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Seit Langem gehörte das Yangda an der Ettlinger Allee zu unseren Lieblingsadressen. Es gibt dort eine breit gefächerte chinesische Küche, inklusive einiger Gerichte, die vom deutschen Gast etwas Abenteuerlust verlangen.
Blick nach draußen durch die Phalänopsen
Man kann dort nett sitzen, vor allem auf dem Balkon mit Blick auf die Anlage des FC Südstern, und chinesische Gerichte eignen sich in der Regel gut für einen Take-out, selbst wenn es nach Hause noch ein Stück zu fahren ist. Ab und zu ging mal was daneben (siehe meinen letzten Bericht zur komplett versalzenen Rindersuppe mit Sichuanpfeffer), aber wir waren dem Restaurant trotzdem treu geblieben. Schließlich gibt es dort auch ein paar Lieblingsgerichte, auf die wir uns immer verlassen konnten.
Bis vorgestern.
Einen Arztbesuch samt anschließendem Einkauf hatten wir so organisiert, dass sie zeitlich und geografisch vor ein Mittagessen im Yangda passten. Für den Balkon war es zu kühl, aber drinnen fand unsere dreiköpfige bzw. achtbeinige Kleinfamilie ein geeignetes Eckplätzchen, wo wir weder störten noch gestört wurden.
Man kann ja wenigstens mal gucken.
Für meine Frau sollte es Knusprige Ente mit süß-saurer Soße und Paprika sein (15,90 €), für mich Kreuzkümmel Lammfleisch (14,90 €), meinen absoluten Favoriten. Calvin blieb wie immer die Zuschauerrolle.
CO2 nur rechts
Zu trinken gab es Spezi (3,20 €) für meine Frau und ein alkoholfreies Hoepfner Pils (3,50 €) für mich. Darüber hinaus bestellten wir noch zwei Gerichte zum Mitnehmen, da keiner von uns am nächsten Tag Zeit hatte zu kochen, deswegen auch die 4 Personen.
Tja, mit dem Spezi ging es schon los. So wenig Kohlensäure drin, dass ich nicht verstehe, wie man das beim Eingießen nicht merkt. Wurde aber anstandslos ausgetauscht.
Aber die Zwiebeln...!
Als nächstes kam das Lamm. Wie gewohnt das herrlich ölige Kreuzkümmelaroma, das mich bereits nach dem ersten Bissen in exotische Weltgegenden beamt, ganz weit weg von good old Germany. Vom Beißgefühl allerdings eher wie zähes Rind; einiges davon ließ sich überhaupt nicht zerkauen und landete schließlich auf dem Tellerrand - das habe ich hier schon bedeutend zarter erlebt. Gar nicht gefallen konnten mir schließlich die dick geschnittenen, praktisch noch rohen Zwiebeln, die sonst immer viel weicher geschmort waren. Von denen bleib das Meiste zurück, was mir einige Sortierarbeit abverlangte, mit leider erheblichen Kreuzkümmelverlusten. Es gibt ja viele Gemüse, die sich fürs Kurzbraten eignen, aber Zwiebeln in dieser Wandstärke gehören nicht dazu.
Ente an Ketchup
Einige Minuten später wurde die Ente serviert. Ein kräftiges Tier, wie wir es hier gewohnt sind, wie immer durchgebraten, aber trotzdem relativ weich. Die Haut anfangs leicht knusprig, später nicht mehr. Die Paprikastreifen waren im Wok nicht viel mehr als warm geworden, aber da war das ok, im Gegensatz zu den Zwiebeln. Leicht irre war allerdings die süßsaure Sauce: Die bestand anscheinend aus Ketchup, der mit etwas Essig verdünnt und mit Zucker auf die gewünschte Süßsäuerlichkeit eingestellt worden war. Hä? In einem Chinarestaurant? Hatten wir noch nie erlebt und möchten es auch nicht wieder.
Danach hofften wir natürlich, dass die beiden Take-out-Gerichte die Gesamtbilanz aufbessern würden. Meine Frau kennt und schätzt Geschmortes Schweinebauch mit Eier (11,90 €) schon lange und war nie enttäuscht gewesen, ähnlich geht es mir mit meinem geliebten Ma-Po-Tofu mit Schweinehackfleisch nach Sichuan-Art in einer Reiswein und Sojachilisoße (11,90 €)
Zu früh gefreut. Der Schweinebauch war viel zu hart und hatte fast kein Aroma von der Sauce aufgenommen. Das Mapo Tofu war zwar geschmacklich in Ordnung, auch die 2-Schoten-Schärfe stimmte (ich mische es immer mit viel Reis), aber der Koch hatte leider das Hackfleisch vergessen. Es heißt zwar Mapo Tofu und nicht Mapo Hackfleisch, aber Schweinehack gehört dazu und war bisher auch immer reichlich drin. So steht’s ja auch geschrieben.
Wie soll man das verstehen? Unsere Vermutung ist, dass jemand Neues in der Küche sein Unwesen treibt; Der Wokmeister, der uns bisher immer so glücklich gemachte hatte, kann damit eigentlich nichts zu tun haben. Vielleicht muss ja auch Gas gespart werden, das würde manches erklären, aber nicht alles, die Ketchupsauce zum Beispiel nicht. Unsere Kritik am Gebotenen wurde ebenso stoisch wie kommentarlos aufgenommen, ähnlich wie damals bei der versalzenen Rindersuppe, sodass für übergroßen Optimismus kein Anlass besteht, dass sie irgendwas bewirkt.
Wie es weitergeht, wissen wir noch nicht. Ein Leben ohne das Kreuzkümmel-Lamm kann ich mir nicht vorstellen, und ohne Mapo Tofu auch nicht. Aber es gibt ja das verschwisterte Yangda im Passagehof, vielleicht kann man es da ja noch. Schaun mer mal, wenn auch vielleicht nicht so bald.