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Die Küche im „Red Chillies“ orientiert sich primär an nordindischen Gerichten aus der Region Punjab. Diese sind für den europäischen Gaumen mitunter am besten verträglich, da sie erst nach der Zubereitung mit Soßen und Chutneys gewürzt werden und einen deutlich geringeren Schärfegrad, als beispielsweise die Speisen aus dem Süden des Landes, aufweisen. Huhn und Lamm sind bei den Fleischgerichten recht häufig vertreten. Linsen, Kichererbsen und Kartoffeln stellen die Hauptzutaten bei den vegetarischen Speisen dar. Beim Plausch mit dem Inhaber erfuhren wir außerdem die Bedeutung des Weizenanbaus in Nordindien und seine Auswirkungen auf die dortigen Essgewohnheiten. Das frisch gebackene Naan-Brot zeugt als bevorzugte Beilage von diesem Umstand und ersetzt in diesem Teil des Landes den sonst üblichen Reis.
Gleich vorweg zwei äußerst positive Aspekte bezüglich der Anfahrt zu den „roten Schoten“. Die verkehrsgünstige Lage des Restaurants verkürzt und erleichtert die Anreise aus dem Landauer Umland nicht unerheblich. Außerdem sind immer genügend Parkplätze rund um den großen, unterschiedlich genutzten Gebäudekomplex (etliche Arztpraxen plus Apotheke, usw.) vorhanden, womit die lästige Suche nach eben diesen entfällt und ein entspanntes Ankommen ermöglicht wird.
Bei meinen bisherigen Besuchen im „Red Chillies“ hat es mir hier immer vorzüglich geschmeckt. So auch am letzten Samstagabend, als wir uns dort zu viert (recht spontan) trafen. Es war gut besucht an diesem Abend und wir hatten Glück, einen der wenigen freien Tische zu ergattern. Von der Einrichtung her hat man meiner Meinung nach etwas zu viel Neo-Folklore ins Interieur gepackt. Das überdimensionierte Bild vom Tadj Mahal lasse ich mir ja noch gefallen, aber der überspiegelte Thekenbereich und die zu helle Beleuchtung tragen da etwas zu dick auf und lassen wenig Platz für Gemütlichkeit. Hier wäre weniger bzw. schlichter einfach besser! Das Innere würde auf mich ansprechender wirken, wenn man auf kitschige Accessoires weitgehend verzichtet und stattdessen geradlinigere, klarere Formen und Raumelemente verwendet hätte. Warum müssen indische Restaurants bei uns immer genau so aussehen wie es sich der deutsche Gast vorstellt? Von dieser etwas anachronistischen Herangehensweise könnte man sich ja auch mal distanzieren und stattdessen verstärkt auf Individualität setzen. Und dabei einfach die Teller sprechen lassen - „Let the plates do the talking!“
Was die Zutaten und Produkte betrifft, geht man im „Red Chillies" qualitativ den richtigen Weg und setzt dabei konsequent auf eine frische Zubereitung. Natürlich wird auch hier das Fleisch vorher eingelegt, um die typische Zartheit bzw. Saftigkeit zu erzielen. Die Verwendung authentischer Gewürze, wie z.B. Koriander, Ingwer, Kurkuma und Kardamom, sorgt dabei für das besondere Geschmackserlebnis. So beispielsweise beim gemischten vegetarischen Vorspeisenteller für zwei Personen. Die Samosa-Teigtaschen waren fein gewürzt und die in Rapsöl ausgebackenen Pakora-Varianten nicht übermäßig fettig. Auch der Blumenkohl war mit Curry-Gewürz lecker verfeinert bevor er einen „Kichererbsen-Mantel“ verpasst bekam. Für 8 Euro war diese Vorspeise für zwei Personen völlig ausreichend dimensioniert. Der fruchtig-pikante Tamarinden-Dip passte übrigens besonders gut zu den "Frischkäse-Pakoras" und den Bratlingen mit Röstzwiebel und Aubergine. Wirklich ein sehr leckerer „Warm-up“, der die kulinarische Entdeckungsreise stimmig eröffnete.
Als Hauptgang wählte ich das “Chicken Madras“ (12,50 Euro), eher eine Spezialität aus dem Süden des Landes. Dies hörte sich vom Namen her viel schärfer an, als es in Wirklichkeit war. Zum Nachwürzen wurde ein Tellerchen mit gehackten Chilli-Schoten in Öl gereicht. Bei ihnen war Vorsicht geboten! Der mit Nelken parfümierte Basmati-Reis duftete wunderbar und war schnell aufgebraucht. Eine zweite Portion wurde umgehend von der freundlichen Servicekraft – ohne Aufpreis – an den Tisch gebracht. Die Sauce hatte diese wunderbar aromatische, leicht fruchtige Schärfe. Darin schwammen frische Champignons, Ingwer und Knoblauch um die Wette. Ein regelrechtes Genesungsmahl angesichts meines akuten grippalen Infektes. Das Hähnchenbrustfilet war raffiniert gewürzt und wurde wohl vorher in Joghurt eingelegt. Danach verschwand es zur „Schwitzkur“ im 600 Grad heißen Lehmofen, um letztlich kurz vorher angebraten auf meinem Teller bzw. in dem obligatorischen Metallschüsselchen samt Sauce zu landen.
Das nachbestellte Naan-Brot wird im „Red Chillies“ immer frisch gebacken, was natürlich ein paar Minuten dauern kann. Das Ergebnis rechtfertigt diesen Umstand jedoch vollends. Knusprig und doch fluffig, eignet es sich hervorragend zum Soße-Tunken! Und wenn die ganze Angelegenheit schärfemäßig aus den Fugen gerät, hilft eine "Boondi Raita", eine Art Joghurt-Sauce mit Kichererbsenbällchen (3 Euro), um die Geschmacksnerven wieder zu beruhigen. Oder man ordert einfach einen Lassi (Mango, Banane, Kokosnuss oder Sauer) für 3,50 Euro (0,4l-Glas).
Mein Kollege entschied sich aus der großen Auswahl an Lammgerichten (allein 11 Variationen waren in der Karte zu finden) für das mit Zwiebeln, Paprika, Tomaten, Knoblauch und Ingwer gekochte „Lamm Karahi“ (14 Euro) und zeigte sich mit seiner Wahl sehr zufrieden. Auch das mit Sahne, Kokos und Mandeln zubereitete „Kashmiri Chicken“ (12,50 Euro) mundete seinem Besteller vorzüglich. Nicht zu vergessen das mild gewürzte Gemüse-Curry (10,50 Euro) von der reich bestückten vegetarischen Abteilung der Speisekarte (15 (!!!) verschiedene Gerichte stehen zur Auswahl).
Damit hatten wir uns – mit Ausnahme der auf einer heißen Eisenplatte servierten Spezialitäten aus dem Tandoori-Ofen – quasi einmal quer durch das vielfältige kulinarische Angebot des „Red Chillies“ gefuttert. Als Dessert ging noch zweimal der Eisbecher „Bombay“ (4,50 Euro), sozusagen die Maharadscha-Version eines „Coupe Dänemark“. Mit dem primär aus Zucker, Butter und Mehl hergestellten indischen Blätterkrokant (3,50 Euro) stellte ich schon frühzeitig die Weichen in Richtung Alters-Diabetes.
Zusammenfassend lässt sich nach mehreren Besuchen konstatieren, dass im „Red Chillies“ mit viel Mühe und guten Produkten eine saubere indische Küche vom Herd kommt. Das freundliche Servicepersonal beantwortet gerne Fragen zu verschiedenen Gerichten und agiert souverän. Dass sich solch eine Qualität in Landau herumspricht, merkt man an den gut besetzten Tischen. Bei der (etwas günstigeren) Mittagskarte geht dieses Konzept ebenfalls auf. Eine große Auswahl wechselnder Gerichte lockt hier in erster Linie das arbeitende Volk der näheren Umgebung an. Und Parkplatzsorgen muss man sich in der Gegend ja eh keine machen