"Kann das Haus seinem guten Ruf gerecht werden? Ja, aber nicht so ganz!"
Geschrieben am 07.09.2017 2017-09-07 | Aktualisiert am 20.11.2017
"Bier huiii - Essen nicht so berauschend"
Geschrieben am 18.03.2017 2017-03-18
"Montclair - Essen, das uns begeisterte"
Geschrieben am 18.03.2017 2017-03-18 | Aktualisiert am 18.03.2017
"Tolle Auswahl an Eisbechern zu günstigen Preisen"
Geschrieben am 08.05.2016 2016-05-08
"Braugasthaus mit sehr guter lokaler Küche"
Geschrieben am 06.10.2015 2015-10-06
Das Haus befindet sich seit seiner Gründung im Familienbesitz und wird derzeit in dritter Generation von Familie Buchna geführt; die vierte Generation ist bereits fest in den Betrieb eingebunden. Alles Wissenswerte zum Hotel, zum Restaurant; Speise- und Weinkarte sowie Termine von Events etc. lässt sich auf einer sehr anschaulichen Homepage unter www.hotel-saarschleife.de finden.
Ambiente: Wie es sich für ein Landhotel gehört sind die Gasträume, die wir gesehen haben, im Landhausstil eingerichtet; dass die Nassräume ausschliesslich mit Sanitär-Produkten von Villeroy & Boch eingerichtet sind versteht sich wohl von selbst. Die Tische in den Gasträumen sind wertig eingedeckt, ob die Schränke und Truhen wirklich alt oder nur auf alt getrimmt sind vermag ich als Laie nicht zu sagen. Überhaupt nicht gefallen hat mir, dass die Tische eng beieinanderstehen. Unser Tisch war von drei Nachbartischen umgeben und ein Stück weiter tagte eine grössere Gesellschaft (16 oder 18 Personen) an einer langen Tafel. Unterhielten sich die Tafelgäste sowie wir und die Gäste am Tisch direkt vor mir in gedämpfter sprich angemessener Lautstärke, so hatte ich direkt hinter mir sechs und schräg gegenüber zwei ausgesprochene Schreihälse, Männlein wie Weiblein, sitzen. Seither weiss ich, bisher in der Hinsicht absoluter Laie, jetzt so ziemlich alles über sämtliche in Deutschland bzw. Frankreich erhältliche E-Bikes, deren Vor- und Nachteile, über Preise und die besten E-Bike-Routen im Saarland und auch jenseits der Grenze sowie mit den Bikes gemachte Erlebnisse. Beziehungsweise wurde ich ungewollt in epischer Länge und Breite von einem Aussendienstler dahingehend "informiert", wie, warum und in welcher Höhe er mehr Umsatz als im letzten Quartal "beigeschafft" hat. All das hatte mich nicht die Bohne interessiert; ich fühlte mich belästigt und lärmgeschädigt. So richtig geniessen konnten wir unser Mittagessen nicht. Dafür muss ich glatte zwei Sterne in Abzug bringen, verbleiben für "Ambiente" noch zwei.
Sauberkeit: Alles sehr gepflegt und sauber sowohl in den Gast- wie auch in den Nassräumen, wobei diese auf mich so wirken als seien sie erst letzte Woche und nicht schon vor einem Jahr renoviert worden. Im Herren-Nassbereich können die urinierenden Gäste an den Wänden Illustrationen aus Tim und Struppi-Heften bewundern, darüber hinaus stehen auf den unteren Bilderrahmenleisten noch kleine Tim und Struppi-Figuren. Sollte es also mal nur verhalten tröpfeln, wird es dem Tim und Struppi-Fan wenigstens nicht langweilig. Ein halber Stern Aufschlag für Timm und Struppi; insgesamt für den Bereich Sauberkeit viereinhalb Sterne. P.S. Nach Aussage meiner Frau muss der elegant-nüchterne Damen-Nassbereich ohne Illustrationen auskommen.
Service: Von einer Chefin erwarte ich schlicht und ergreifend, dass sie sich beim Anblick eines etwas unschlüssig dastehenden Gastes spontan auf diesen zubewegt, ihn anspricht und ihre Hilfe anbietet. Frau Buchna, die Hausherrin, hält dies offenbar nicht für erforderlich. Während meine Frau nach der doch etwas längere Anreise (viele Baustellen!) Richtung Toilette enteilt war, hatte ich mich im Hotel-Eingangsbereich direkt neben der Reservierungsliste für das Restaurant aufgebaut und wartete darauf, von einer Servicekraft bemerkt und, nach einem Block ihrerseits auf die Liste, an unseren Tisch gebracht zu werden. Während ich dort stand und wartete, so etwa fünf Minuten lang, kam Frau Buchna (ich erkannte sie nach einem Bild auf der hauseigenen Homepage) dreimal an mir vorbei; ausser einem leichten Kopfnicken in meine Richtung kam von ihr absolut nichts. Dann erspähte mich Gottseidank Irina Kofschoff, laut Namensschild an ihrer Dirndlschürze (alle weiblichen Servicekräfte und auch Frau Buchna tragen eine Art Dirndl) die stellvertretende Restaurantleiterin. Im Gegensatz zu Frau Buchna steuerte sie direkt auf mich zu, begrüste mich sehr freundlich und führte mich dann nach kurzem Blick in die Reservierungsliste zu unserem Tisch. Dort betreute sie uns während unseres Aufenthalts sehr umsichtig und kompetent, flott und irgendwie "unaufdringlich ständig präsent". Frau Kofschoff liess das Fehlverhalten ihrer Chefin nahezu vergessen und wir fühlten uns wirklich gut umsorgt. Trotzdem ziehe ich für den Buchna-Malus im Bereich "Service" ein bisschen ab und vergebe vier Sterne anstatt viereinhalb.
Essen und Trinken: Familie Buchna unterstützt die Idee von Slow Food Deutschland e.V. und bietet laut ihrer Homepage "regionale Küche mit individuellem Einschlag" und frischen gekocht mit frischen Produkten aus der Region an. Lang (89 Positionen) ist die Liste (Stand 1.04.2017) der Erzeuger und Lieferanten. Kurz dagegen die Speisekarte; das lässt wirklich hoffen, dass in dieser Küche TK-Ware und Convenience Products keine Heimstatt haben. Die Weinkarte bietet eine reiche Auswahl an Weinen aus der Region und den weiteren bekannten deutschen Anbaugebieten. Bekannte Namen wie Ollinger-Gelz, Molitor, Petgen-Dahm, Joh.Jos.Prüm, Forstmeister Geltz-Zilliken, Dr.Heger, van Volxem, von Othregraven, Haag, Knipser, Huber Tullius & Partner sind vertreten und auch das Ausland kommt mit Italien, Frankreich Spanien etc. zu Wort. Die Weinpreise sind recht fair kalkuliert, dies gilt auch für die Preise der angebotenen Gerichte.
Bereits zuhause beim Studieren der Speisekarte hatten wir uns Richtung des 3-Gang- Menüs für EUR 48,00 orientiert wobei gestern eines der Gerichte des zweiten Ganges, das "Schweinskotelette aus heimischen Landen" durch die "Rinderroulade" ersetzt worden war. Natürlich hätten wir uns auch für das 5-Gang-Menü zu EUR 78,00 erwärmen können. Da wir aber beide Mittags nur sehr wenig bzw. nichts essen, hätte uns dieses Menü zur Mittagszeit höchstwahrscheinlich überfordert; am Abend wäre es sicherlich anders gewesen.
Zu trinken bestellte meine Frau wie üblich zu Beginn "ihren" Averna (EUR 3,50) und ich ein Pils (0,25l EUR 2,90). Zum Essen wählte sie einen Grauburgunder von Petgen-Dahm (0,2l EUR 7,60) sowie eine kleine Flasche Mineralwasser (0,25l EUR 2,70); ich nahm einen trockenen Riesling vom Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken (0,2l EUR 7,80). Der Grauburgunder begeisterte meine Frau absolut nicht; für ein Produkt von Ökonomierat Petgen-Dahm präsentierte er sich absolut flach und nichtssagend. Schade, das kennen wir von Weinen dieses Weinguts so bisher überhaupt nicht. Ich mit meinem Riesling hatte dagegen mehr Glück; trocken aber nicht staubtrocken, mineralisch ausgewogen und nicht zu "derb steinig" sondern er ging in die elegant-schlanke Richtung. Feines Tröpfchen..
Wir sahen die Speisekarte vor Ort nochmal durch; ein Saarländer kann sie nicht verfasst haben, denn "Horrische" (korrekt Hoorische) gibt es im ganzen Saarland nicht und uns fielen noch zwei drei weitere Ungereimtheiten auf. Schliesslich landeten wir beide beim 3-Gang-Menü und wählten unisono die gleiche Vorspeise (Ziegenkäse) und das gleiche Hauptgericht (Rinderroulade) , während sich beim Dessert die Geister schieden. Hier die Komponente des 3-Gang-Menüs:
Vorspeise: Mit Speck bardierter und gratinierter Ziegenkäse auf geröstetem Walnuss-Kümmelbrot, Apfel-Balsamico, Birnen-Vanille-Chutney und Ölraukensalat oder Crèmesuppe vom Muskatkürbis mit gerösteten Kürbiskernen, Kürbiskernöl und Rehklößchen
Hauptgericht: Im Ofen geschmorte Rinderroulade mit Essiggurke, gedünsteten Zwiebeln und Speck gefüllt, mit glaciertem Gewürz-Rotkraut und geschmälzten Hoorische Knepp (auf der Karte "Horrische") oder
Auf der Haut gebratenes Medaillon vom Zander, Pommery-Senfkörner-Velouté, Schwarzwurzeln à la crème und Kartoffelschales mit Wurzelgemüse
Dessert: Lauwarme Quitten-Rahmtarte mit Karamellsauce und "Frozen"-Joghurteis oder
Saarwirts Käseteller (Vier leckere Käsesorten aus Kirsch les Sierck mit Feigen-Portweinkompott, Süßrahmbutter und weissen Trauben). Meine Frau entschied sich hier für Tarte und Eis, ich bestellte den Käseteller.
Die Küchenbrigade wird von gleich zwei Küchenchefs, nämlich Celine Weisse und Christian Münch-Buchna, dem Schwiegersohn der Betreiber, angeführt; elf Personen sorgen dafür, dass bestellte Speisen zügig zubereitet über den Pass gehen. Das gelingt in der Tat; alle Tische unseres Gastraums waren besetzt und dennoch hielten sich die Wartezeiten durchaus in Grenzen. Nach einem Körbchen mit dreierlei Brot und zweierlei Aufstrichen (ich nahm im Gegensatz zu meiner Frau nur Brot) brachte uns Frau Kofschoff eine Gruß aus der Küche: eine Tranche Poulardenrolle mit Linsen, beides recht säuerlich. Na ja, kein Grund in Begeisterungsstürme auszubrechen. Nach schicklicher Frist präsentierte Frau Kofschoff Teller mit grossem Berg Grünzeug darauf. Nanu, etwa ein weiterer Küchengruß? Weit gefehlt, es handelte sich hierbei um die Vorspeise, unter dem Ölraukenverhau verbarg sich wirklich gut getarnt der Ziegenkäse. Also das Gestrüpp zur Seite geräumt und den Käse angeschnitten; Daumen hoch und volle Punktzahl. Der bardierte und gratinierte Käse ein auf der Zunge zerfliessendes Gedicht, das nicht zu sehr "ziegte", der Apfel-Balsamico selbst für mich, normalerweise Balsamico-Verächter, hier absolut stimmig ebensowie das Birnen-Vanille-Chutney. Und von der Ölrauke muss man ja nur soviel essen wie man mag; ich liess viel davon liegen was meine Frau dazu bewog unsere Teller gegen Schluß zu tauschen. Applaus für diese absolut gelungene Vorspeise. Applaus verdiente auch der Hauptgang in Gestalt der Rinderroulade, obwohl sie für mich ruhig noch ein bisschen länger hätte geschmort werden dürfen. Sie zerfiel nicht schon beim blossen Draufschauen, war aber doch sehr zart und gut gewürzt; für meine Frau war sie goldrichtig. Normalerweise lassen wir beide bei Rotkraut als Beilage immer was davon liegen; heute war dies nicht der Fall, das glacierte und unter anderem zimtgewürzte (der Advent ist ja auch in nicht allzuweiter Ferne) Kraut wurde auf beide Tellern komplett weggeputzt, genau wie die Hoorische. Drei davon gab es pro Person, ein weiterer hätte uns gut gefallen. Aber es stand uns ja noch die Nachspeise bevor. Leider war meine Frau mit ihrer Tarte alles andere als zufrieden; ihr Kommentar: "Strohtrocken und absolut ungeniessbar." Weshalb ein Großteil dieser Tarte auch liegenblieb, aber wenigstens gab es ja noch die Karamellsauce und das "Frozen"-Joghurteis. Mein Käseteller stellte mich voll zufrieden, das mir dazu von Frau Kofschoff angebotene Glas Rotwein musste ich mit dem Ausdruck grössten Bedauerns zurückweisen. Es hätte natürlich hervorragend gepasst aber ich hatte Fahrdienst. Haupt-Käselieferant für das Restaurant sind Cathy und Roland Repplinger aus Kirch les Sierck, die dort auf ihrer Ferme "Les Grands Vents" seit Jahre diverse Käse produzieren; natürlich kommt auch die Milch dafür aus dem eigenen Stall. Auf meinem Käseteller fand ich ihre Produkte "Recollet", "Tomme du Pays de Sierck", "Tête de Repplinger" und "Pavé de grands vents" vor. Alle vier Sorten waren sehr wohlschmeckend, mein Favorit war der etwas Blaugeäderte; leider habe ich vergessen nachzufragen welcher das war. Die Süßrahmbutter habe ich nur kurz gekostet, eigentlich brauchte ich sie nicht wirklich. Sehr gut zu den Käsen passten natürlich die Trauben und auch das Feigen-Portweinkompott, wobei ich sagen muss, dass mit Portwein ziemlich gegeizt worden war, Wäre er nicht im Namen der Beilage erwähnt hätte ich ihn wohl nicht bemerkt. Zum Abschluß gab es für meine Frau noch eine Tasse Kaffee (EUR 2,90) und für mich einen Espresso (EUR 2,80). Viereinhalb Sterne wären für Essen und Trinken durchaus berechtigt und drin gewesen, hätte es da nicht den Grauburgunder und die Tarte gegeben. Da wir mit allem anderen sehr zufrieden waren, ziehe ich für die beiden Schwachpunkte nur einen halben Stern ab und lande deshalb in der Bewertung für "Essen und Trinken" bei vier Sternen.
Preis-/Leistungsverhälnis: ist in Ordnung, die aufgerufenen Preise sind in der Höhe berechtigt. Vier Sterne-
Fazit: Für weniger Qualität haben wie andernorts auch schon mehr bezahlt, insgesamt waren wir zwar nicht hemmungslos begeistert oder hin- und hergerissen, aber doch sehr zufrieden. Andererseits muss festgestellt werden, dass man um eine gleichwertige Küche zu finden nicht die Saarbrücker Stadtgrenze überqueren und 66km weit fahren muss; Gleiches und Besseres gibt es in der Landeshauptstadt auch, ganz zu schweigen von den vielfältigen Möglichkeiten gleich jenseits der französischen Grenze.