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Hier an der Ecke Gerwigstraße/Georg-Friedrich-Straße, in den Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants „Georg Friedrich“, das für seine Balkanküche bekannt war, wurde mächtig investiert und renoviert. Und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen. Als wir an jenem Montagmittag kurz vor unserer Busfahrt zum Frankfurter Flughafen den altehrwürdigen Klinkerbau betraten, herrschte dort eine fast schon meditativ relaxte Atmosphäre – und das obwohl das Lokal recht gut besucht war. Ein Blick nach oben und das Rätsel der wohligen Akustik war gelöst. Eine schallgedämmte Decke, aus der putzige Spots aufleuchteten, sorgte also für angenehme Verhältnisse für die Ohren. Hängeleuchten, die wie auf alt gemachte Baustrahler in Einmachglas-Optik herab baumelten, zeichneten sich zusätzlich für die wohltuenden Lichtverhältnisse verantwortlich.
Daneben regierten gediegene Holzrustikalität und ausgefallene Vintage-Möbel diesen trendig urbanen Hort für betreutes „Burgern“. Ob das jetzt alles dem zeitgeistig genießenden Hipstertum geschuldet war, vermag ich nicht zu sagen und soll am besten jeder für sich selbst entscheiden. Ideenreich war der stilvoll eingerichtete Gastraum allemal angelegt. Die raumteilenden Säulen waren mit Buchseiten tapeziert, während eine mitten im Geschehen platzierte, hölzerne Doppeltür-Antiquität samt Rahmen und Echtverglasung mit ihrer abgesplitterten Lackschicht dem Raum einen Schuss extravagante Vergänglichkeit verlieh. Der heimelig wirkende Holzdielenboden lieferte die perfekte Basis für diesen geradlinig inszenierten Retro-Look, der sich mit massiven Holzplatten beim Mobiliar fortsetzte. Der dunkelgrün gekachelte Tresen, hinter dem sich die einsehbare Burgerküche befand, unterstrich das komplett auf Old-School getrimmte Erscheinungsbild des Ladens.
Auf den derben Holzbänken, lagen bequeme Kissen. Wer wollte, konnte sich auch in einem der gemütlichen Fauteuils zurücklehnen. Das Bücherregal mit jeder Menge literarischer Kost („alte Schinken“ zu innovativen Burgern…?) stand nicht weit entfernt. Nach freundlicher Begrüßung durften wir uns einen der freien Tische aussuchen. Wir entschieden uns für einen Fensterplatz, der den Blick auf den reichlich begrünten Biergarten davor freigab. Im Sommer sicherlich die angenehmste Möglichkeit mit Blick auf die Georg-Friedrich-Straße seine Open-Air-Bulette zu genießen. Umgeben vom unverputzten Backsteingemäuer und der angenehm gedimmten Beleuchtung wurde uns das Wohlfühlen leicht gemacht.
Der freundliche junge Mann, der den Service schmiss, reichte uns das „Beefpapier“, worin wir die zahlreichen Burgerkreationen inklusive Beilagen und ein paar Salate gelistet fanden. Aus der Palette an In-Getränken stachen uns die offizielle Craftbier-Hausmarke „Crafter“ sowie der naturtrübe Kräuterlikör namens „Odl“ sofort ins Auge. Weniger hip, dafür echt badisch: das gute alte Hoepfnerbier vom Fass. Der abstinente Modetrinker findet jede Menge Hamburger Limovarianten, die alle mit dem Vornamen Fritz beginnen. So gesehen nimmt das „Liebesbeef“ die mittlerweile schon standardmäßige Hürde in Sachen zeitgemäßer Softdrinks locker.
Die Namen der Gerichte klingen nicht weniger up to date. Es zwischenmenschelt kräftig bei den Burgerbezeichnungen, die sich „Ewige Treue“, „Jugenliebe“ und „Urlaubsflirt“ nennen. Das Fleischgewicht zwischen den Buns wird mit plus-minus 120 Gramm angegeben. Das hochwertige Angus-Rindfleisch für die Pattys stammt aus der Pfalz, genauer gesagt vom Angushof Carius aus Germersheim. Das erforderliche Grünzeug wird nicht weit weg, in Neibsheim bei Bretten, angebaut. Und die fluffigen Buns sind natürlich auch kein Massenprodukt, sondern werden von der Vollkornbäckerei Fasanenbrot aus dem nahegelegenen Stutensee-Blankenloch.
Das traditionelle Handwerk hat natürlich auch seinen Preis, obgleich sich dieser erfreulicherweise im Rahmen hält. Das carnivorenfreundliche Einsteigermodell mit Namen „Ewige Treue“ repräsentiert den Basic-Burger, der als Standard mit Salat (Lollo Bianco), Tomaten, Gurken und roten Zwiebeln ausgestattet ist. Dieser ist für 7,90 Euro erhältlich. Die veganen Varianten mit Kürbis- oder Falafelbratling namens „Reines Gewissen“ und „Reines Gewissen 2.0“ (ich hätte ihn wohl eher „Burgerneid“ oder „Im Zweifel für den Ganz-Veganen“ getauft…) beläuft sich auf 6,90 Euro. Die handgeschnittenen, in Kokosfett frittierten Pommes bestellt man separat (3,50 Euro). Für Frittenfans gibt es diese auch als gutes Pfund bzw. in der Süßkartoffelversion.
An Wochentagen wird einem zwischen 11.30 Uhr und 15 Uhr ein - dem Namen nach - fast schon unmoralisches Mittagsangebot unterbreitet. Beim sogenannten „Flotten Dreier“ herrscht freie Burgerwahl. Ein Schelm, der Schlüpfriges dabei denkt. Eine Portion Pommes oder ein Blattsalat-Techtelmechtel sind dabei inklusive. Und für den Durst wird ein hausgemachter Eistee (Zitrone oder Orange) gereicht. Mit 11,90 Euro ist man dabei und wird auch gut davon satt.
So jedenfalls meine Erfahrung, denn ich entschied mich für das Mittagsmenü. Mit meiner „Heißen Affäre“, dem mit Käse und Jalapeños verfeinerten Burger für all diejenigen, die der „ewigen Treue“ abgeschworen haben, wurde es mir gleich warm um den Gaumen. Meine Begleitung bewies ebenfalls „Burgernähe“ und bestellte die gleiche scharfe Gourmetfrikadelle. Der Fleischsaft tropfte vom perfekt medium gebratenen Patty, während wir die gut gebräunten „Craftfries“ mit den Fingern aus dem Frittierkorb zu Munde führten. Natürlich nicht ohne sie vorher noch in das Schälchen mit dem selbstgemachten Kürbisketchup zu tauchen. Der auf der heißen Bulette geschmolzene Käse hatte subtile Würze und war vom Geschmack her Lichtjahre von der Analogware der Franchise-Unternehmer mit dem großen M entfernt. Auch die Buns hoben sich bemerkenswert von den herkömmlichen Pappbrötchen ab. Jules Winnfield aus Pulp Fiction würde mir wahrscheinlich beipflichten: „Mmhhmm, this was a tasty burger!“
Merke: Ein echtes Liebesbeef-Erlebnis ist keine schnelle Nummer, dafür geht man mit gutem Bauchgefühl und angenehm entspannt aus einem Restaurant, dessen geschmackvoll eingerichtetes Interieur sehr zum Wohlfühlen beiträgt. Die betreuenden Beefboten machen ihre Sache gut, sind freundlich zuvorkommend und agieren nicht aufgesetzt cool. Die Premium-Buletten beweisen qualitative Substanz und können durchaus mit der „DeliBurgern“ aus der Akademiestraße mithalten.