend, an dem lediglich 6 bis 7 Tische belegt waren, noch elf (!!!) weitere Gerichte mit „schlachtfrischen“ Innereien auf einer Zusatzkarte anbieten muss, hat sich uns nicht erschlossen. Dass da selbstverständlich mit vakuumierten bzw. tiefgekühlten Zutaten gearbeitet wird, ist nicht nur logisch, sondern auch sinnvoll, da es sonst die reinste Verschwendung wäre. Den Gästen das Ganze dann aber als „schlachtfrisch“ zu verkaufen, ist mehr als hanebüchen. Gebratene Ochsenhoden („weiße Niernderln“), Kutteln in Veltlinersauce, gebackenes Lammbries, gesottene Kalbszunge, in Butter gebratenes Kalbsherz und der in der Brez’nkruste gebackene Kuheuter stehen zugegebenermaßen nicht auf jeder Wirtshauskarte. Aber warum muss man hier auf Teufel komm raus den Eindruck erwecken, dass alles direkt vom Schlachthof auf den Teller wandert? Außerdem fragt man sich, wem ein solch reichhaltiges Angebot nützt. Auf keinem einzigen Tisch landete an unserem Besuchsabend ein Innereiengericht. Mit einer reduzierteren Auswahl würde es doch auch gehen. Und man würde glaubhafter wirken.
Bei unserem Besuch im Winter verzichteten wir auf eine alkoholisch basierte Flüssigkeitsaufnahme und orderten eine frisch-perlende Holunderblütenschorle (3,90 Euro) sowie eine Flasche Peterstaler Mineralwasser (0,75 Liter für urbane 5,80 Euro). Damals knurrte uns der Magen nach dem Besuch des Badischen Staatstheaters und wir kehrten recht spontan bzw. zu recht später Stunde (gegen 21.30 Uhr) in Baders wenig badischem Wirtshaus ein.
Meine Begleitung hatte sich damals für die Maultaschen in der Hauptgerichtsversion (14,90 Euro) entschieden. Diese wurden in einer kleinen Cocotte mit Schmelzzwiebeln und einem lauwarmen Kartoffel-Gurkensalat serviert. Letzteren hatte man ganz unten im Töpfchen versteckt. Die dunkle Bockbiersauce (Erdinger Pikantus) wurde dazu à part gereicht. Bei selbstgemachten Maultaschen ist die Erwartungshaltung bzgl. der Füllung immer recht hoch. Und auch Leonhard Bader weiß, wie man solche Schwaben-Dumplings korrekt befüllt, denn seine fein gewürzte Masse aus Hack, Brät, Zwiebeln, Spinat und eingeweichten Semmeln hatte ordentlich Schmackes. Die deftige Biersauce sorgte für ausreichende Süffigkeit, während sich die feine Essig-Note des Kartoffel-Gurkensalats für den säuerlichen Akzent verantwortlich zeigte. Von der Portionsgröße her nicht übertrieben, waren sie ein durchaus gelungenes Beispiel für handwerklich einwandfrei zubereitete Hausmannskost wie man sie in Baden bzw. im Schwabenland nicht nur an Gründonnerstag und Karfreitag zu schätzen weiß.
Damals beim Erstbesuch entschied ich mich für das Cordon Bleu vom Jungschwein (18,90 Euro), das mit gekochtem Honigschinken und Bergkäse gefüllt war und von einer separat im Saucentöpfchen servierten Pilz-Rahm-Sauce begleitet wurde. Das größte Manko schon damals: die fehlende Würze des von krosser Panade umgebenen Schweinerückens. Auch löste sich der wie frittiert wirkende Bröselteppich zu schnell und viel zu leicht vom im klassischen Schmetterlingsschnitt dargebotenen Fleischkern. Zudem steuerten der sehr zahme Bergkäse und der viel zu milde Honigschinken kaum deftige Geschmacknoten bei und so hielt sich der Aromengewinn, den die Füllung vorab versprach, doch arg in Grenzen. Das Gericht kam nicht über das Niveau eines Durchschnitts-Cordon-Bleus, wie man es in den meisten Gastwirtschaften gutbürgerlicher Gesinnung erhält, hinaus. Jedoch mit dem Unterschied, dass es hier deutlich mehr kostete. Die durchaus vorhandene Fleischqualität kam aufgrund der Zubereitungsart nicht wirklich voll zum Tragen. Da konnte es auch die mit feiner Sherry-Note versehene Pilzrahmsoße nicht rausreißen.
Bei unserer Versammlung der anonymen Wörther Kulinariker Anfang Mai, wollte ich mit meinen drei Kollegen einen zünftigen Wirtshaus-Abend verbringen, wohlwissend dass die eingefleischten Schlemmerboys bei der reichhaltigen Auswahl an Schweinereien hier sicherlich fündig werden würde. Der warmen Witterung war die erfrischende Holunderblütenschorle geschuldet. Diese füllte ich mit etwas Mineralwasser noch auf, da sie mir ein wenig zu süß war. Meine Kollegen blieben in der Mehrzahl beim Wasser. Lediglich der mir gegenüber sitzende Bacchus-Jünger bestellte sich seinen Rebsaft glasweise.
Das Bärlauch-Schmalztöpferl (3,90 Euro) sollte eigentlich als kleiner Appetithappen vorweg kommen, wurde dann aber – wie schon erwähnt – zusammen mit den Vorspeisensuppen serviert. Leider entpuppte sich das auf der Karte erwähnte „frische Holzofenbrot“ als ziemlich trockene Angelegenheit, die auf eine längere „Liegezeit“ schließen ließ. Außerdem hatte das Schmalztöpferl eine eher mousse-artige Konsistenz und wurde mit zunehmender Dauer immer flüssiger. Den Bärlauch schmeckte man zwar deutlich heraus, aber ansonsten hatte der Aufstrich wenig „Schmalziges“. Wäre es ein Gruß aus der Küche gewesen, hätte ich über die recht eindimensional mundende Fettcreme kein großes Aufhebens gemacht. So war sie ein unnötiger Begleiter unserer Suppen, die keinem am Tisch einen Nachschlag abtrotzte und demnach relativ unverbraucht den Weg zurück in die Küche antrat.
Der Kollege gegenüber von mir hatte sich für die Altmünchner Brez’nsuppe (5 Euro), die in keinem bayrischen Wirtshaus fehlen darf, entschieden. Diese wurde mit ordentlich Einlagenmaterial geliefert. Zwischen dem „Brezelklein“ waren noch Röstzwiebeln und Schnittlauch auszumachen, welche der klaren Rinderbrühe zusätzlich Geschmack verliehen. Das war schon eine ansehnliche Portion, die üppig bemessen die kleine Porzellanschüssel füllte und ganz schön auf Sättigung setzte.
Genau wie mein Kollege, empfand auch ich die Bärlauchschaumsuppe (6,50 Euro) übertrieben salzig. Da hatte man versucht, die fehlende Bärlauchwürze durch übermäßigen Einsatz von Brühe wettzumachen. Die darin schwimmenden Croutons und das in homöopathischer Dosis verabreichte Lachsstückchen hatten geschmacklich keine Chance und gingen auch im übertragenen Sinne regelrecht unter. Auch von Schaum konnte übrigens keine Rede sein. Die Mühe, da noch einmal kurz vorher den Stabmixer rein zu halten, hatte man sich sichtlich gespart.
Lediglich ein Kollege hielt sich nicht an die interne Flüssigvorspeisenregelung und orderte die „legendären Fleischküchle“ (so stehen sie in der Karte) in der kleineren Vorwegversion (6,90 Euro). Genauer gesagt handelte es sich dabei um ein stattliches Fleischpflanzerl, das von ausreichend dunkler Biersauce und Kartoffel-Gurkensalat flankiert wurde. Als Vorspeise war das von der Portionsgröße her schon eine richtige Hausnummer. Nun hat das Bader’sche Wirtshaus noch nicht einmal ein Jahr geöffnet und schon hängt man hier einem Gericht den Legendenstatus an. Etwas übertrieben, wie der auf Wurst- und Fleischwaren spezialisierte Hobbykoch knapp urteilte, denn die Frikadellen bewegten sich geschmacklich auf Normalniveau. Trotzdem war das ein in sich stimmiger, süffiger Hausmannskostteller, dessen würzig-säuerliche Aromen gut ineinander griffen.
Bei den Hauptgängen verzichteten wir auf den ganzen vegetarischen Schnickschnack und gaben uns mit zweimal Cordon Bleu (18,90 Euro), einmal Ochsenfetzen (18,90 Euro) und einmal Schweinemedaillons (16,50 Euro) zufrieden. Lediglich eine Portion Stangenspargel ließen wir saisonbedingt in der Tischmitte platzieren. Soweit ich mich erinnere, wurden diese vom Ochsenfiletfutzi im Solo erfuttert. Die Anhänger des „blauen Bandes“ zeigten sich wenig begeistert von der Würze ihres panierten, mit Käse und Schinken gefüllten Schweineschnitzels. Da deckten sich ihre Beobachtungen mit den von mir festgestellten „Ungereimtheiten“ in Sachen Panade, Würzung und Innenausstattung. „Nach Art der hohen Kochkunst“, wie sie früher mit dem Zusatz „à la cordon bleu“ bezeichnet wurde, war das nun wirklich nicht.
Meine drei Schweinefiletmedaillons wurden zusammen mit den hausgemachten Eierspätzle und den Speckbohnen in einer Cocotte serviert. Das kurzgebratene Fleisch von der Schweinelende war tadellos gewürzt und fiel schön saftig aus. Die Speckbohnen hatten noch leichten Biss und die gelben, kurz vorher durch eine Presse ins heiße Wasser gedrückten Spätzle schmeckten ebenfalls ganz ausgezeichnet. Leider waren sie von der Menge her so dürftig kalkuliert, dass ich noch eine kleine Portion nachordern musste. Die weiße Pfeffersauce hatte zwar ordentlich Wumms, kam aber schon in lauwarmem Zustand an den Tisch. Sie geriet bei abnehmender Temperatur immer mehr ins Stocken, was ihr zu Recht den Ruf einer Mehlpampe einbrachte. Geschmacklich war sie dennoch besser als sie aussah. Auch bei diesem Gericht waren es also die Kleinigkeiten, die den Genuss ein wenig einschränkten.
Die Filetfetzen vom Ochsen schwammen in einer hellen Sauce – meiner weißen Pfeffersauce nicht unähnlich – und wurden von Bratkartoffeln und einem kleinen Salatteller begleitet. Sinnbildlich auch für dieses Gericht war die Tatsache, dass mein Gegenüber besonders für den hervorragend angemachten Beilagensalat lobende Worte fand. Warum man hier nicht auf eine kräftige dunkle Jus setzte, erschloss sich mir nicht. Ob das Fleisch tatsächlich vom Filet stammte, war für mich nicht mehr schmeckbar, da es schon beim Auftragen in der Sauce schwamm und dadurch sein letztes bisschen Medium eingebüßt hatte. Hätte man die Tunke à part serviert, wäre dem Filetgedanken eher Rechnung getragen worden.
Apropos Rechnung. Auch da hielten wir uns an die gute deutsche Sitte, die Kosten für das Mahl zu splitten. Unsere Bedienung zeigte dabei Defizite im Umgang mit der Abkassier-Software und erleichterte meinen Kollegen, der zuerst bezahlte, fälschlicherweise um zwei Hauptgänge. Druckt man die Rechnungen vorher aus und überprüft diese bevor man zum Kassieren an den Tisch tritt, lassen sich peinliche Rechenfehler von vornherein minimieren. Dass nur zwei von uns ihre Rechnung in gedruckter Form ausgehändigt bekamen, sprach auch nicht unbedingt für eine souveräne Serviceleistung.
Und so kamen wir nach zwei gelungenen Passionsfruchtsorbets (je Kugel 2,30 Euro) und einem Vanille-Eis mit heißen Himbeeren (6,90 Euro) zu einem insgesamt eher durchwachsenen Resümee. Weniger wäre in Baders Wirtshaus sicherlich mehr. Eine Verschlankung des Speiseangebots könnte die bodenständige, aus qualitativ guten Zutaten gefertigte Erinnerungsküche noch aufwerten. Weniger Sitzplätze, die neben einem gemütlicheren Ambiente, auch den Personalaufwand verringern würden, täten dem Wirtshaus gut. Genau wie ein wenig mehr Bodenhaftung bei den Flaschenweinpreisen. Klar, dass hier keine Pfälzer Verhältnisse zu erwarten waren, aber das Gesamtpaket muss bei den Preisen einfach noch stimmiger werden. Man darf also gespannt sein, wie sich das Zweitlokal des Herrn Bader entwickelt. Für gute Hausmannskost braucht es jedenfalls keine Fahrt über den Rhein. Keine wirklich neue Erkenntnis für uns Pfälzer Schlemmerboys!