Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 289 Bewertungen 372143x gelesen 10256x "Hilfreich" 9199x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 08.03.2024 2024-03-08| Aktualisiert am
09.03.2024
Besucht am 01.09.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Zum Ende unseres Premierenbesuchs auf Sylt sollte es natürlich nochmal ein kulinarisches Highlight sein und so hatten wir für den letzten Abend das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Kai3 im Golfhotel Budersand in Hörnum an der Südspitze der Insel gebucht.
Zudem hatten mich im Vorfeld schon einige Flaschen aus der Weinkarte nervös gemacht, auch der Preise wegen. Aber wir hatten ja die Woche über eher spartanisch getafelt (Gastroguide berichtete…)
Anders als Carsten zu Corona-Zeiten betraten wir nach dem Überqueren des Parkplatzes das Restaurant durch die ansprechende Lobby, in der kurz vor 18.00 Uhr bereits ein Pianist spielte. Gern hätten wir entsprechend Carstens Empfehlung an der Bar noch einen letzten Drink genommen, aber nach 23.00 Uhr war das Foyer leider schon verwaist.
Das Kai3 besticht durch eine klare, aber wohnliche Innengestaltung, wozu sicher auch die sehr bequemen Sessel mit Lederbezügen in unterschiedlichen Brauntönen und transparente Vorhänge beitragen. Die mobilen Trennwände der Pandemie sind verschwunden, so dass sich ein offener Raum ergibt, in dem die Tische mit ihren bodenlangen Decken so großzügig verteilt sind, dass ich an Eisschollen erinnert wurde. Von den Gesprächen am „Neben“Tisch hörte man jedenfalls kaum etwas, sehr angenehm. Die breiten Holzdielen in leicht ausgeblichener Optik greifen natürlich das hier auf Sylt allgegenwärtige Nordsee-Thema auf. Aber was sollte passender sein, wo die See doch fast unmittelbar jenseits der am Abend leeren, aber grundsätzlich wunderbar gelegenen Terrasse beginnt.
Der Blick durch die bodentiefen Fenster auf das Wattenmeer, über den kleinen Hafen von Hörnum hinüber nach Föhr und Amrum ist jedenfalls sehr schön.
Freundlich wurden wir von Restaurantleiter Noah Kamnitz begrüßt, der im Wechsel mit Sommelier Tim Blasczyk und zusammen mit einer perfekt ausgebildeten und gut aufgelegten, jungen Brigade den Service des Abends jederzeit voll im Griff hatte. Manchmal hakte es etwas mit dem Abräumen leerer Teller, aber besser so als gehetzt zu werden. Das Gegenteil war der Fall, es wurde ein sehr entspannter Besuch, schon beginnend damit, dass mir der empfohlene Champagner nicht recht schmeckte und nach Abfrage der Vorlieben einfach eine gar nicht für den offenen Ausschank vorgesehene Flasche entkorkt wurde. So schafft man sich zufriedene Gäste.
Ich hatte mir dazu einen kleinen Snack bestellt
und auch der Wunsch, dass die dazu gereichten Blini doch bitte noch einmal in der gebutterte Pfanne aufgefrischt werden, war kein Problem.
Kein Alleinstellungsmerkmal, aber immerhin eine Besonderheit sind die kleinen Karten im Aufsteller, die uns den Abend über die Gerichte und - auf der Rückseite - die Gedanken des Küchenchefs dazu näherbrachten.
Eine gute Gedächtnisstütze für den Service und ganz bestimmt für den säumigen Berichterstatter, denn am Ende des Diners gab es die Sammlung in einem Blechkistlein.
Die Küche startete in den genussvollen Abend mit drei schon sehr hübsch anzuschauenden Kleinigkeiten, die auf verschiedene knusprige Teigwaren aufbauten:
Rechts gefiel uns eine eigenwillige Interpretation von Labskaus überraschend gut: Im Baiser von roter Beete war Matjes mit Aubergine vermählt und von Gurkencrême und Kartoffelchip begleitet.
In der Mitte enthielt die Tartelette gezupftes Lammfleisch und Kartoffelstückchen mit etwas Biss. Schnittlauch-Gel und Rettich-Crême sorgten für Schärfe.
Ganz links dominierte süßer Senf, der von zwei Crackern eingefasst war und von Obatzder, frischen Radieschen und Grün getoppt wurde. Ein unerwartet bayerischer Gruß.
Nach dem Fingerfood kam die Fingerschale mit der Handtuch-„Praline“. Schon oft gesehen (zuletzt wieder im bianc in Hamburg), was es ja nicht schlechter macht.
Das warme Zitronenwasser tat auch später noch seine Dienste, aber zunächst ging es an die Getränkeauswahl. Nach der Devise „Man gönnt sich ja sonst auch was!“ streckte ich mich nach dem obersten, für mich noch gerade erreichbaren Regal und wurde fündig:
Die halbe Flasche Montrachet-Montrachet wurde erst einmal im Dekanter an die Luft gelassen.
Bis dahin unterhielt uns ein Scharzhofberger aus der Parzelle Pergentsknopp wie erwartet prächtig.
Und für später kam statt Rotwein ein Coulée de Serrant (Chenin Blanc von Joly, glasweise).
Fazit: Es gibt sicher andere großartig gemachten Weißweine. Aber für meinen Geschmack keine besseren. Speziell vor dem Burgunder hatte ich etwas „Angst“. Wenn man sich einen lang gehegten Traum erfüllt, besteht ja auch immer die Möglichkeit, dass die hochgeschraubten Erwartungen enttäuscht werden. Wurden sie aber nicht. Nonplusultra. Glück. Puh…
Die Küche meldete sich dann aber wieder deutlich vernehmbar mit einem kräftigen Takoyaki zu Wort: In der kleinen weichen Teigpraline war bei mir eine schöne Bolognese versteckt, lackiert mit einer Reduktion von geschmacklich starkem Sommertrüffel, der zum Schluss auch reichlich darüber geraspelt wurde. Dazwischen aber noch eine Scheibe wunderbar geschmolzener Käse aus dem Perigord. Schleck! Lechz!, wie man in Entenhausen sagen würde.
(Wer wissen möchte, wie die Teigbällchen original hergestellt werden, stelle sich auf die Düsseldorfer Immermannstraße vor das Takoyaki Teppachi!)
Beim vegetarischen Fan gab es Räuchertofu und rote Beeren. Am Gaumen wohl ein Unentschieden, aber bei der Optik eindeutiger Sieger!
Nach diesem Fanfarenstoß konnte die Küche die Ouvertüre sanfter ausklingen lassen:
In Maisbrotsand panierte Entenlebercreme passte toll zu einem Eis von Mais und weißer Schokolade. Aufgefrischt wurde das cremige Vergnügen von Limetten-Gel und -Abrieb.
Üblicherweise wäre jetzt Brot dran gewesen. Stattdessen servierte das Kai3 Tebekes, ein dänisches Plundergebäck, dazu Hörnumer Meersalz und aufgeschlagene Butter mit Nuss-Stückchen und corporate identity.
Warum wohl die Butter auf dem Tisch verblieb, als das sehr leckere Gebäck „verschwunden“ war? Vielleicht, weil alle Gäste sowieso um ein weiteres Stück bitten? Wir taten das auf jeden Fall - wäre doch schade um die Butter gewesen…
Dann ging’s ins Menü hinein. Während die Dame am Tisch bescheidene 6 Teller (183€) gewählt hatte, ging ich mit einem zusätzlichem Gang fpr 15€ mehr „all-in“.
1. Sylter Grüne „Sauce“
überraschte sofort, denn die (natürlich ) 7 verschiedenen Salzwiesenkräutern blieben im Rohzustand und waren mit einer Sülze vom Schleswig-Holsteiner Wagyu aus nachhaltiger Aufzucht kombiniert. Das Fleisch kam von sous vide gegarter Zunge, Maske und Herz - bis vor einigen Jahren völlig unter Wert gehandelte Stücke. Der frisch-säuerliche, leicht pikante „grüne“ Geschmack war sofort präsent, die kräftige Sülze blieb geschmacklich bis zum Schluss stehen. Im Inneren versteckte sich eine jodig-salzige Sauce auf Joghurtbasis. Junge Radieschen sorgten für Knack und filigran gebackene Kartoffelringe schmeckten solo ausgezeichnet, gingen im Gesamtspiel allerdings unter. Überraschend frühlingshafter Auftakt im Spätsommer, der perfekt die angekündigte „Nordic Fusion“ umsetzte.
Ein Seitenblick zum fleischfreien Auftakt meiner Frau lohnte gleich aus mehreren Gründen.
Optisch sowieso:
Geschmacklich: Fermentierter weißer und grüner Spargel, Erbsensalat, Basilikum-Limetten-Minz-Öl und eine gelierte Pho-Essenz (auf der Basis von Misopaste), die den frischen Elementen eine Umami-Tiefe verlieh.
Und schließlich wegen des eigentümliche Titels: 1. Mensch Jannik!
Der soll nämlich als Auszubildender mal eine Pho so lange in der Kühlung vergessen haben, bis sie durchgeliert war. Sie fragen sich, ob die Geschichte wahr ist? Wenn nicht, zumindest gut ausgedacht!
2. Himmel un Äd
Dieser Titel hätte auch gut und gerne Mare e Monti oder Surf’n’Turf heißen können. Zunächst wurde ein tolles Bach-Forellenfilet aus einer Bio-Aufzucht in der Lüneburger Heide mit kräftiger Blutwurst-Crème, Granny-Smith-Gel, Kartoffel-Meerettich-Püree und Algenchips getoppt. Dann am Tisch noch eine wunderbare Röstzwiebeljus mit Schnittlauch und knackigem Forellenkaviar sowie eine aus der Blutwurst gezogene Sauce angegossen. Ich hatte spontan den auf der Karte angekündigten „Nachschlagwunsch“, meiner Liebsten wurde die Forelle von ihren ausdrucksstarken Begleitern zu sehr in den Hintergrund gedrängt. 3. Fernweh
Trotz des sehr profanen Titel sollte es gemäß dem Kärtchen auf dem Teller „Exotisch - Lecker - Aufregend“ zugehen. Norddeutsch zurückhaltend übersetzt: Europäischer Hummer in Thai-Aromatik.
Der festfleischige Schwanz des Königs der Krustentiere thronte auf spicy Mangosalat und war von Mangopüree gekrönt. Im Gefolge ein weicher Dumpling, der erst gedämpft und dann angebraten worden war. Die Nudeltasche verbarg eine geschmacklich sehr beeindruckende Hummerfarce. Ich sag ja: Auf die inneren Werte kommt es an. Zu süß war das Ganze nicht, denn am Tisch wurde ein Tom-Kah-Gai-Schaum mit Koriander-Chili-Öl angegossen, der zwar wenig Hühnergeschmack, aber eine subtil eingebundene Schärfe und natürlich die ganze Gewürzwelt Siams mitbrachte. Perfektes einheimisches Produkt mit von mir geliebten exotischen Aromen: Mein Favorit des Abends.
Weiter ging’s mit 4. Sehnsucht nach Sonne
Wenig überraschend stand jetzt Mediterranes auf dem Programm:
Das Bries vom nordfriesischen Kalb wurde vor dem sanften Braten in einer Orangenreduktion mariniert, auf Pastinakenstampf gebettet und mit Focaccia-Crumble bestreut. Darüber Fenchel als frischer Salat und feines Püree sowie Stabmuschel, die ich nicht geschmeckt habe. Auch hier war der Service gefragt: Die Sauce basierte auf in Vanille gegarter Paprika, der Chorizo einen kräftigen Touch geben sollte. Mir betonte die Komposition trotzdem etwas zu sehr die süße Seite, Pastinake hätte es vielleicht nicht sein müssen. Aber das ist Geschmacksache und lecker war’s auf jeden Fall. Dass meine Sehnsucht nach Sommer und Sonne gestillt wurde, kann ich nicht unbedingt behaupten. Aber mit solchen Zuschreibungen ist das immer so eine Sache.
Der nächste Gang setzte da noch einen drauf und kündigte 5. Die Liebe meines Lebens
an. Die saß zwar neben mir (und eine zweite duftete im Burgunderglas), aber die Küche hatte mit diesem Teller durchaus Argumente. Es ging um Vertrautheit, um kulinarisches Nachhausekommen und da ist ein so geiles Hühnerfrikassee schon mal eine gute Wahl. Brust vom 15 Monate trocken gereiftem Schwarzfederhuhn, sous vide gegart und dann gebacken, eine Velouté nach dem Rezept der … nein, nicht Oma, sondern Ehefrau des Küchenchefs, bereichert von Spargel, Morcheln, Crème von frischen Erbsen und schon entsteht ein heimisches Soulfood der Extraklasse! Hatte ich schon den Hühnerhaut-Crumble erwähnt? Yummy! Da ließ sich die die Sterneküche nicht lumpen und spendierte noch eine Praline vom gezupften Schulterfleisch mit einer dezenten Estragon-Mayo und vielen frischen Kräutern, die immer wieder eigene Akzente setzten. Nachsichtig nahmen wir zur Kenntnis, dass nach dem vorhergehenden Sommergang hier wieder der pure Frühling regierte. Stark!
Der Titel des Pre-Desserts ließ wieder rätseln: 6. Breakfast at Landon‘s
Dass es um Wärme, Kraft und Freundschaft gehen sollte, kann ich angesichts der Aromen gut nachvollziehen: Auf einer Schnitte reifem Espresso-Pfeffer-Brie wurde zart schmelzende Baileys-Eiscrème präsentiert, deren Kühle die starken Aromen von ausgezeichnetem Perigord-Trüffel, einer Pfeffer-Ahorn-Reduktion, Kaffee-Mascarpone-Schnee und zwei Bacon-Hippen nach und nach zum üppigen Vorschein kommen ließ. Ahorn und Bacon gaben auch einen Fingerzeig auf das amerikanische Frühstück, das Küchenchef Felix Gabel regelmäßig mit einem kanadischen Freund im Landon‘s einnahm, wie der Service aufzuklären hatte.
Meine Frau genoss glücklich; ich war froh, dass es mit einem „Hagebutten-Cassis“ von Sylter Heckenrosen, Gewürzen und Tee auch eine Erfrischung gab.
Mit dem abschließenden 7. Ritter der Kokosnuss
sollte schließlich mit Erwartung, Enttäuschung und freudiger Überraschung gespielt werden.
Das Kokosfleisch entpuppte sich als Ziegenkäse, die dunkle Schale als karamellisierte weiße Schokolade. Dünne Rhabarberscheiben waren in ihrem mit Champagner verfeinerten Sud kräftig rot gezogen. Dazwischen sorgte ein Petersiliensorbet für eine grüne Kräuternote. Ein in den Aromen sehr modernes Dessert, in dem klassisch süße Noten deutlich zurückgefahren waren. Kein Wunder, dass der Süße Fan lange nicht so begeistert war wie ich.
Aber nicht lange, denn die Küche schickte ein reichhaltiges Potpourri:
Einen frischen Mandel-Yuzu-Keks, Pralinen mit einer Füllung aus Bronzefenchel-Sorbet und Pesto (also doch wieder Kräuter…) und kandierte, schokolierte Walnüsse.
Später kamen noch Futjes (friesisches Schmalzgebäck, gibt’s eigentlich im Winter!) mit Nussbutter und Ananas gefüllt, eine Lakritz-Himbeer-Malzbier-Praline sowie ein Marshmallow mit Tonkabohne-Eis.
Ich gab dem Fan was des Fans ist und labte mich stattdessen an einem Verdauerle der selten anzutreffenden, aber sehr zu empfehlenden Art!
Das Kai3 hatte sich geleert, aber Hektik kam nicht auf. Der Service verabschiedete uns herzlich, die Küchencrew wünschte per Karte eine gute Nacht und wir schlenderten bei hellstem Mondschein durch den menschenleeren Hafen in Richtung Bushaltestelle, um uns mit wenigen anderen Nachtschwärmern von der Südspitze der Insel zurück nach Rantum bringen zu lassen.
Fazit: Ein kulinarisch wunderbarer Abend auf solidem 1-Stern-Niveau. Mir war es etwas zu viel „Story“ drumherum, aber entscheidend ist auf dem Teller. Und da konnten wir unseren ersten Sylt-Urlaub kaum freundlicher enden lassen.
Zum Ende unseres Premierenbesuchs auf Sylt sollte es natürlich nochmal ein kulinarisches Highlight sein und so hatten wir für den letzten Abend das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Kai3 im Golfhotel Budersand in Hörnum an der Südspitze der Insel gebucht.
Zudem hatten mich im Vorfeld schon einige Flaschen aus der Weinkarte nervös gemacht, auch der Preise wegen. Aber wir hatten ja die Woche über eher spartanisch getafelt (Gastroguide berichtete…)
Anders als Carsten zu Corona-Zeiten betraten wir nach dem Überqueren des Parkplatzes das... mehr lesen
Restaurant Kai 3 · Hotel Budersand
Restaurant Kai 3 · Hotel Budersand€-€€€Restaurant0465146070Am Kai 3, 25997 Hörnum
4.5 stars -
"Wunderbarer Abschluss unseres Urlaubs" DerBorgfelderZum Ende unseres Premierenbesuchs auf Sylt sollte es natürlich nochmal ein kulinarisches Highlight sein und so hatten wir für den letzten Abend das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Kai3 im Golfhotel Budersand in Hörnum an der Südspitze der Insel gebucht.
Zudem hatten mich im Vorfeld schon einige Flaschen aus der Weinkarte nervös gemacht, auch der Preise wegen. Aber wir hatten ja die Woche über eher spartanisch getafelt (Gastroguide berichtete…)
Anders als Carsten zu Corona-Zeiten betraten wir nach dem Überqueren des Parkplatzes das
Geschrieben am 24.02.2024 2024-02-24| Aktualisiert am
24.02.2024
Besucht am 21.02.2024Besuchszeit: Abendessen Rechnungsbetrag: 25 EUR
Ein panasiatisches Restaurant, wie so viele in den letzten Jahren aufgemacht haben. Die Betreiber "natürlich" Vietnamesen, lt. der gepflegten Honepage ein family business.
Von außen sieht es eher nach Imbiss aus und tatsächlich dürften Abholer und Lieferando&Co. mehr bringen als das Abendgeschäft. Nach hinten gibt es einen Gastraum mit immerhin 40 Plätzen. Zu wärmerer Zeit ist die aufgebockte Holz-Terrasse zur Straße ganz nett. Genau gegenüber die Panasia-Konkurrenz von Sao Mai. Die haben sogar einen Wintergarten.
Mich begrüßt ein junger Mann im Service, der einen erstaunlich starken Akzent hat. Verschiedene Damen, die im Lauf des ca. 60 minütigen Aufenthaltes an meinen Tisch kommen, sprechen dagegen sehr gut deutsch. Höflich sind alle, mit der gefühlten Freundlichkeit ist es ja immer so eine Sache. Immerhin lässt der Service-Herr mir die freie Platzwahl, nachdem mich sein erster Vorschlag nicht überzeugt hat.
Trotz Plastikschnickes und super kitschiger Tusche-Bilder herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Ganz wesentlich tragen viele künstliche Pflanzen, das warme Licht und vor allem leise Klaviermusik dazu bei. Blick zur Straße Auch falsche Pflanzen können echtes Ambiente zaubern
Zudem war es gut geheizt, wie schön! Ich hasse es, im Restaurant zu frieren.
Die Toiletten für gehbehinderte Menschen nicht zu erreichen. Wäre die Treppe nicht, hätten sie trotzdem Probleme, an den diversen(?) Kinderdreirädern vorbei zu kommen.
Außer mir waren am späteren Abend nur eine Vierergruppe und ein Paar zu Gast, später kamen noch zwei Herren, wahrscheinlich Kollegen.
Es wurde sehr schnell serviert. Nach wenigen Minuten konnte ich mit zwei vegetarische Reispapier-"Sommer"rollen (5,5€) starten: Salat, Gurke, Koriander, immerhin warmer Tofu und Reisnudeln zum Dippen auf Wunsch Fischsauce. Ich sach ma: Macht satt. Sommerrollen veggie
Danach widmete ich mich dem Thai-Glasnudelsalat (5,9€). Neben den selbigen waren Sojasprossen, Erdnüsse, Gurke und viel Koriander am Start, was ich mag. Am besten frittierter Tofu, der schön crunchte, lecker. Der Sud mit dem Ganze durchmischt wird, war überraschend scharf, was in der Karte nicht angekündigt war. Macht aber nichts, ist die Nase wieder frei... Das war schon besser. Thai-Salat
Zum Hauptgang fiel meine Wahl auf Garnelen in hausgemachter Zitronengras-Sauce für 14€, immerhin als Spezialität des Hauses angekündigt. Garnelen in hausgemachter Sauce
Der Teller enttäuschte überwiegend: Vom begleitenden "Gemüse der Saison" versprach ich mir schon mal wenig. Tatsächlich war die Mischung reichhaltig und noch schön knackig: Zwiebel, Karotte, rote Paprika, Bambus, Brokkoli, Blumenkohl und Champignons, zum Teil sogar am Gaumen zu identifizieren. Das Beste am Hauptgericht: Das knackige Gemüse
Die kleinen Garnelen ließen schon nach, fest ja, aber nicht knackig. Horror dagegen die Spezialitäten-Tunke, in dem alles schwamm: So massiv mit Sojasauce verhunzt, dass das Salzige schon in Bitterkeit umschlug. Alles, was darin schwamm, war verloren. Von Zitronengras schon mal gar nichts zu schmecken! Ich wollte mich schon beschweren, als ich durch intensives Fischen im Trüben tatsächlich bedauernswerte kleinste Abschnitte vorfand, die komplett die Farbe des Soja-Desasters angenommen hatte. Der Beweis: Es existiert Zitronengras im Salzsee
Vorsichtig probierte ich und tatsächlich, ein letzter Rest Zitronengras-Aroma war bemerkbar. Ich ergab mich in mein Schicksal und kaute das harte, strohige Kraut jeweils mit einer Garnele, die ich aus dem chinesischen Salzsee gerettet und auf der ordentlichen Basmatireis-Kugel abtropfen lassen hatte. Zwei Drittel des Gerichts ging zurück. Hat keinen gewundert. Hoffentlich auch nicht der Umstand, dass ich zügig das Etablissenent verließ. Bezahlung per EC-Karte war möglich und den ordentlichen Kassenbon gab es immerhin; auch ein Bewirtungsbeleg wurde angeboten.
Bei den nächsten Asia-Gelüsten dann der Wettbewerber von gegenüber. Vielleicht. Aber nicht das EKI. Sicher.
Ein panasiatisches Restaurant, wie so viele in den letzten Jahren aufgemacht haben. Die Betreiber "natürlich" Vietnamesen, lt. der gepflegten Honepage ein family business.
Von außen sieht es eher nach Imbiss aus und tatsächlich dürften Abholer und Lieferando&Co. mehr bringen als das Abendgeschäft. Nach hinten gibt es einen Gastraum mit immerhin 40 Plätzen. Zu wärmerer Zeit ist die aufgebockte Holz-Terrasse zur Straße ganz nett. Genau gegenüber die Panasia-Konkurrenz von Sao Mai. Die haben sogar einen Wintergarten.
Mich begrüßt ein junger Mann im Service,... mehr lesen
Restaurant Eki | Asia Fusion Kitchen
Restaurant Eki | Asia Fusion Kitchen€-€€€Restaurant015214035057Leipziger Str. 66a, 06108 Halle an der Saale
3.0 stars -
"Pansasiate mit mehr Schatten als Licht" DerBorgfelderEin panasiatisches Restaurant, wie so viele in den letzten Jahren aufgemacht haben. Die Betreiber "natürlich" Vietnamesen, lt. der gepflegten Honepage ein family business.
Von außen sieht es eher nach Imbiss aus und tatsächlich dürften Abholer und Lieferando&Co. mehr bringen als das Abendgeschäft. Nach hinten gibt es einen Gastraum mit immerhin 40 Plätzen. Zu wärmerer Zeit ist die aufgebockte Holz-Terrasse zur Straße ganz nett. Genau gegenüber die Panasia-Konkurrenz von Sao Mai. Die haben sogar einen Wintergarten.
Mich begrüßt ein junger Mann im Service,
Geschrieben am 21.02.2024 2024-02-21| Aktualisiert am
21.02.2024
Besucht am 18.02.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
Einer späten Ankunft in der Düsseldorf geschuldet, die mehr meinem fehlerhaften Studiums des Fahrplans als einer eher geringen Verspätung der DB anzulasten war, suchte ich in der Umgebung des Hauptbahnhofs nach einem Nachtmahl, wobei alles länger dauernde der späten Stunde wegen ebenso ausschied, wie meines doch inzwischen beträchtlichen Hungers. Zudem verbieten die Fastengebote fleischliche Nahrung, was die Auswahl rapide um die reichlich zu findenden türkischen wie amerikanischen BBQs verkürzte.
Die Wahl fiel auf die gästefreie Pizza-Schmiede, deren junger Tresenmensch mich aber auf Nachfrage freundlich begrüßte. Später brachte er mir den Teigerundling an den Tisch, statt mich auf den Srr-Srr-Srr zu verweisen. Ich hatte auch sehr freundlich darum gebeten, da ich noch nicht so gut zu Fuß bin. Trotzdem nett. Bei Lieferung warnte er zudem vor der sehr heißen Pfanne. Dafür gerne 4 Sterne, sonst wäre der Service wegen Selbstbedienung außer Wertung geblieben.
Das Innere austauschbar zu jedem Schnellrestaurant der Welt. Hier nicht in Quietschfarben, sondern in Braun- und Grautönen. Eher praktisch als gemütlich und auch nur leidlich bequem. Der Tisch wackelte. Eine der so beliebten, übergroßen „Glühbirnen“ war erloschen. Im Hintergrund spielte kaum wahrnehmbar Musik, denn die Lüftung rauschte. Es zog. Immerhin gute Luft.
Neben der Pan Pizza werden Salate angeboten, überwiegend frittierte Snacks und auch drei Desserts. Getränke werden am Tresen bestellt und aus dem Kühlschrank herausgegeben. Ein Glas wurde nicht verlangt und nicht angeboten.
Obwohl ich eigentlich „Team Napoli“ bin, schmeckt mir die amerikanische Variante alle paar Jahre auch ganz gut. (Bei meiner Frau ist es gerade umgekehrt.)
Das Angebot in Panys Pizza listet alle üblichen Beläge auf, die auch die italienische Variante (sofern nicht ein italienischer Pizzaiola mit einem Funken Ehre im Leib vor dem Ofen steht) oder ein Baguette oder jeden andere Teigfladen dieser Welt beschweren könnte. Von A wie Ananas bis Z wie Zwiebeln. Inzwischen schon fast Mainstream die türkische Suçuk. Bei Pastirma musste ich allerdings googeln, scheinbar eine Art orientalischen Beef Jerky aka Dörrfleisch. Auch Madimak, das türkische Pendant zum Pesto - aber viel stückiger und grasig-strohiger - steht bei mir noch nicht so oft auf dem Speiseplan.
Ich entschied mich für die vegetarische Variante mit Tomatensauce, Schafskäse, Spinat und Oliven, die wie die anderen „Spezialangebote“ den Namen einer Hauptstadt trug: Rätselhafterweise wurde sie unter dem Titel „Bern“ feilgeboten.
Nach ca. 10 Minuten kam das gute Stück in einer gußeisernen Pfanne an den Tisch. Sah prima aus.
Per kleinem Pfannenwender konnte ich die vorgeschnittenen Stücke bequem auf meinen Teller bugsieren. Wobei der nicht in der Karte verzeichnete, reichlich bemessene und schön verlaufene milde Käse (Junger Gouda o.ä.) appetitliche Fäden zog.
Erster Eindruck am Gaumen: Holla, toller Teig! Heiß, Rand und Boden leicht knusprig, innen fluffig, mit Eigengeschmack. Dafür Daumen hoch.
Auch die Tomatensauce war gut gewürzt und schmackhaft.
Der Belag eher so lala: Ob der Schafskäse nicht doch zu 100% aus Kuhmilch bestand? Immerhin durch die Oberhitze schön gebräunt. Nur leicht nach Salzlake schmeckend, dafür die typische Quietschigkeit. Spinat in kleinen Fetzen und dünne Scheiben geschwärzter Olive litten darunter, dass sie offenbar von Anfang an mit in den Ofen mussten. Dadurch trocken und auch mit wenig Eigengeschmack gesegnet. Vermutlich deshalb gab es zwei Quetschflaschen mit Ketchup und einer leckeren Knoblauchsauce gleich mit an den Tisch. Im Interesse der Kolleginnen am nächsten Morgen hielt ich mich zurück…
Die kleine Version (23cm Durchmesser) reichte mir, Teig und Käse können ja überraschend sättigen. Für 9,9€ ein fairer Deal für beide Seiten.
Fazit: Kein kulinarisches Erlebnis, tat aber auch nicht weh. Eigentlich sogar ganz lecker. Wenn es Not tut, würde ich wieder einkehren und die Version „Sivas“ probieren, vermutlich die Heimat der Inhaber.
Einer späten Ankunft in der Düsseldorf geschuldet, die mehr meinem fehlerhaften Studiums des Fahrplans als einer eher geringen Verspätung der DB anzulasten war, suchte ich in der Umgebung des Hauptbahnhofs nach einem Nachtmahl, wobei alles länger dauernde der späten Stunde wegen ebenso ausschied, wie meines doch inzwischen beträchtlichen Hungers. Zudem verbieten die Fastengebote fleischliche Nahrung, was die Auswahl rapide um die reichlich zu findenden türkischen wie amerikanischen BBQs verkürzte.
Die Wahl fiel auf die gästefreie Pizza-Schmiede, deren junger Tresenmensch mich aber... mehr lesen
Panys Pizza
Panys Pizza€-€€€Restaurant021179567385Worringer Straße 142, 40210 Düsseldorf
3.5 stars -
"Pfannenpizza mit Höhen und Tiefen" DerBorgfelderEiner späten Ankunft in der Düsseldorf geschuldet, die mehr meinem fehlerhaften Studiums des Fahrplans als einer eher geringen Verspätung der DB anzulasten war, suchte ich in der Umgebung des Hauptbahnhofs nach einem Nachtmahl, wobei alles länger dauernde der späten Stunde wegen ebenso ausschied, wie meines doch inzwischen beträchtlichen Hungers. Zudem verbieten die Fastengebote fleischliche Nahrung, was die Auswahl rapide um die reichlich zu findenden türkischen wie amerikanischen BBQs verkürzte.
Die Wahl fiel auf die gästefreie Pizza-Schmiede, deren junger Tresenmensch mich aber
Das Restaurant des Söl‘ring Hofs ist als Mitglied in eine sehr exklusive Vereinigung von weltweiten Luxus-Restaurants aufgenommen worden. (Quelle: Instagram). Darf man Wikipedia glauben, gibt es nur 12 deutsche Mitglieder. Man ist sehr stolz; mir ist allerdings unklar, ob es „nur“ eine (werbewirksame) Auszeichnung ist oder auch die Gäste Nutzen davon haben.
Das Restaurant des Söl‘ring Hofs ist als Mitglied in eine sehr exklusive Vereinigung von weltweiten Luxus-Restaurants aufgenommen worden. (Quelle: Instagram). Darf man Wikipedia glauben, gibt es nur 12 deutsche Mitglieder. Man ist sehr stolz; mir ist allerdings unklar, ob es „nur“ eine (werbewirksame) Auszeichnung ist oder auch die Gäste Nutzen davon haben.
stars -
"Mitglied bei Les Grandes Tables du Monde" DerBorgfelderDas Restaurant des Söl‘ring Hofs ist als Mitglied in eine sehr exklusive Vereinigung von weltweiten Luxus-Restaurants aufgenommen worden. (Quelle: Instagram). Darf man Wikipedia glauben, gibt es nur 12 deutsche Mitglieder. Man ist sehr stolz; mir ist allerdings unklar, ob es „nur“ eine (werbewirksame) Auszeichnung ist oder auch die Gäste Nutzen davon haben.
Geschrieben am 11.02.2024 2024-02-11| Aktualisiert am
11.02.2024
Als Funk me food Bistro mit Bagels und Bowls - aber auch schon immer einem „anständigen“ Mittagstisch! - gestartet, hat sich das Greta‘s in den letzten Monaten klammheimlich zu einem „richtigen“ Restaurant gemausert. Die Abendkarte neben dem Bistro-Angebot ist nicht groß, meist 3 oder 4 Gerichte, enthält aber stets einige Knaller, wie zuletzt ein Skrei-Lachs-Rolle-Carpaccio und aktuell eine sehr schöne Fischsuppe, auf Wunsch mit geröstetem Landbrot und einer frisch durchgedrückten Sc. Rouille. Dazu ein Sauvignon aus der Pfalz.
Statt Dessert ein Espresso Martini.
Als Funk me food Bistro mit Bagels und Bowls - aber auch schon immer einem „anständigen“ Mittagstisch! - gestartet, hat sich das Greta‘s in den letzten Monaten klammheimlich zu einem „richtigen“ Restaurant gemausert. Die Abendkarte neben dem Bistro-Angebot ist nicht groß, meist 3 oder 4 Gerichte, enthält aber stets einige Knaller, wie zuletzt ein Skrei-Lachs-Rolle-Carpaccio und aktuell eine sehr schöne Fischsuppe, auf Wunsch mit geröstetem Landbrot und einer frisch durchgedrückten Sc. Rouille. Dazu ein Sauvignon aus der Pfalz.
Statt Dessert ein Espresso Martini.
Funk me foods Greta‘s
Funk me foods Greta‘s€-€€€Bistro, Cafe042187853071Contrescarpe 75a, 28195 Bremen
5.0 stars -
"Tolle Entwicklung!" DerBorgfelderAls Funk me food Bistro mit Bagels und Bowls - aber auch schon immer einem „anständigen“ Mittagstisch! - gestartet, hat sich das Greta‘s in den letzten Monaten klammheimlich zu einem „richtigen“ Restaurant gemausert. Die Abendkarte neben dem Bistro-Angebot ist nicht groß, meist 3 oder 4 Gerichte, enthält aber stets einige Knaller, wie zuletzt ein Skrei-Lachs-Rolle-Carpaccio und aktuell eine sehr schöne Fischsuppe, auf Wunsch mit geröstetem Landbrot und einer frisch durchgedrückten Sc. Rouille. Dazu ein Sauvignon aus der Pfalz.
Statt Dessert ein
Geschrieben am 08.02.2024 2024-02-08| Aktualisiert am
08.02.2024
Besucht am 30.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 336 EUR
Sternerestaurants, die mittags öffnen, sind eine feine Sache. Man bekommt als Gast einen super Einblick in die Küchenphilosophie ohne gleich ein mehrstündiges Menü nehmen zu müssen. (Nicht, dass das schlimm wäre!) Selbst bei einer speziellen Mittagskarte oder nur einem Teil des abendlichen Angebots erhält man vergleichbare Qualität und oft auch Küchenhandwerk, aber für deutlich weniger Taler. Und für das Restaurant ist es eben die Möglichkeit, für das große Kino am Abend zu werben, ja vielleicht so manch zögerlichen Gast erstmals über die Schwelle zu bewegen. Trotzdem ist die Anzahl der Gourmetangebote mit Tagesangebot gefühlt deutlich rückläufig, obwohl doch die Vorbereitungen für den Abendservice kaum später beginnen. Aber man kann eben wohl doch nicht sein Personal auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen lassen und bei der derzeitigen Personalnot will jede zusätzliche Schicht gut überlegt sein,
Umso erfreulicher, dass Sylts einziges mit 2 Sternen ausgezeichnete Gourmetrestaurant im Luxushotel Söl‘ring Hof ganz offensiv ein Mittagessen anbietet, ehedem in JPs „Kantine“, seit letztem Jahr in JPs „Wohnzimmer“, wobei die Initialen natürlich für Jan-Philipp Berner stehen, dem unglaublich engagierten und überaus freundlichen Chef, wie wir bei seinen gleich zwei Honneurs erleben durften. Die Bezeichnung Wohnzimmer verdient sich dieser kleinere Gastraum besonders durch die bequemen hellgrauen Polstermöbel, viele schwarz-weiß-Fotografien an den mit blauer Textiltapete bekleideten Wänden und nach meinem Empfinden durch die Regale, in denen neben Büchern viele schöne, gereifte Spirituosen stehen. Dazu rustikale braune Dielenbretter, Designerlampen und dunkelbraune Tischplatten.
So recht aus einem Guss erschien es mir nicht - aber das gilt für die meisten heimischen Stuben ja wohl auch. Halt ein „living room“, wie es viel treffender im Englischen heißt. Zudem: Nicht alle, aber unsere Plätze waren auf Couchtischhöhe; das empfinde ich für ein Mittagessen als eher unbequem. Anders als vielleicht bei Kaffee und Kuchen gilt mittags wohl „Und schön rüberbeugen!“
JPs Wohnzimmer liegt landwärts
hat also nicht den atemberaubenden Blick über die Nordsee - schon das ein Grund, irgendwann auch abends im Söl’ring Hof zu dinieren. An sich nicht schlimm, leider stand den ganzen Lunch über ein großer grauer SUV in der Einfahrt; so dicht vor den Fenstern, dass es nur wenig mehr als die Rückfront mit Hamburger Kennzeichen zu sehen gab. Sylt-Probleme, halt…
Gemessen an vielleicht fünf oder sechs Tischen - eine Kleinfamilie, sonst alles Pärchen - war sehr viel Personal anwesend, alle mit Höflichkeit, ungekünstelter Freundlichkeit und viel Fachwissen ausgestattet. Begrüßung, Service, Weinberatung alles auf Augenhöhe mit dem Gast, sehr schön und angenehm. Und wenn eine Frage nicht beantwortet werden konnte, wurde halt ein Experte allein für die Portweine geholt, die hier seit den Zeiten von Johannes King in beeindruckender Zahl und Qualität vorrätig sind.
Ein Menü wird mittags nicht angeboten; man wählt aus dem Tagesangebot und einer kleinen Karte. Erst schien mir das Konzept etwas schwierig, zumal für Vegetarier. Aber die erstaunliche Gast-Orientierung des Teams löste alle Bedenken in Luft auf. Wer also bestimmte kulinarische Wünsche hat, möge sich nicht scheuen, diese im Vorfeld zu kommunizieren. Prompte, freundliche Antwort ist garantiert. Vorspeise und Dessert liegen aktuell um die 20€, die Hauptgerichte beginnen bei 33€. Preisliche Spitzenreiter sind derzeit geräuchertes Rinderfilet oder gefüllter Wolfsbarsch für 59€. Als Tellergericht, wohlgemerkt. Andererseits, in Paris wäre man amüsiert…
Wir starteten mit fruchtigen Aperitiven: Quittenlikör auf Tonic mit Orange für die Dame, einen weißen Portwein mit Aromen von Quitten und Birne für mich. Einer für schmale 8€, der andere das Doppelte und die Flasche Wasser standesgemäß 9€.
Nach etwas Hin und Her um Vorlieben und Stimmigkeit zum Essen fiel die Weinwahl auf eine Flasche österreichischem Riesling aus dem Kamptal vom Weingut Hirsch (Ried Gaisberg 1. Lage 2018). Der aktuelle Jahrgang wird ab Weingut für 35€ verkauft; da lasse ich mir die 85€ auf Sylt gern gefallen.
Inzwischen wurde als stimmiges Amuse eine in der Schale geräucherte Kartoffel mit reichlich Felchenkaviar serviert, der lange nachschmeckte, während der zurückhaltende Rauch die Süße der Kartoffel nicht überdeckte.
Baguette und Dinkelbrot mit gesalzener Butter waren geschmacklich tadellos, irritierten aber durch ihre recht weiche Kruste.
Die Vorspeise war das, was in Mannheim ein „Knaller“ heißt: Die Variationen diverser Tomatensorten hätten vermutlich auch schwäbische Connaisseure des vielfältigen Nachtschattengewächses überzeugt. Geschickt spielte die Küche mit Reifegraden, Geschmäckern und Temperaturen. Herausragend die geeiste klare Tomatenessenz. Die vorherrschenden Akkorde waren süß und sauer, als Gegenspieler dienten expressiv kräuterig Majoran und Thymian sowie zurückhaltenderes anderes „Grünzeug“, teils als Öl, teils nature oder in andere Komponenten eingearbeitet. Die Hauptdarsteller harmonisch eingebunden von Nussbutter und sehr stimmigen Brotcreme und -Chips.
Ein geschmacklicher Kraftprotz, der die Idee eines sommerlichen Tomatenbrotes mit frischen Kräutern in die Hochküche umsetzt. Maximal beeindruckend (17€).
Auch beim Hauptgang blieben wir einheitlich: Lachs kündigte die Karte an.
Aber was für welcher! Seit die Problematik der norwegischen oder gar chilenischen Zuchtfarmen hinlänglich bekannt ist, verzichten wir zunehmend auf diesen früher tatsächlich mal Edelfisch. Außer eben es gibt eine Qualität auf Label Rouge Niveau, wie hier. Voller Geschmack mit hinreichend Fett, saftig mit etwas Biss. Ganz wunderbar! Wie auch bei Geflügel, sind meine Geschmacksknospen völlig beeindruckt, welche Welten ein solches Spitzenprodukt von der Allerweltsware entfernt ist.
Genauso überraschend war auch die Darreichung als geschnittenes mit einer leichten Dill-Note versehenes Tatar, das im Ring von einer Seite kurz, aber kräftig angebraten worden war und so eine verblüffende Textur- und Geschmacksänderung einbrachte.
Auch hier gelang Jan-Philipp Berner und seiner Crew, durchaus bekannte Kombinationen elegant zu veredeln. Sei es das Meerettich-Eis, dessen Schärfe durch die Kühle gemildert wurde, das Kräuteröl oder die vielfältigen Variationen von Gurke, gepickeltes Radieschen und Senfsaat. Für ordentlich Crunch sorgten dünne Chips von der Fischhaut, Algencracker und gepoppter Einkorn. Interessant, wie diese vielen Komponenten harmonisch zusammenspielten aber auch immer wieder eigenständig durchschmeckten, wie z.B. Bitternoten der hübschen Blüten und Kräuter.
Einziges kleines Manko: Für einen Hauptgang war die Portion etwas klein ausgefallen, zumal bei einem Preis von 46€.
Ich entschied mich daher spontan, einen - Überraschung - Käsegang einzuschieben, der vom Wagen nach Wahl angerichtet wurde.
Aus dem schönen Angebot von Maître Affineur Antony gab es für mich fünf Klassiker:
Comte, 12 Monate
Chaource
Ziege mit Pflanzenasche
Roquefort
Epoisses.
Man erkennt die wunderbare Reife und die nicht kleinliche Menge. Für diesen „Kleinen Käseteller“ standen 28€ auf der Rechnung.
Auf begleitendes „Gedöns“ kann ich bei solcher Ware leicht verzichten. Also jedenfalls auf dem Teller:
Beim Dessert war die Süße Fan wieder voll dabei. Und in der Sterneküche bin ich meist auch neugierig, welche Wunderwerke die Patisserie zaubert. Das war’s hier vielleicht nicht.
Aber der eingelegte Weinbergpfirsich mit seinem Sud in der karamellisierte Waffel strotzte von Sommeraroma. Dazu Lavendeleis, Ganache, frische Früchte und - auch hier ein absoluter Gewinn - Gartenkräuter!
Zur besseren Bekömmlichkeit des doch fast dreistündigen Mittagessens folgte ich der Empfehlung des Serviceleiters und war von der dunkelfruchtigen Bitterkeit dieser Gottesgabe (8€) schwer begeistert.
Und natürlich vom Mittagessen in JPs Wohnzimmer im Söl‘ring Hof insgesamt. Perfekter Service in stilvoller Umgebung und eine Küche, deren Umsetzung der Nordsee-Flora und -Fauna wir im angeregten Gespräch sogar zu wenig Beachtung geschenkt haben. Aber das lässt sich ja nachholen…
Sternerestaurants, die mittags öffnen, sind eine feine Sache. Man bekommt als Gast einen super Einblick in die Küchenphilosophie ohne gleich ein mehrstündiges Menü nehmen zu müssen. (Nicht, dass das schlimm wäre!) Selbst bei einer speziellen Mittagskarte oder nur einem Teil des abendlichen Angebots erhält man vergleichbare Qualität und oft auch Küchenhandwerk, aber für deutlich weniger Taler. Und für das Restaurant ist es eben die Möglichkeit, für das große Kino am Abend zu werben, ja vielleicht so manch zögerlichen Gast erstmals... mehr lesen
JPs Wohnzimmer im Söl‘ring Hof
JPs Wohnzimmer im Söl‘ring Hof€-€€€Restaurant, Gourmet04651836200Am Sandwall 1, 25980 Sylt
4.5 stars -
"Mittags unter Sternen" DerBorgfelderSternerestaurants, die mittags öffnen, sind eine feine Sache. Man bekommt als Gast einen super Einblick in die Küchenphilosophie ohne gleich ein mehrstündiges Menü nehmen zu müssen. (Nicht, dass das schlimm wäre!) Selbst bei einer speziellen Mittagskarte oder nur einem Teil des abendlichen Angebots erhält man vergleichbare Qualität und oft auch Küchenhandwerk, aber für deutlich weniger Taler. Und für das Restaurant ist es eben die Möglichkeit, für das große Kino am Abend zu werben, ja vielleicht so manch zögerlichen Gast erstmals
Geschrieben am 01.02.2024 2024-02-01| Aktualisiert am
01.02.2024
Besucht am 31.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 120 EUR
Eigentlich waren wir sogar zweimal in Kampen (Aber das tut hier nichts zur Sache!) jedoch (natürlich) nicht in der legendären Diskothek des Jetsets, die unentrinnbar mit der Erinnerung an Gunter Sachs verbunden bleiben wird. Die hatte am Donnerstag um 11.30 Uhr noch nicht geöffnet (Oder gerade nicht mehr, wer weiß?), im Gegensatz zur Gastronomie vor dem Haus. Das war schon mal ein Pluspunkt, denn nach der Besteigung der recht eindrucksvollen Uwe Düne - der höchsten Erhebung der Insel - und ausgedehntem Galerie- und Boutiquen-Bummel waren wir bereits etwas hungrig, auf jeden Fall aber durstig. Zweiter Pluspunkt: Die gastronomischen Mitbewerber öffneten alle erst ab 12.00 Uhr und ließen uns das trotz freundlicher Frage recht ruppig wissen.
Da war die (nicht ganz so) junge Dame im Pony schon mal anders gestrickt, die uns freundlich begrüßte und die Auswahl zwischen der großen Baracke mit Heizstrahlern und einer kleinen Waschbeton(!)-Terrasse mit ebenfalls hölzernen Strandkörben ließ, von denen wir zunächst einen wählten.
Als die aufziehenden Wolken immer dunkler wurden, empfahl sie dann von sich aus einen Wechsel, sehr nett. Ich wollte zwar „den paar Tropfen“ trotzen, aber sie sollte recht behalten. Der nachfolgende Guss trieb auch die letzten Außengäste an die rustikalen Holztische herein. Später, als mein Essen doch arg lange auf sich warten ließ, ignorierte sie uns nicht etwa, sondern sprach ein paar vertröstende Worte und ging dann selbst in die Küche um nachzuschauen. Rätsels Lösung war die Lieferung für ein Event, was uns eine Entschuldigung und ein (weiteres) Gläschen Champagner (When you‘re in Kampen…) einbrachte.
Die Dame war sicher keine studentische Hilfskraft; ich hielt sie für die Restaurant- oder Bar-Chefin. Sehr guter Service!
Zum Taittinger Brut (15,5€) sollten es für mich wenigstens einmal auf der Insel die berühmten „Sylter Royal“ sein. Die werden im Pony mit Stil und auf Eis serviert. Ganz klassisch mit Cheddar-Schwarzbrot, Himbeer-Vinaigrette sowie Zitrone. Und etwas Gelumpe, wie Tim M. aus Hamburg sagen würde…
Die fleischigen Exemplare haben tadellos geschmeckt, wie zu erwarten mit leichter Salznote. 30€ (bei 6 Stück ergo 5€ pro Exemplar) mit „Beihau“ schienen mir für Kampener Verhältnisse nicht sonderlich teuer; so verschieben sich die Maßstäbe.
Meine liebe Frau hatte sich nur für einen reichhaltigen Salat mit mariniertem Tofu nach Thai-Beef-Art entschieden und schwärmte in den höchsten Tönen insbesondere von Mango und dem Räuchertofu.
Die süßeste Fan von allen besteht übrigens schon seit Jahren darauf, dass der erste Gang zeitgleich serviert wird, auch wenn „eine“ Person womöglich mehr Gerichte bestellt hat als die andere. Aus Schaden wird man eben klug - wobei ich schon sehr lange nicht mehr um eine Pause nach der Vorspeise gebeten habe, wenn ich als einziger eine hatte!
Auch hier eine guter Move, denn mein Hähnchen Karaage (20€) brauchte wie beschrieben recht lange. Was schließlich aus der Küche kam, war aller Ehren wert. Ich lasse dann mal in Idar-Obersteiner Manier die Bilder für sich sprechen und ergänze lediglich: Es schmeckte mindestens so hervorragend wie es aussah!
Fazit: Gemessen an diesem Besuch kann ich nichts negatives über die Kampener Gastronomie sagen: Wir wurden freundlich empfangen und mit sehr gutem Speis und Trank bewirtet. Die Preise weiß man halt vorher, und ich kann jetzt meine Borgi-erzählt-von-Sylt-Geschichten immer mit einem „Als ich letztens im Pony war…“ beginnen. Und das ist doch der Sinn, wenn man in Kampen urlaubt, vermute ich;-))
Eigentlich waren wir sogar zweimal in Kampen (Aber das tut hier nichts zur Sache!) jedoch (natürlich) nicht in der legendären Diskothek des Jetsets, die unentrinnbar mit der Erinnerung an Gunter Sachs verbunden bleiben wird. Die hatte am Donnerstag um 11.30 Uhr noch nicht geöffnet (Oder gerade nicht mehr, wer weiß?), im Gegensatz zur Gastronomie vor dem Haus. Das war schon mal ein Pluspunkt, denn nach der Besteigung der recht eindrucksvollen Uwe Düne - der höchsten Erhebung der Insel - und... mehr lesen
Pony
Pony€-€€€Bistro, Bar, Club0465142182Strönwai 6, 25999 Kampen
4.5 stars -
"Einmal Kampen - Immer Pony!" DerBorgfelderEigentlich waren wir sogar zweimal in Kampen (Aber das tut hier nichts zur Sache!) jedoch (natürlich) nicht in der legendären Diskothek des Jetsets, die unentrinnbar mit der Erinnerung an Gunter Sachs verbunden bleiben wird. Die hatte am Donnerstag um 11.30 Uhr noch nicht geöffnet (Oder gerade nicht mehr, wer weiß?), im Gegensatz zur Gastronomie vor dem Haus. Das war schon mal ein Pluspunkt, denn nach der Besteigung der recht eindrucksvollen Uwe Düne - der höchsten Erhebung der Insel - und
Geschrieben am 28.01.2024 2024-01-28| Aktualisiert am
28.01.2024
Besucht am 28.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 171 EUR
Westerland scheint uns der Ort für Sylt-Urlauber zu sein, die mehr städtisches Flair bei den Einkaufs-, Kultur- und Gastronomiemöglichkeiten bevorzugen. Auch wir sind u.a. zum Shoppen zweimal in der Inselhauptstadt gewesen. Bei der Premiere reichte uns ein Matjesbrötchen aus dem Bistro Anna Gosch. Lecker und knusprig; kein Wunder, bei dem Andrang drinnen wie draußen bleibt nichts lange liegen.
Unser Folgebesuch dauerte etwas länger und nach „erfolgreicher Jagd“ wollten wir doch die müden Glieder ausstrecken. Einen Plan hatten wir nicht und so schlenderten wir etwas ziellos durch die Seitenstraßen, bis uns an einer Straßenecke schwarze Sonnenschirme und solides Außengestühl gehobene Bistroküche versprachen.
Keimzelle ist eine Weinhandlung mit Schwerpunkt auf deutschen und französischen Gewächsen. Wir deckten uns jedenfalls reichlich für Sonnenuntergänge am Strand bzw. einen Regentag in der Ferienwohnung ein.
Allerdings nimmt das Weinbistro an diesem wohl noch recht neuen Standort den deutlich größeren Raum ein. Da die Sonne freundlich bis heiß schien, blieben wir im Außenbereich, der von Deko-Weinfässern aufgehübscht wird. Schräg gegenüber war im Café Mateika ein solches Kommen und Gehen, dass wir für den Nachmittag noch Friesentorte mitnahmen. Auch ein Volltreffer; dass davon drei Torten am Tag stückweise herausgehen, glauben wir sofort.
Im Weinraum waren wir von einer jungen Frau bedient worden, die bei aller souveränen Gelassenheit soviel Herzlichkeit und Freude an ihrer Aufgabe ausstrahlte, dass wir doch mal nach dem Woher und Wohin fragten. Es stellte sich heraus, dass die Service-Fee studierte Kindheitspädagogin ist und sich in der Gastro ein finanzielles Polster für eine am nächsten Tag beginnende Fernreise verdiente. Da zeigt sich mal wieder mal, wie mit Aufmerksamkeit und Freundlichkeit sehr guter Service entstehen kann. Flott auf den Beinen war sie zudem und wenn eine fachliche Frage nicht beantwortet werden konnte, war ihr eine schnelle Erkundigung in der Küche nicht zu mühsam. Schade, alleine des guten Services halber wären wir nochmals hier eingekehrt.
Denn auch Speisen und Getränke gefielen.
Unseren spontanen Lunch begannen wir mit Oliven und einer kleinen Käseauswahl für 12,5€ mit vorzüglichem Rosenblüten-Gelee, die meiner Liebsten überraschenderweise so gut gefiel,
dass ich mich alleine dem direkt von der Keule geschnittenen Iberico Schinken widmen konnte. Obwohl keine Eichel- oder Grünmast, sondern „nur“ der einfache Cebo, begeisterten mich Geschmack und Cremigkeit.
Der dazu empfohlene Winzer-Crêmant (Man will hier wohl das ordinäre Wort „Sekt“ vermeiden...) aus Rheinhessen (8,5€) war okay. Der folgende Sauvignon aus der Pfalz passabel; schließlich wechselte ich noch zu einem üppigen kalifornischen Chardonnay, dem nicht vorzuwerfen war, außer, dass er mit 10,5€ für das „falsche Viertele“ brutal überpreist war. Die kleine Flasche Wasser für 4€ passte in dieses Preisgefüge.
Meine Begleiterin hatte nach ihrem überraschenden Milchprodukte-Anfall keinen allzu großen Appetit, nur der mediterrane Kartoffelsalat, der eigentlich als Begleitung für die Lammbratwürstchen gedacht war, weckte ihre kulinarische Neugier. Nun, fragen kostet ja nichts und für 7,5€ wurde eine Solo-Portion serviert. Gut schmeckende, festkochende Kartoffelscheiben waren mit Olivenöl angemacht und von getrockneter Tomate ergänzt, begleitet durch Frühlingslauch und den bekannt mediterranen Cashewnüssen. Angenehm leichte Variante.
Mir stand der Sinn nach Konserve, nachdem ich das breite Angebot der bretonischen Conserverie Belle-Iloise entdeckt hatte. Die Auswahl fiel schwer, so dass ich schlussendlich bei Altonaer Dosenfutter hängenblieb:
Sch…egal, Westerland ist nur einmal im Jahr! Stilecht unter der Cloche serviert und von Blini und Schmand begleitet, war der Ossetra-Kaviar ein schöner Abschluss des ungewohnt kleinen Mittagessens. (Die Friesentorte hat’s dann kalorienmäßig wieder rausgerissen…)
Schön war’s an der Bismarckstraße, lecker und teuer, jederzeit wieder gern für eine Stippvisite.
Westerland scheint uns der Ort für Sylt-Urlauber zu sein, die mehr städtisches Flair bei den Einkaufs-, Kultur- und Gastronomiemöglichkeiten bevorzugen. Auch wir sind u.a. zum Shoppen zweimal in der Inselhauptstadt gewesen. Bei der Premiere reichte uns ein Matjesbrötchen aus dem Bistro Anna Gosch. Lecker und knusprig; kein Wunder, bei dem Andrang drinnen wie draußen bleibt nichts lange liegen.
Unser Folgebesuch dauerte etwas länger und nach „erfolgreicher Jagd“ wollten wir doch die müden Glieder ausstrecken. Einen Plan hatten wir nicht und so... mehr lesen
WeinRaum Sylt
WeinRaum Sylt€-€€€Tapasbar, Bar, Weinstube046519676336Bismarckstraße 12, 25980 Sylt
4.0 stars -
"Entspannte Mittagspause im Großdorf" DerBorgfelderWesterland scheint uns der Ort für Sylt-Urlauber zu sein, die mehr städtisches Flair bei den Einkaufs-, Kultur- und Gastronomiemöglichkeiten bevorzugen. Auch wir sind u.a. zum Shoppen zweimal in der Inselhauptstadt gewesen. Bei der Premiere reichte uns ein Matjesbrötchen aus dem Bistro Anna Gosch. Lecker und knusprig; kein Wunder, bei dem Andrang drinnen wie draußen bleibt nichts lange liegen.
Unser Folgebesuch dauerte etwas länger und nach „erfolgreicher Jagd“ wollten wir doch die müden Glieder ausstrecken. Einen Plan hatten wir nicht und so
Jedenfalls mittags und jedenfalls teilweise: Neben dem großen à-la-carte-Angebot bis 17.00 Uhr gibt es unter der Woche nun wieder von 12.00 Uhr bis 14.00 Uhr das beliebte 2- oder 3-Gang-Menü (18€/25€). Ich glaube, das ist ein richtiger Schritt zurück. Wie angemessen auch immer, mittags sind die meisten Kunden „preissensibel“.
Jedenfalls mittags und jedenfalls teilweise: Neben dem großen à-la-carte-Angebot bis 17.00 Uhr gibt es unter der Woche nun wieder von 12.00 Uhr bis 14.00 Uhr das beliebte 2- oder 3-Gang-Menü (18€/25€). Ich glaube, das ist ein richtiger Schritt zurück. Wie angemessen auch immer, mittags sind die meisten Kunden „preissensibel“.
Canova in der Kunsthalle Bremen
Canova in der Kunsthalle Bremen€-€€€Biorestaurant, Cafe, Cafebar, Ausflugsziel, Gourmet04212440708Am Wall 207, 28195 Bremen
5.0 stars -
"Back to roots" DerBorgfelderJedenfalls mittags und jedenfalls teilweise: Neben dem großen à-la-carte-Angebot bis 17.00 Uhr gibt es unter der Woche nun wieder von 12.00 Uhr bis 14.00 Uhr das beliebte 2- oder 3-Gang-Menü (18€/25€). Ich glaube, das ist ein richtiger Schritt zurück. Wie angemessen auch immer, mittags sind die meisten Kunden „preissensibel“.
Geschrieben am 23.01.2024 2024-01-23| Aktualisiert am
23.01.2024
Besucht am 29.08.20232 Personen
Rechnungsbetrag: 121 EUR
Bei unserer Sylt-Entdeckungstour durfte der ehemalige Inselhauptort Keitum natürlich nicht fehlen mit seinen beiden Museen, den vielen alten Reetdachhäusern mit ihren Friesenwällen, die (ebenso wie manch prominenten Bewohner vor Blicken) von wunderschönen Rosenhecken/Heckenrosen geschützt werden. Wir hatten den Eindruck (ohne das tatsächlich beurteilen zu können), dass Keitum für die vielleicht nicht ganz so Super-Reichen und Schönen eine Alternative zum exaltierteren Kampen darstellt. Immerhin hat bekanntlich der aktuelle Bundesfinanzminister in der Keitumer Kirche geheiratet und an Galerien, teuren Boutiquen und schweren SUVs war auch kein Mangel festzustellen. Da verwundert es nicht, dass Sarah Schröder, zuletzt Gastgeberin unter Patron Johannes King im Söl‘ring Hof, hier ihr modern gestaltetes Bistrorant-Konzept eröffnet hat. Im Genuss-Shop des Meisters, inzwischen erweitert um ein kleines Bistro, hat sie wohl auch Aufgaben. Daher wenig überraschend, dass der King himself auf dem Rennrad angesaust kam, kurz die Präsentation seines Warenangebots an der Rückwand des überschaubaren Gastraum checkte und dann das Building schon wieder verließ. Kollege Carsten würde vermutlich sowieso lieber zu den konservierten Schätzen aus Quiberon greifen…
Wie wohl fast überall auf der Insel, spielt sich das „gastronomische“ Leben hauptsächlich im Außenbereich ab. Auf der üblichen grauen Korbimitat-Terrassenmöblierung mit dicken Kissen hätte es wohl nach kurzer Wartezeit Plätze für uns gegeben, aber der Wind hatte ordentlich aufgefrischt und hinter uns lag schon eine fast zweistündige Dorfwanderung. Wir ließen uns daher gerne in die bequemen Polstermöbel in „poppigen“ Trendfarben sinken. Die restlichen Plätze sind mit üblichem Bistrostühlen à la Thonet möbliert. Bei uns direkt an der Tür gab es Frischluft, Helligkeit für die Fotos (nach hinten wird es eher dunkler, Nachteil der kleinen Fenster und der dunkelblau gestrichenen Wände) und die Servicekraft war stets greifbar. Die junge Frau - Typ Studentin Beachlife - war allein für „vorne“ zuständig, Frau Schröder für die Getränke. Das klappte bestens, flott und freundlich, gar nicht abgehoben.
Wir bestellten erst einmal einen Spritz Veneziano (9,5€)
und eine Flasche Mineralwasser (7,5€) und hörten interessiert zu, wie der sehr junge Mann am Nebentisch seiner weiblichen Begleitung, dass ja nichts über „selber fliegen“ ginge. Ein Gefühl wie S… Ja, wer kennt es nicht. Ist doch schön, wenn so ein Sylt-Klischee erfüllt wird. Die Dame war nur sehr mäßig beeindruckt.
Wir wechselten zu offenem Riesling vom VDP-Weingut St. Antony aus Rheinhessen (7,5€ das Glas, dieses aber auch nur mit 150cl gefüllt) und freuten uns schon mal an Brot und Butter, die im Schröder‘s für 8€ auf der Karte stehen. Ich halte es für eine gute Entwicklung, dies gesondert und nicht als Dreingabe (oder gar als „Amuse“!) anzubieten. Das vermindert schon mal Verschwendung, zumal nicht jeder so ein Brot-Enthusiast wie ich ist. Außerdem ist das im Preis enthaltene Brot ja nicht wirklich gratis, sondern natürlich in der Gesamtkalkulation enthalten. So dass es für den Gastronom wirtschaftlicher ist, günstige Ware zu schicken. Dann lieber gute Qualität mit einem transparenten Preis wie bei allen anderen Speisen und Getränken auch.
Im Schröder‘s schmeckte das rustikale Kartoffelbrot jedenfalls hervorragend, genauso wie die aufgeschlagene Butter mit wunderbarem Nussgeschmack, die auf einer Jakobsmuschel-Schale präsentiert wurde.
Die vermutlich hiesigen Meersalzflocken standen offen auf dem Tisch, was ich nicht wirklich hygienisch finde. Aber ich muss zugeben, dass die Miesmuschel-Schale als „Löffel“ schon ein pfiffige Idee ist.
Ganz sicher kein Nachsalzen nötig hatte die hausgemachte Hummersuppe (18,5€ für die Vorspeise). Die aufgeschäumte Bisque war für meinen Geschmack auch zu sahnig, was - etwas - zu Lasten des Krustentieraromas ging. Wie auf der Karte angekündigt bestand die Einlage aus reichlich vorhandenen Nordseekrabben, frischer Schnittlauch-Chiffonade und Stücken von grünem Spargel, der für feine Biss sorgte. Nach hinten raus meldete sich eine deutliche Chilinote; diese nun wiederum genau mein Geschmack.
Beim Hauptgang trennten sich unsere Wege: Während sich meine Frau mit ihrer deutlich leichteren Quiche mit Wildkräutersalat (14€) zufrieden gab - und auch sehr war -, konnte ich dem Tagesgericht (28€) nicht widerstehen: Die noch leicht bissfeste Pasta mit Reh-Ragout kam erst als eine eine wunderbar kräftige Bolognese-Version daher, um mit dem fruchtig-süßen Preiselbeeren den Schwenk zur klassischen Wildkombinationen zu schaffen. Sehr gelungen!
Wie überhaupt die gesamte Einkehr, die wegen der noch für den Museumsbesuch benötigten Zeit ohne Nachtisch oder Kaffee beendet wurde. Man merkt deutlich, dass hier gehobenes Küchenhandwerk mit sehr guten Produkten deutlich oberhalb des üblichen Bistro-Niveau geboten wird. Dafür sind dann eben auch höhere Preise zu entrichten, die aber den Inselvergleich überhaupt nicht scheuen müssen. Empfehlung!
Bei unserer Sylt-Entdeckungstour durfte der ehemalige Inselhauptort Keitum natürlich nicht fehlen mit seinen beiden Museen, den vielen alten Reetdachhäusern mit ihren Friesenwällen, die (ebenso wie manch prominenten Bewohner vor Blicken) von wunderschönen Rosenhecken/Heckenrosen geschützt werden. Wir hatten den Eindruck (ohne das tatsächlich beurteilen zu können), dass Keitum für die vielleicht nicht ganz so Super-Reichen und Schönen eine Alternative zum exaltierteren Kampen darstellt. Immerhin hat bekanntlich der aktuelle Bundesfinanzminister in der Keitumer Kirche geheiratet und an Galerien, teuren Boutiquen und schweren... mehr lesen
4.0 stars -
"Feines Bistrorant aus dem Sylter King-dom" DerBorgfelderBei unserer Sylt-Entdeckungstour durfte der ehemalige Inselhauptort Keitum natürlich nicht fehlen mit seinen beiden Museen, den vielen alten Reetdachhäusern mit ihren Friesenwällen, die (ebenso wie manch prominenten Bewohner vor Blicken) von wunderschönen Rosenhecken/Heckenrosen geschützt werden. Wir hatten den Eindruck (ohne das tatsächlich beurteilen zu können), dass Keitum für die vielleicht nicht ganz so Super-Reichen und Schönen eine Alternative zum exaltierteren Kampen darstellt. Immerhin hat bekanntlich der aktuelle Bundesfinanzminister in der Keitumer Kirche geheiratet und an Galerien, teuren Boutiquen und schweren
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Zudem hatten mich im Vorfeld schon einige Flaschen aus der Weinkarte nervös gemacht, auch der Preise wegen. Aber wir hatten ja die Woche über eher spartanisch getafelt (Gastroguide berichtete…)
Anders als Carsten zu Corona-Zeiten betraten wir nach dem Überqueren des Parkplatzes das Restaurant durch die ansprechende Lobby, in der kurz vor 18.00 Uhr bereits ein Pianist spielte. Gern hätten wir entsprechend Carstens Empfehlung an der Bar noch einen letzten Drink genommen, aber nach 23.00 Uhr war das Foyer leider schon verwaist.
Das Kai3 besticht durch eine klare, aber wohnliche Innengestaltung, wozu sicher auch die sehr bequemen Sessel mit Lederbezügen in unterschiedlichen Brauntönen und transparente Vorhänge beitragen. Die mobilen Trennwände der Pandemie sind verschwunden, so dass sich ein offener Raum ergibt, in dem die Tische mit ihren bodenlangen Decken so großzügig verteilt sind, dass ich an Eisschollen erinnert wurde. Von den Gesprächen am „Neben“Tisch hörte man jedenfalls kaum etwas, sehr angenehm. Die breiten Holzdielen in leicht ausgeblichener Optik greifen natürlich das hier auf Sylt allgegenwärtige Nordsee-Thema auf. Aber was sollte passender sein, wo die See doch fast unmittelbar jenseits der am Abend leeren, aber grundsätzlich wunderbar gelegenen Terrasse beginnt.
Der Blick durch die bodentiefen Fenster auf das Wattenmeer, über den kleinen Hafen von Hörnum hinüber nach Föhr und Amrum ist jedenfalls sehr schön.
Freundlich wurden wir von Restaurantleiter Noah Kamnitz begrüßt, der im Wechsel mit Sommelier Tim Blasczyk und zusammen mit einer perfekt ausgebildeten und gut aufgelegten, jungen Brigade den Service des Abends jederzeit voll im Griff hatte. Manchmal hakte es etwas mit dem Abräumen leerer Teller, aber besser so als gehetzt zu werden. Das Gegenteil war der Fall, es wurde ein sehr entspannter Besuch, schon beginnend damit, dass mir der empfohlene Champagner nicht recht schmeckte und nach Abfrage der Vorlieben einfach eine gar nicht für den offenen Ausschank vorgesehene Flasche entkorkt wurde. So schafft man sich zufriedene Gäste.
Ich hatte mir dazu einen kleinen Snack bestellt
und auch der Wunsch, dass die dazu gereichten Blini doch bitte noch einmal in der gebutterte Pfanne aufgefrischt werden, war kein Problem.
Kein Alleinstellungsmerkmal, aber immerhin eine Besonderheit sind die kleinen Karten im Aufsteller, die uns den Abend über die Gerichte und - auf der Rückseite - die Gedanken des Küchenchefs dazu näherbrachten.
Eine gute Gedächtnisstütze für den Service und ganz bestimmt für den säumigen Berichterstatter, denn am Ende des Diners gab es die Sammlung in einem Blechkistlein.
Die Küche startete in den genussvollen Abend mit drei schon sehr hübsch anzuschauenden Kleinigkeiten, die auf verschiedene knusprige Teigwaren aufbauten:
Rechts gefiel uns eine eigenwillige Interpretation von Labskaus überraschend gut: Im Baiser von roter Beete war Matjes mit Aubergine vermählt und von Gurkencrême und Kartoffelchip begleitet.
In der Mitte enthielt die Tartelette gezupftes Lammfleisch und Kartoffelstückchen mit etwas Biss. Schnittlauch-Gel und Rettich-Crême sorgten für Schärfe.
Ganz links dominierte süßer Senf, der von zwei Crackern eingefasst war und von Obatzder, frischen Radieschen und Grün getoppt wurde. Ein unerwartet bayerischer Gruß.
Nach dem Fingerfood kam die Fingerschale mit der Handtuch-„Praline“. Schon oft gesehen (zuletzt wieder im bianc in Hamburg), was es ja nicht schlechter macht.
Das warme Zitronenwasser tat auch später noch seine Dienste, aber zunächst ging es an die Getränkeauswahl. Nach der Devise „Man gönnt sich ja sonst auch was!“ streckte ich mich nach dem obersten, für mich noch gerade erreichbaren Regal und wurde fündig:
Die halbe Flasche Montrachet-Montrachet wurde erst einmal im Dekanter an die Luft gelassen.
Bis dahin unterhielt uns ein Scharzhofberger aus der Parzelle Pergentsknopp wie erwartet prächtig.
Und für später kam statt Rotwein ein Coulée de Serrant (Chenin Blanc von Joly, glasweise).
Fazit: Es gibt sicher andere großartig gemachten Weißweine. Aber für meinen Geschmack keine besseren. Speziell vor dem Burgunder hatte ich etwas „Angst“. Wenn man sich einen lang gehegten Traum erfüllt, besteht ja auch immer die Möglichkeit, dass die hochgeschraubten Erwartungen enttäuscht werden. Wurden sie aber nicht. Nonplusultra. Glück. Puh…
Die Küche meldete sich dann aber wieder deutlich vernehmbar mit einem kräftigen Takoyaki zu Wort: In der kleinen weichen Teigpraline war bei mir eine schöne Bolognese versteckt, lackiert mit einer Reduktion von geschmacklich starkem Sommertrüffel, der zum Schluss auch reichlich darüber geraspelt wurde. Dazwischen aber noch eine Scheibe wunderbar geschmolzener Käse aus dem Perigord. Schleck! Lechz!, wie man in Entenhausen sagen würde.
(Wer wissen möchte, wie die Teigbällchen original hergestellt werden, stelle sich auf die Düsseldorfer Immermannstraße vor das Takoyaki Teppachi!)
Beim vegetarischen Fan gab es Räuchertofu und rote Beeren. Am Gaumen wohl ein Unentschieden, aber bei der Optik eindeutiger Sieger!
Nach diesem Fanfarenstoß konnte die Küche die Ouvertüre sanfter ausklingen lassen:
In Maisbrotsand panierte Entenlebercreme passte toll zu einem Eis von Mais und weißer Schokolade. Aufgefrischt wurde das cremige Vergnügen von Limetten-Gel und -Abrieb.
Üblicherweise wäre jetzt Brot dran gewesen. Stattdessen servierte das Kai3 Tebekes, ein dänisches Plundergebäck, dazu Hörnumer Meersalz und aufgeschlagene Butter mit Nuss-Stückchen und corporate identity.
Warum wohl die Butter auf dem Tisch verblieb, als das sehr leckere Gebäck „verschwunden“ war? Vielleicht, weil alle Gäste sowieso um ein weiteres Stück bitten? Wir taten das auf jeden Fall - wäre doch schade um die Butter gewesen…
Dann ging’s ins Menü hinein. Während die Dame am Tisch bescheidene 6 Teller (183€) gewählt hatte, ging ich mit einem zusätzlichem Gang fpr 15€ mehr „all-in“.
1. Sylter Grüne „Sauce“
überraschte sofort, denn die (natürlich ) 7 verschiedenen Salzwiesenkräutern blieben im Rohzustand und waren mit einer Sülze vom Schleswig-Holsteiner Wagyu aus nachhaltiger Aufzucht kombiniert. Das Fleisch kam von sous vide gegarter Zunge, Maske und Herz - bis vor einigen Jahren völlig unter Wert gehandelte Stücke. Der frisch-säuerliche, leicht pikante „grüne“ Geschmack war sofort präsent, die kräftige Sülze blieb geschmacklich bis zum Schluss stehen. Im Inneren versteckte sich eine jodig-salzige Sauce auf Joghurtbasis. Junge Radieschen sorgten für Knack und filigran gebackene Kartoffelringe schmeckten solo ausgezeichnet, gingen im Gesamtspiel allerdings unter. Überraschend frühlingshafter Auftakt im Spätsommer, der perfekt die angekündigte „Nordic Fusion“ umsetzte.
Ein Seitenblick zum fleischfreien Auftakt meiner Frau lohnte gleich aus mehreren Gründen.
Optisch sowieso:
Geschmacklich: Fermentierter weißer und grüner Spargel, Erbsensalat, Basilikum-Limetten-Minz-Öl und eine gelierte Pho-Essenz (auf der Basis von Misopaste), die den frischen Elementen eine Umami-Tiefe verlieh.
Und schließlich wegen des eigentümliche Titels:
1. Mensch Jannik!
Der soll nämlich als Auszubildender mal eine Pho so lange in der Kühlung vergessen haben, bis sie durchgeliert war. Sie fragen sich, ob die Geschichte wahr ist? Wenn nicht, zumindest gut ausgedacht!
2. Himmel un Äd
Dieser Titel hätte auch gut und gerne Mare e Monti oder Surf’n’Turf heißen können. Zunächst wurde ein tolles Bach-Forellenfilet aus einer Bio-Aufzucht in der Lüneburger Heide mit kräftiger Blutwurst-Crème, Granny-Smith-Gel, Kartoffel-Meerettich-Püree und Algenchips getoppt. Dann am Tisch noch eine wunderbare Röstzwiebeljus mit Schnittlauch und knackigem Forellenkaviar sowie eine aus der Blutwurst gezogene Sauce angegossen. Ich hatte spontan den auf der Karte angekündigten „Nachschlagwunsch“, meiner Liebsten wurde die Forelle von ihren ausdrucksstarken Begleitern zu sehr in den Hintergrund gedrängt.
3. Fernweh
Trotz des sehr profanen Titel sollte es gemäß dem Kärtchen auf dem Teller „Exotisch - Lecker - Aufregend“ zugehen. Norddeutsch zurückhaltend übersetzt: Europäischer Hummer in Thai-Aromatik.
Der festfleischige Schwanz des Königs der Krustentiere thronte auf spicy Mangosalat und war von Mangopüree gekrönt. Im Gefolge ein weicher Dumpling, der erst gedämpft und dann angebraten worden war. Die Nudeltasche verbarg eine geschmacklich sehr beeindruckende Hummerfarce. Ich sag ja: Auf die inneren Werte kommt es an. Zu süß war das Ganze nicht, denn am Tisch wurde ein Tom-Kah-Gai-Schaum mit Koriander-Chili-Öl angegossen, der zwar wenig Hühnergeschmack, aber eine subtil eingebundene Schärfe und natürlich die ganze Gewürzwelt Siams mitbrachte. Perfektes einheimisches Produkt mit von mir geliebten exotischen Aromen: Mein Favorit des Abends.
Weiter ging’s mit
4. Sehnsucht nach Sonne
Wenig überraschend stand jetzt Mediterranes auf dem Programm:
Das Bries vom nordfriesischen Kalb wurde vor dem sanften Braten in einer Orangenreduktion mariniert, auf Pastinakenstampf gebettet und mit Focaccia-Crumble bestreut. Darüber Fenchel als frischer Salat und feines Püree sowie Stabmuschel, die ich nicht geschmeckt habe. Auch hier war der Service gefragt: Die Sauce basierte auf in Vanille gegarter Paprika, der Chorizo einen kräftigen Touch geben sollte. Mir betonte die Komposition trotzdem etwas zu sehr die süße Seite, Pastinake hätte es vielleicht nicht sein müssen. Aber das ist Geschmacksache und lecker war’s auf jeden Fall. Dass meine Sehnsucht nach Sommer und Sonne gestillt wurde, kann ich nicht unbedingt behaupten. Aber mit solchen Zuschreibungen ist das immer so eine Sache.
Der nächste Gang setzte da noch einen drauf und kündigte
5. Die Liebe meines Lebens
an. Die saß zwar neben mir (und eine zweite duftete im Burgunderglas), aber die Küche hatte mit diesem Teller durchaus Argumente. Es ging um Vertrautheit, um kulinarisches Nachhausekommen und da ist ein so geiles Hühnerfrikassee schon mal eine gute Wahl. Brust vom 15 Monate trocken gereiftem Schwarzfederhuhn, sous vide gegart und dann gebacken, eine Velouté nach dem Rezept der … nein, nicht Oma, sondern Ehefrau des Küchenchefs, bereichert von Spargel, Morcheln, Crème von frischen Erbsen und schon entsteht ein heimisches Soulfood der Extraklasse! Hatte ich schon den Hühnerhaut-Crumble erwähnt? Yummy! Da ließ sich die die Sterneküche nicht lumpen und spendierte noch eine Praline vom gezupften Schulterfleisch mit einer dezenten Estragon-Mayo und vielen frischen Kräutern, die immer wieder eigene Akzente setzten. Nachsichtig nahmen wir zur Kenntnis, dass nach dem vorhergehenden Sommergang hier wieder der pure Frühling regierte. Stark!
Der Titel des Pre-Desserts ließ wieder rätseln:
6. Breakfast at Landon‘s
Dass es um Wärme, Kraft und Freundschaft gehen sollte, kann ich angesichts der Aromen gut nachvollziehen: Auf einer Schnitte reifem Espresso-Pfeffer-Brie wurde zart schmelzende Baileys-Eiscrème präsentiert, deren Kühle die starken Aromen von ausgezeichnetem Perigord-Trüffel, einer Pfeffer-Ahorn-Reduktion, Kaffee-Mascarpone-Schnee und zwei Bacon-Hippen nach und nach zum üppigen Vorschein kommen ließ. Ahorn und Bacon gaben auch einen Fingerzeig auf das amerikanische Frühstück, das Küchenchef Felix Gabel regelmäßig mit einem kanadischen Freund im Landon‘s einnahm, wie der Service aufzuklären hatte.
Meine Frau genoss glücklich; ich war froh, dass es mit einem „Hagebutten-Cassis“ von Sylter Heckenrosen, Gewürzen und Tee auch eine Erfrischung gab.
Mit dem abschließenden
7. Ritter der Kokosnuss
sollte schließlich mit Erwartung, Enttäuschung und freudiger Überraschung gespielt werden.
Das Kokosfleisch entpuppte sich als Ziegenkäse, die dunkle Schale als karamellisierte weiße Schokolade. Dünne Rhabarberscheiben waren in ihrem mit Champagner verfeinerten Sud kräftig rot gezogen. Dazwischen sorgte ein Petersiliensorbet für eine grüne Kräuternote. Ein in den Aromen sehr modernes Dessert, in dem klassisch süße Noten deutlich zurückgefahren waren. Kein Wunder, dass der Süße Fan lange nicht so begeistert war wie ich.
Aber nicht lange, denn die Küche schickte ein reichhaltiges Potpourri:
Einen frischen Mandel-Yuzu-Keks, Pralinen mit einer Füllung aus Bronzefenchel-Sorbet und Pesto (also doch wieder Kräuter…) und kandierte, schokolierte Walnüsse.
Später kamen noch Futjes (friesisches Schmalzgebäck, gibt’s eigentlich im Winter!) mit Nussbutter und Ananas gefüllt, eine Lakritz-Himbeer-Malzbier-Praline sowie ein Marshmallow mit Tonkabohne-Eis.
Ich gab dem Fan was des Fans ist und labte mich stattdessen an einem Verdauerle der selten anzutreffenden, aber sehr zu empfehlenden Art!
Das Kai3 hatte sich geleert, aber Hektik kam nicht auf. Der Service verabschiedete uns herzlich, die Küchencrew wünschte per Karte eine gute Nacht und wir schlenderten bei hellstem Mondschein durch den menschenleeren Hafen in Richtung Bushaltestelle, um uns mit wenigen anderen Nachtschwärmern von der Südspitze der Insel zurück nach Rantum bringen zu lassen.
Fazit: Ein kulinarisch wunderbarer Abend auf solidem 1-Stern-Niveau. Mir war es etwas zu viel „Story“ drumherum, aber entscheidend ist auf dem Teller. Und da konnten wir unseren ersten Sylt-Urlaub kaum freundlicher enden lassen.