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Allgemein:
Weiter auf der Suche nach einem satisfaktionsfähigen Spanier in Bremen, machte mich die positive Besprechung der Cocina de Salva im Weser Report neugierig. Der dortige Kritiker hatte uns immerhin schon zum sehr guten Hafenrandgriechen geführt (siehe Kritiken vom Borgfelder und mir "Zum Griechen").
Das Echo im Netz ansonsten etwas gemischt. Im Tripadvisor überwiegend positiv, auf der Facebookseite (https://www.facebook.com/La-Cocina-de-Salva-681344678554270/timeline?ref=page_internal) die erwartbaren "super-" und "köstlich-"Einträge, die Mittagstischkritik des Weser-Kuriers mit einigen negativen Feststellungen.
Am Samstagabend zur frühen Stunde um 18:30 Uhr begann unser Besuch beim Wirt und Koch Salvador Rodriguez Vargas in seinem sehr überschaubaren Restaurant. Im Laufe der nächsten anderthalb Stunden gesellten sich eine größere Gruppe und vier Paare jenseits des Studentenalters zu uns. Meine Vermutung, auch in der Cocina auf überwiegend weibliches Publikum zu treffen (siehe meine dafür gescholtene "Vorurteilskritik" des Tinto), wurde also zumindest durch diese Momentaufnahme widerlegt.
Nach unserem kulinarischen Erlebnis können wir die Küche des Wirtes Salvador Rodriguez Vargas gerne empfehlen.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis sehe ich bei 3,5 Sternen.
Service:
Das Team im Gastraum bestand aus einer jungen Frau, die den Service an den Tischen übernahm, einem jungen Mann hinter dem Tresen und dem Wirt, Herrn Vargas, der mit markanter Bandana die Oberaufsicht führt. Fragen wurden von unserer freundlichen und sehr gut deutschen sprechenden Bedienerin, einmal nach spanischer Rücksprache mit Herrn Vargas, beantwortet. Anfangs klappte alles einwandfrei und die Zeitabstände zwischen Brot mit Dips, Vorspeisen und Hauptgerichten passten. Meine beiden Weinorders mussten allerdings in Erinnerung gerufen werden. Unter Volllast dürfte der Service seine Mühe haben, die Gäste in akzeptablen Zeiten zu befriedigen.
Dass man aber sehr um das Wohl der Gäste bemüht ist, betone ich gerne.
Zu den Getränkepreisen: Das Lokalpils Haake Beck (kommt auch von Anheuser-Busch InBev Deutschland Brauerei Beck & Co!) kommt im Quervergleich auf stolzere 2,90 € für ortsübliche 0,3 l, Wasser 1,0 l auf 4,90 € und die offenen Hausweine starten bei 3,90 €; zur Auswahl als Hauswein stehen mehrere, gut beschriebene Weine auf der Karte. Mein schön kalter (Haus)Sauvignon war sehr akzeptabel. Die drei "Weine des Tages" sind mit 5,10 € für 0,2 l bepreist. Eine beachtliche Auswahl an spanischen Gewächsen in Flaschen bildet die eigentliche Weinkarte.
Zum Abschied gab es vom Wirt einen mallorquinischen Kräuterlikör, aus der verbreiteten grünen Flasche am Tisch eingeschenkt.
Die vergessenen Weine lassen die Sternenuhr auf gut drei stehen.
Essen:
Eine Karte findet sich auf der Facebookseite des Restaurants leider nicht. Hier möchte ich dem Wirt empfehlen, dies schnell nachzuholen, denn das zu Lesende ist erstaunlich vielfältig und weckt sicherlich Neugierde.
Hier ein Überblick: Vier Suppen (3,90 € bis 4,90 €), sechs Salate (5,90 € bis 10,90 €), 13 kalte Tapas (2,50 € bis 5,90 €, vorwiegend Kartoffeln, Wurst und Schinken), 14 abwechslungsreiche warme Tapas (3,50 € bis 7,90 €), 20 portionsgrößere Raciones (6,90 € bis 15,90 €, Meeresfrüchte, Tintenfisch, Pulpo, Fisch, Gemüse), vier gefüllte Croquetasvarianten (12,90 € bis 15,90 €), neun Fleischgerichte (12,90 € bis 21,90 €, Huhn, Lamm, Schwein, Rind) und fünf Fischgerichte (10,90 € bis 16,90 €, Lachs, Thunfisch, Meerbarbe, Kabeljau).
In der Restaurantkarte findet sich zudem eine eigene Seite mit luftgetrockneten spanischen Wurstspezialitäten, die als gemischte "Wurstplatte" angeboten werden. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass Herr Vargas seine Würste direkt in Spanien einkauft (schade, denn ich hatte auf eine Bezugsadresse gehofft).
Erst einmal gibt es vom Haus ein Körbchen mit gutem Stangenbrot (leicht warm und mit krosser Kruste) und zwei kleine Schälchen mit Aioli und einem Tomatendip. Das Aioli meint man aufgrund seiner standfesten Konsistenz und Farbe als Quark zu erkennen. Die Farbe beruht aber auf der eierfreien Zubereitung mit Milch. Ich fand die Konsistenz gut und auch die Knoblauchnote war noch ausreichend. Leicht nachgesalzen gefiel mir das Aioli im Vergleich zu den (Industrie)Frechheiten, die man leider immer öfter in iberischen Restaurants als Aioli serviert bekommt, gut. Meine ständige Begleiterin gab mir aber auf zu schreiben, dass ihr das Aioli im Tinto besser gefiele.
Der Tomatendip flüssig und geschmacklich an Gaspacho erinnernd.
Aus der reichhaltigen Tapasauswahl, die sich eindeutig vom "Schälchenangebot" anderer Restaurants mit vermeintlich originaler spanischer Küche unterscheidet, wählten wir das Angebot, fünf für 18,90 € selbst auszuwählen (Einzelpreise unserer Auswahl in Summe: 23,50 €). Wir orderten Morcilla (Blutwurst) von der kalten Fraktion, zweimal Spieße (Garnelen und Chorizo resp. Hühnchen), Champignons mit Knoblauch und Chorizo im Brötchen aus dem warmen Angebot. Die Champignons eher langweilig (meine ständige Begleiterin hat sich des Knoblauchs bemächtigt gehabt) und der gemischte Spieß auch eher unauffällig. Sehr gut die luftgetrocknete Blutwurst auf Brot, ebenso die Chorizo im warmen und knusprigen Brot und die sehr zarten und kräftig gewürzten Hühnchenstücke (Kreuzkümmel?).
Das nachgeorderte Brot erschien (kleinlich) mit einem Euro auf dem Kassenbon.
Die Portionsgrößen empfanden wir als gemischt. Der Spieß mit Chorizi und kleinen Garnelen ein "Happs", das Chorizobrötchen ordentlich. Satt wird man zu zweit davon freilich nicht. Also wurden noch Pulpo galizisch (15,90 €) und panierte Röllchen mit Schinken-/ Käsefüllung gebracht (11,90 €).
Die großzügig vielen Pulpostücke auf meinem Teller sehr zart auf einem aromatischen Olivenöl und mit grobem Salz und mildem Paprikapulver gewürzt. Eines meiner besten Pulpogerichte! Die Salzkartoffeln passten dazu gut.
Die mit krosser Panade aufwartenden Röllchen aus Schweinefleisch fielen demgegenüber ab. Meine ständige Begleiterin konnte keinen Käse entdecken oder schmecken (auch meine Untersuchung und Verkostung blieb negativ) und monierte die Röllchen als sehr trocken. Man hätte sie etwas zitronieren können. Besser gefielen die Kartoffeln mit einer tomatig-stückigen Gemüsetunke, die mich geschmacklich an Letscho erinnerte. Traurig der Brokkoli, der nur als farblicher Gegenspieler auf dem großen Teller eine Daseinsberechtigung hatte.
Salz- und Pfeffermühlen wurden uns auf Wunsch gebracht.
Nach der genossenen Auswahl wage ich die Aussage, dass in der Cocina von Herrn Vargas eine sehr bedachte und authentische Küche seiner Heimat gepflegt wird, die überwiegend erfreulich überzeugt. Ich gebe deswegen gerne vier Sterne für unser Essen.
Ambiente:
Das Restaurant ist klein und angenehm schlicht gehalten. Weiße Wände und dunkles Mobiliar dominieren. Der Blick nach unten zeigt einen Boden in Parkettoptik. Als Windfang dient ein karminroter Vorhang, der immer wieder sorgfältig geschlossen wurde, um die Kälte draußen zu halten. Für die Beleuchtung sorgen unambitionierte Spots in der Decke und einige Wandleuchten, die zusammen ausreichend Licht spenden.
Gegenüber dem Eingang die Theke mit einer Kühlvitrine, die mit ihrer Auslage aber nur einen kleinen Eindruck von der Tapasvielfalt vermittelt.
Die mit Sets belegten, ansonsten blanken Tische sind eng gestellt und bieten nur wenig Platz, zumal die Tapas auf großzügig dimensioniertem Porzellan serviert werden.
Beschallt wird man mit spanischer Schlagermusi, anfangs so à la Julio Iglesias.
Die Toiletten auch eher eng und in Leichtbauweise gehalten.
Sauberkeit:
Alles wirkte gepflegt und auch die Feuchträume frisch und sauber.